Salamanca- Universitätsstadt mit zwei Kathedralen
Die Kathedralen von Salamanca
Als ich wach werde gilt mein erster Gedanke der Kathedralen von Salamanca. Unser heutiges Ziel und sicher eines der Highlights in der Universitätsstadt Salamanca.
Was machen meine beiden Reisebegleiter? Haben die beiden schon ausgeschlafen? Da der gestrige Ablauf sehr gut geklappt hat bleiben wir bei unserer Einteilung. Während Edith und ich bereits frühstücken gehen überlassen wir meinem Bruder das Zimmer und treffen uns im Hotelrestaurant.
Bereits eine Stunde später können wir los zu unseren heutigen Zielen.
Salamanca besitzt zwei Kathedralen, die sich jedoch in einem gemeinsamen Gebäude befinden. Die alte Kathedrale stammt aus dem 12. Jahrhundert und die neue Kathedrale aus dem 16. Jahrhundert. Nach dem Erdbeben von Lissabon wurde der Turm der neuen Kathedrale verstärkt, da sich Risse an ihm bildeten. Von außen haben wir das imposante Bauwerk bereits gestern bewundert.
Die alte romanische Kathedrale wurde nach der Reconquista mit der wachsenden Bevölkerungszahl in Salamanca zu klein. Daher beschloss der damalige Bischof und der Stadtrat unter starker Anteilnahme der katholischen Könige den Bau einer neuen Kathedrale. Der Bau der neuen Bischofskirche wurde unmittelbar neben der alte Kirche gelegt. Das neue Gotteshaus ist doppelt so lang und hat auch in Höhe und Breite gewaltige Dimensionen bekommen. Das nördliche Querhaus der alten Kathedrale wurde dafür abgetragen. Die Einweihung der neuen Kathedrale konnte nach langer Baugeschichte im Jahr 1733 stattfinden.
Der Wiederaufbau der Schäden, die 1755 während des Erdbebens von Lissabon entstanden, wurde 1762 abgeschlossen. Eine weitere umfangreiche Renovierung fand im Jahr 1992 statt.
Inzwischen stehen wir in einer Schlange vor dem Eingang, wo gleichzeitig die Eintrittskarten verkauft werden. Man kann die Karten auch in vorab online bestellen und somit die Warteschlange umgehen . Doch einen wirklich großen Unterschied macht es nicht, es geht zügig vorwärts.
Die neue Kathedrale
Nach kurzer Zeit ist es geschafft- wir sind in der Kathedrale. Der Rundgang beginnt in dem neuen Teil des monumentalen Gebäudes. Zum Eintritt gehört ein Audio-Guide und ich nehme mir fest vor das Gerät diesmal nicht zu 90% der Zeit unbenutzt in der Handtasche zu tragen. So schön und praktisch die Audio-Guides sind, manchmal ist es doch ein wenig viel an Information. Ich möchte hier ja nicht Geschichte studieren sondern nur einen kleinen Überblick bekommen.
Die Kathedrale ist beeindruckend, ohne Frage. Hoch und dunkel ragt die barocke Decke über uns auf, es scheint als dringt kein Sonnenstrahl in das Gebäude. Die Temperatur bestätigt den Eindruck- es ist kalt! Richtig kalt! Viele Gotteshäuser sind innen kühl durch die hohen Decken und die dicken Mauern- aber hier ist es kalt wie im Kühlhaus. Wer soll den hier eine Stunde Gottesdienst aushalten? Gott sei Dank habe ich ein warmes Tuch dabei, das ich mir fröstelnd um die Schulter schlinge. „Peter“ frage ich meinen Bruder „frierst du nicht?“ „Ähhh – ja schon“ meint er zögerlich, aber ich kann die Gänsehaut auf seinen Armen gut erkennen. Edith ist die erste die aufgibt. „Ich warte draußen!“ meint sie zähneklappernd und reibt ihre Arme um sich ein wenig zu wärmen. „Das ist mir hier zu kalt!“ Alle Achtung- meine Mutti friert sonst nie! Das will schon was heißen!
Gemeinsam mit Peter schlendere ich durch den Rest der Kathedrale und wir betrachten das eindrucksvolle Chorgestühl. Halb durchgefroren kommen wir an den Eingang zur alten Kathedrale.
Die alte Kathedrale
Bei dieser Kirche handelt es sich um eine kreuzförmige Basilika mit einem Langhaus von 52 Metern. Der linke Querhaus-arm wurde jedoch beim Bau der neuen Kathedrale abgeschnitten.
Der Kreuzgang, ursprünglich maurisch beeinflusst, wurde nach der Zerstörung während des Erdbebens von Lissabon in klassizistischer Form wiederhergestellt. Beeindrucken sind die sehr gut erhaltenen Wandmalereien. Sie zählen zu den schönsten ihrer Art in Europa.
