Selbstfahrerreise durch die Neuenglandstaaten der USA
Selbstfahrerreise durch die Neuengland Staaten der USA
Für die Herbstferien haben wir uns dieses Jahr ein besonderes Reiseziel ausgedacht, die Neuengland Staaten der USA. Wir waren noch nie in dieser Gegend und ein goldener Herbst mit der tollen Laubverfärbung des Indian Summers, stand schon immer einmal auf unserer Wunschliste. Wir haben uns für eine Selbstfahrertour von dem Nordamerikaspezialisten Fasten Your Seatbelts entschieden. Hier konnten wir uns unsere Route individuell zusammenstellen und uns die Unterkünfte nach unseren Wünschen heraussuchen.
Neuengland klingt für uns nach einem etwas anderen Amerika. Historische, hübsche alte Städtchen, die herrliche Küste, die menschenleeren Gegenden der White und Green Mountains und vor allen die bunten endlosen Wälder, die genau zu unserer Reisezeit am eindrucksvollsten leuchten. Unsere Route sollte uns durch 4 der 5 Neuenglandstaaten führen. Von Massachusetts geht es hoch nach Maine. Von dort in das Landesinnere nach New Hampshire und Vermont, um dann gegen Ende noch einen Abstecher nach Rhode Island zu unternehmen. Nur nach Connecticut haben wir es aufgrund des engen Zeitplans nicht mehr geschafft. Aber es hat auch so gereicht, um einen sehr guten Überblick über das alte Amerika zu erhalten.
Da wir unseren 4jährigen Sohn dabei hatten, war der Nonstopflug Frankfurt – Boston genau die richtige Entscheidung. Nach gut 7 Stunden Flug sind wir in Boston angekommen. Wir hatten einen Midsize SUV gebucht und wie es am Schalter der Mietwagenfirmen so üblich ist, wird man auch gleich nach einem Upgrade gefragt. Klar, ein großer SUV wäre nicht schlecht gewesen, aber der Aufpreis erschien mir erst einmal etwas happig. Nach ein wenig verhandeln und einem kostenlosen Kindersitz, waren wir uns handelseinig. Unser Wagen für die nächsten 12 Tage war ein Ford Explorer mit einem großen Kofferraum, den wir auch getrost für einen Hausumzug verwenden können. Etwas müde gingen wir dann die Strecke in unser erstes Hotel an. Wir haben uns für ein Hotel in Quincy entschieden. Die Kosten sind wesentlich geringer, als für ein Hotel direkt in Boston und durch den nahen U-Bahnhof, waren wir sehr schnell in der Innenstadt.
Gleich früh am Morgen, dem Jetlag sei Dank, machten wir uns auf den Weg in Richtung Boston. Boston ist eine Stadt historisch gewachsener Viertel. Am besten hat uns die Gegend um Beacon Hill gefallen. Die roten Ziegelhäuser und die verwinkelten Straßen mit vielen Geschäften und Restaurants, scheinen irgendwo in Europa zu stehen und nicht in den USA. Die Stadt kann man sehr gut zu Fuß erkundigen. Für Parkplätze zahlt man hier ein kleines Vermögen, daher haben wir es nicht bereut, mit der U-Bahn ins Zentrum gefahren zu sein. Wie nicht anders zu erwarten, fand meine Frau Newbury Street sehr nett. Es handelt sich um Bostons eleganteste Shoppingmeile. Sie erstreckt sich über zwölf Blocks und sogar mir als Einkaufsmuffel machte es Spaß hier zu flanieren. Ein Höhepunkt, nicht nur für unseren Sohn, war die Busrundfahrt mit Boston Duck Tours. Es hört sich zwar etwas eigen an, doch eine Rundfahrt mit einem umgebauten Landungsboot, die auch am D-Day in der Normandie zum Einsatz kam, hatte richtig gute Laune gemacht. Alle Fahrzeuge des Betreibers sind individuell aufgebaut und unterscheiden sich in Form und Alter voneinander. Sie sind genauso individuell wie die Fahrer, der unförmigen Kolosse.