Die alte Kathedrale gefällt mir eigentlich besser als die neue und sie hat einen ganz großen Vorteil. Sie ist nur halb so kalt!!!!! Trotzdem sind wir ordentlich durchgefroren als wir am Ausgang ankommen. Mit klammen, zitternden Händen nehme ich das kaum gebraucht Audio-Guide aus meiner Handtasche und gebe es wieder ab. So wie fast immer!
Edith sitzt geduldig auf einem Mauerrand in der warmen Sonne und wartet auf uns. „Und? Wie war es?“ ist ihre erste Frage. Sehr schön und absolut sehenswert, doch ich empfehle jedem Besucher einen warmen Pullover oder eine Strickjacke mit sich zu tragen. Egal wie schön und warm draußen die Sonne scheint.
Die Universität von Salamanca
Da Peter und ich erst mal ein wenig auftauen müssen suchen wir uns einen Sonnenplatz in einem Cafe. Meine Güte, was sind die wärmenden Sonnenstrahlen angenehm!
„Was haben wir denn für weitere Pläne?“ möchte Edith wissen. Keine großen Besichtigungen, es ist ja schließlich Urlaub. Geplant ist nur Erholung und ein wenig durch die Stadt Salamanca zu bummeln.
Ein „Muss“ ist in Salamanca natürlich das reich-verzierte Hauptportal der Universität mit dem berühmten Maskottchen, der Frosch auf einem Totenschädel. Ein Symbol was hier überall als Souvenir und Glücksbringer verkauft wird.
Salamanca hat die älteste heute noch bestehende Universität Spaniens. Bereits im 16.Jahrhundert wurde hier der Grundstein für die neuzeitliche humanistische Naturrechtslehre gelegt. Schon damals zählte die Universität 8.000 Studenten und war eine der wichtigsten Bildungsstätte Europas. Im Jahr 1492 musste Columbus hier in Salamanca den versammelten und sehr skeptischen Professoren und Kardinälen seine Theorien bezüglich des Erdumfanges erläutern. Dabei erklärte er ebenfalls seine Pläne den Osten über den Seeweg nach Westen zu erreichen.
Ein weiteres wichtiges Geschehen in der Geschichte der Universität ist die Formulierung der Grundlagen des Völkerrechtes im Jahr 1540 von dem Dominikanerpater Francisco de Vitoria.
Der Frosch von Salamanca
Da ich unbedingt den Frosch sehen möchte machen wir uns also auf den Weg zur Universität. Es ist gar nicht so einfach das Hauptportal zu finden, doch nachdem ich drei mal unterwegs nach dem Frosch gefragt habe sind wir endlich richtig. Das Portal mit den zahlreichen Skulpturen und dem dichten Dekor liegt vor uns. Doch wo ist der Frosch? Den einzigen Frosch den ich sehe, hat eine Verkäuferin vor dem Portal in Form von Schlüsselanhängern und Postkarten. Stück für Stück betrachten wir das hohe Portal. Dann habe ich ihn enteckt! Bingo!
Oben rechts auf einer Säule kann ich den Totenkopf erkennen und auf seinem Haupt sitzt ein Frosch. Da muss man aber schon wissen nach was man sucht! Es sind drei Totenköpfe und auf einem sitzt ein kleiner Frosch. Eigentlich, so habe ich gelesen, soll es ja eine Kröte sein. Die Kröte symbolisiert die Ausschweifungen im Leben, die dann nach dem Tod gesühnt werden. Laut meinem Reiseführer eine Mahnung an das ausschweifende Leben der Studenten.
Auch heute noch ist Salamanca eine wichtige Universitätsstadt. Da hier das beste Hochspanisch gesprochen wird, bietet die Universität auch viele Sprachkurse an und so ist besonders in den Sommermonaten die Stadt mit ausländischen Studenten gefüllt.
Die Fresken von Jeronimo Garcia
Doch es gibt neben dem Frosch noch eine andere Kuriosität wie ich von meinem Bruder Peter erfahre. In der Fassade der Kathedrale ist ein Astronaut und ein Drachen mit einer Eistüte zu sehen. Nanu! Wie kommt ein Astronaut und ein Drache mit einer Eistüte in eine Fassade, die im Jahre 1733 fertiggestellt wurde? Ein Drache, das ist nicht so ungewöhnlich. Aber eine Tüte Eis? Und ein Astronaut? Wir machen uns auf den Weg zurück zur Kathedrale, denn das möchten wir alle drei mit eigenen Augen sehen. Dort kommt die erste Herausforderung. Wie finden wir einen eis-essenden Drachen und einen Astronaut in der Fassade dieses großen Gebäudes? Doch wir haben Glück. Wir entdecken zwar nicht gleich die gesuchten Motive, dafür jedoch einen Reiseleiter der auf eine Stelle der Fassade deutet und seinen Gästen etwas erklärt. Und als wir näher gehen werden wir fündig. Tatsächlich- da ist der Astronaut! Mit Helm und Moon-Boots! Und nicht weit davon entfernt sehen wir auch den Drachen. Frech grinst er nach unten und hat eine Tüte mit Eiskugeln in der Hand. Unglaublich! Es gab damals schon Eistüten! Und der Astronaut? Vielleicht hatte Erich von Däniken doch recht? Doch nein- so ist es nicht. Dank meinem Handy und Google ist das Rätsel schnell gelöst.