Unser Fahrer Mike sah aus, als käme er direkt von den Schottischen Highlands. Nettes Schottenoutfit (ohne Kilt) und eine nette, unbeschwerte Art, uns die Höhepunkte Bostons näher zu bringen, fand unsere Familie ausgesprochen nett. Die Frage, warum wir den Ausflug mit einem umgebauten Landungsboot unternahmen, hat sich mit der Fahrt durch den Hafen beantwortet. Auf dem Wasser wohlgemerkt. Das Größte für unseren Kleinen war, dass er selbst einmal das Steuer, sorry Ruder übernehmen durfte. Gegessen haben wir dann am Quincy Market, einem historischen Gebäude aus dem frühen 19. Jahrhundert. Kulinarische Leckereien von der ganzen Welt, kann man hier verköstigen und man bekommt einen Vorgeschmack, was uns im Laufe unserer Reise zum Thema Hummer noch alles erwartet.
Genug von der großen Stadt und los geht es in Richtung Norden. Erst statteten wir Cambridge einen Besuch ab. Die berühmte Harvard University und das MIT haben hier Ihre Heimat. Die Stadt ist recht verschlafen, aber dies kann natürlich auch am Columbus Day liegen, einer der wenigen Feiertage der USA, welcher auf den Besuch von Christoph Columbus zurückzuführen ist. In Rockport haben wir unseren ersten Lobster (Hummer) genossen. Gerade einmal 7 Euro haben wir für eine Lobster Roll hingeblättert. Dies erschien uns erst einmal ratsamer, als gleich den ganzen Kerl am Stück zu bestellen. Sehr lecker und eine etwas andere Variante des Fast Food.
In Kennebunkport haben wir uns für die Nacht niedergelassen. Das Hotel, das Nonantum Resort, kann man getrost als historisch bezeichnen. Der Fahrstuhl hatte bereits 130 Jahre auf dem Buckel und sollte diesen Winter ausgetauscht werden. Der Technik hat man wohl nicht mehr ganz vertraut, denn ein Liftboy musste uns und unsere Koffer in den 2. Stock bringen. Der traditionsreiche Badeort Kennebunkport ist sehr malerisch und mit zahlreichen Galerien und Geschäften gesegnet. Häuser aus dem 19. Jahrhundert schmücken die Hauptstraße und im Gegensatz zum überlaufenen Sommer, war es während unseres Besuches recht heimelig.
An den Government Shutdown haben wir gar nicht mehr gedacht, bis uns die Nachricht überraschte, dass der Arcadia National Park geschlossen ist. Was sich die Amerikanischen Politiker dabei gedacht haben, wird wohl ewig ein Rätsel bleiben. Dann wird halt aus einer Wandertour, eine Sightseeing Tour mit dem Auto. Den Park in der Nähe der bezaubernden Stadt Bar Harbor, kann man auch sehr gut umfahren, um einen Einblick zu gewinnen. Sehenswert war auf dem Weg nach Bar Harbor auch die Fahrt nach Cape Elisabeth. Wenn man ein Fotomotiv mit Leuchtturm sucht, dann wird man hier fündig. Der kleine Ort Qgunquit in Maine lohnt ebenfalls zu einem Besuch. Übersetzt von der Indianersprache bedeutet es „schöner Ort am Wasser“, und dem ist nichts hinzuzufügen. Lulu’s Lobster Boot sollten Sie sich merken, wenn Sie einmal in diese schöne Gegend kommen. Nun gut, es ist kein richtiges Fischerboot, doch man bekommt auf eine sehr anschauliche Art und Weise die Arbeit eines Hummerfischers nahegebracht. Man fährt mit einem Boot hinaus und der Kapitän erklärt uns alles über das Hummerfischen. Der
große Moment, als dann eine Hummerfalle an Bord gezogen wurde, wurde mit 2 Hummern im Korb belohnt. Unser kleiner bekam Stilaugen, als der den Hummer anfassen durfte, nur später, auf dem Deck eines Restaurants, wollte er seinen neuen Freund dann doch nicht verspeisen. Kein Problem, dann blieb auch mehr für den Papa übrig. Es scheint sich sowieso viel um den Hummer zu drehen in dieser Gegend. Allen Orten begegnet man Hummerkörbe, Hummerstofftiere, Hummerfallenboyen, Hummerbesteck, usw.