Bei der im Jahr 1992 stattfindenden umfangreichen Renovierung erhielt der zuständige Steinmetz Jeronimo Garcia die Genehmigung einige zusätzliche Fresken zu schaffen. Zu diesem Zeitpunkt ist der Astronaut und der Drache mit der Eistüte entstanden. Ich denke, Sr. Jeronimo Garcia ist ein Steinmetz mit Humor.
Die Römische Brücke
Von der Kathedrale aus gehen wir durch kleine Gassen in Richtung des Flusses Rio Tormes. Dort möchten wir die Römische Brücke besichtigen, ein Bauwerk aus der Zeit der Römer. Das Flussufer scheint ein beliebter Treff bei Jugendlichen zu sein. Kleine und grössere Gruppen mit und ohne Radio verbringen hier die Mittagspause oder ihre Freizeit. Ein Fahrradweg führt über die Brücke und an beiden Seiten des Flusses entlang. Ich hatte eigentlich gehofft, hier eine Parkbank zu finden und eine Pause einlegen zu können. Doch es ist weit und breit nichts davon zu sehen. Einige Bänke stehen auf der Plaza de Santiago, doch leider in der prallen Mittagssonne. Inzwischen schon recht abgekämpft und müde schleichen wir die Strasse entlang und haben so noch einmal einen Blick auf die Casa Lis, das Museum mit den wunderschönen Glasarbeiten. Auch von außen lohnt sich der Anblick auf die Glasfenster, die fast die gesamte Rückfront einnehmen.
Calixto y Malibea
Unser nächstes Ziel ist der „Huerto de Calixto y Melibea“ , ein kleiner botanischer Garten oberhalb der Puerta de San Pablo. Dieser 2.500 m2 große Garten in der Altstadt von Salamanca ist der Schauplatz der Tragikomödie Calixto und Malibea von Fernando de Rojas aus dem Jahr 1502.
Die Geschichte handelt von einem jungen Mann aus adligem Haus der sich in Malibea verliebt. Diese weißt ihn jedoch zu seinem Kummer ab. Auf Anraten seines Dieners geht Calixto jedoch zu Celestina, die als Kupplerin bekannt ist. Durch ihre Hilfe und der zweier Diener werden aus Calixto und Malibea ein Paar. Leider nimmt die Geschichte jedoch kein glückliches Ende. Bei einem Besuch bei Malibea stürzt Calixto von einer Leiter und verunglückt tödlich. Malibea, untröstlich wegen des Verlustes, begeht daraufhin Selbstmord indem sie sich von einem Turm stürzt.
Dem Garten sieht man diese traurige Geschichte nicht an. Es ist hier ruhig, schattig und überall voller Blüten. Wir verbringen in dem Garten eine erholsame Stunde, genießen die Farbenpracht der Blumen und beobachten die anderen Besucher. Sehr viele Liebespaare sind zu sehen. Ob sie wohl den Ausgang der Geschichte von Calixto und Malibea kennen?
Es ist schon spätnachmittags als wir und uns auf den Rückweg zu unserem Hotel machen, wo wir uns eine verdiente Ruhepause gönnen. Wie kommt es nur, dass eine Stadtbesichtigung so anstrengend ist?
Es ist unser letzter Abend in Salamanca und wir überlegen, wo wir heute essen. Keiner von uns hat große Lust noch weit zu laufen und daher entscheiden wir uns für ein Lokal schräg gegenüber von unserem Hotel. Und haben damit den absoluten Volltreffer gelandet! Von allen Lokalen in Salamanca schmeckt es uns hier am besten. Warum haben wir nicht gleich in der nächsten Nachbarschaft geschaut? Wie seihst es so schön: „Warum in die Ferne schweifen…..?“ Stimmt hier zu 100%.
Morgen geht unsere Reise weiter, das nächste Ziel ist das „Valle de los Caidos“ (das Tal der Gefallenen), ein monumentales Kriegerdenkmal das Franco nach dem Bürgerkrieg Spaniens hat bauen lassen.
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