Davon blieben wir in den White Mountains verschont. Die Ahornwälder mit der Herbstverfärbung haben wir hier nur am Rande gesehen. Hier auf dem Weg in die White Mountains blühte der Indian Summer in seiner schönsten Pracht. Kein Witz, die Strecke von Madrid nach Mexico, war einer der schönsten in unserem Urlaub. Idyllisch schmiegt sich die Straße entlang des Mittelgebirges um von einem Farbtopf in den nächsten zu fallen. In North Conway haben wir es ohne es zu wissen, direkt an einem Outlet Store übernachtet. Bekanntermaßen ist das Einkaufen von Kleidung in den USA teilweise recht lohnenswert. Geht man dann in eines der sogenannten Outlet Stores, dann wird man bei unserem gerade günstigen Wechselkurs dazu gedrängt, doch bitte schön ein paar Klamotten zu kaufen, denn so preiswert bekommt man es in good old Germany nie und nimmer.
Warum man eine Eisenbahnstrecke auf den höchsten Berg im Nordosten der USA bauen musste, erschließt sich meiner Kenntnis. Man wollte damals die Schönheit dieser Gegend dem Menschen etwas näher bringen. Mount Washington ist kein Skigebiet und die Strecke auf den Gipfel, dient alleine dazu, den Ausblick zu genießen. Aber wenn wir schon einmal hier sind, dann haben wir uns das Ganze auch einmal aus der Nähe angeschaut. Die Fahrt ist tatsächlich ein Erlebnis. Es ist dann auch eher eine Zahnradbahn, als eine richtige Eisenbahn, anders wäre die Steigung auch gar nicht zu schaffen. Alternativ gibt es noch die Möglichkeit, die Strecke mit dem Auto auf der Passstraße zu bewältigen. Stilecht geht es dann im berühmten Mt. Washington Hotel in Bretton Woods zum Nachmittagstee. Das Hotel wurde 1944 als Tagungsort des Weltwährungsfonds berühmt.
Von unserem Hotel, dem Indian Head Resort – benannt nach einem Felsvorsprung, der eben diese Form hat – waren es nur ein paar Kilometer zur Flume, einer beeindruckenden Schlucht mit wildem Gebirgswasser. Die Amerikaner scheinen recht lauffaul zu sein, denn die Strecke vom Eingang bis zu Beginn der Schlucht von ca. einem Kilometer, konnte man auch Wahlweise mit einem Shuttlebus zurücklegen. Der Weg zur nächsten Station Killington in New Hampshire erinnert sehr an unsere Heimat, den Odenwald. Alles sehr heimelig und gemütlich hier. Auch der Ort Woodstock, ein besonders wohlhabendes Neuenglandstädtchen, lohnt für einen Abstecher. Zahlreiche nette Läden und Gallerien findet man an der schön angelegten Hauptstraße.
Unser Ziel für heute war das nette Städtchen Stowe in Vermont. Es ist ein traditionsreicher Wintersportort am Fuß des höchsten Berges von Vermont (Mt. Mansfield, 1339m). Bevor wir zu unserer sehr schönen Unterkunft, dem Golden Eagle Resort gefahren sind, haben wir der Trapp Family Lodge einen Besuch abgestattet. Der eine oder andere Leser kennt die österreichische Trapp Family durch den alten Hollywoodklassiker „The Sound of Music“. Die Lodge könnte auch mit dem angebotenen Apfelstrudel und Kaiserschmarren auch irgendwo in Österreich stehen. Mit Killington haben wir dann auch das größte Skigebiet der östlichen USA besucht. Nun ja, für den Indian Summer waren wir hier etwas spät und für das Skifahren etwas früh, aber dafür hat uns der Irish Pub im Inn at Long Trail mit Live Musik entschädigt. Das Inn liegt direkt am Appalachen Trail und ist eine beliebte Unterkunft für Wanderer und Skifahrer.
Ganz in der Nähe befindet sich eine der Produktionsstätten der bekannten Eismarke Ben & Jerry. Unter dem Motto „Tue Gutes und rede darüber“, steht die Besichtigungstour der kleinen Eisfabrik. Beide Gründer scheinen ein Herz für die einfachen Leute zu haben und lassen es den Besuchern in einer Filmproduktion wissen. Leider waren wir an einem Sonntag hier und so konnten wir nur erahnen, wie es bei einer laufenden Produktion von statten geht. Trotzdem durfte jeder Besucher am Ende der Tour eine Eissorte probieren.
Wir haben vorgesorgt und sind mit einem fast leeren Koffer in die USA eingereist. Denn wer sich mit neuen Klamotten eindecken möchte, ist in den Outlet Stores Amerikas gut aufgehoben. Das bekannteste und größte der östlichen USA befindet sich in Wrentham. Nun gut, ich bin kein Freund des ausgiebigen Shoppings, doch hier mit der Riesenauswahl und den saugünstigen Preisen, wurde auch ich schwach. Und unser Junior wächst schneller als man zugucken kann, dann ergreift man gerne die Gelegenheit.
Eine der schönsten Strecken unserer Reise war die Fahrt nach Newport, ein wohlhabender Ort an der Ostküste der USA. Wir haben einen spektakulären Sonnenuntergang bei der Fahrt über die Brücke, die nach Newport führt, erlebt. Auf unsere Unterkunft war ich ganz besonders gespannt. Es handelt sich um das alte Gefängnis von Newport, welches in ein Inn umgewandelt wurde. Viele Artefakte zeugen noch von der Vergangenheit des Jailhouse Inns. An einigen Stellen konnte man noch die alten Gitter sehen, die die Gefangenen von
der Außenwelt abgeschottet haben. Newport ist ein ausgesprochen schöner Ort und Bekannt als Sommerresidenz von Superreichen einer längst vergangenen Epoche. Wir haben uns die Eintrittsgelder der pompösen Herrschaftshäusern geschenkt. 28 USD für eine Person für das größte der Häuser „The Breaker“ von Cornelius Vanderbilt mit seinen 70 Zimmern, war uns dann doch etwas zu viel. Ein kleiner Tipp, wer sich dennoch auf dem Grundstück umsehen möchte, der fragt an der Pforte einfach nach dem „Giftshop“ und wenn der Pförtner gute Laune hat, dann darf man sich zumindest den Garten (kleine Untertreibung) ansehen. Bei 28 USD Eintritt, ist es kein Wunder warum der gute Herr Vanderbilt so reich wurde. Wir haben unser Geld dann lieber für einen Segeltörn im Hafen von Newport ausgegeben. Dies war eher unsere Preisklasse und mit Sicherheit wesentlich aufregender als die Besichtigung einer Milliardärsbleibe. Abends sind wir den Oceandrive entlang gefahren und einige sehr schmucke Häuser von Millionären bewundert. Die Gegend ist traumhaft schön und so war auch der Sonnenuntergang.
Auf der Fahrt nach Hyannis, dem Zentrum von Cape Cod lohnt sich der Highway 6A. Man ist hier wesentlich langsamer unterwegs als auf dem fast namensgleichen Highway 6, aber dafür ist es hier sehr idyllisch und lohnenswert. Die kurvenreiche Strecke schlängelt sich durch solch bezaubernde Orte wie Sandwich, Sagamore und Yarmouth und man bekommt ein Gefühl dafür, warum die kleine Halbinsel Cape Cod so beliebt bei den Amerikanern ist. Das genaue Gegenteil von bodenständig und konservativ findet man an der Spitze von Cape Cod in Provincetown. Zahlreiche Künstler und Homosexuelle haben sich hier niedergelassen. Das Leben auf der Straße kann man durchaus als leger bezeichnen. Interessant war es den 4 Dragqueens in der Innenstadt zuzuschauen und zuzuhören. Wir waren vor zwei Jahren in Florida auf Key West und dies hat uns sehr stark an diesen Ort erinnert. Besonders schön ist auch der kleine schnuckelige Ort Chatham. Für
mich persönlich war es der
schönste Ort auf Cape Cod.
Durch die zentrale Lage von Hyannis haben wir am letzten Tag sogar noch etwas Gelegenheit gehabt uns noch weiter auf Cape Cod umzusehen, bevor es dann wieder von Boston zurück nach Frankfurt ging. Wir haben in den 12 Tagen unheimlich viel gesehen und fast das komplette Neuengland erkundet. Viel mehr kann man in dieser Zeit in den USA nicht packen und für die tolle Ausarbeitung dieser Reise möchte ich mich bei unserem Reiseveranstalter Fasten Your Seatbelts bedanken.
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