Simbabwe – Einsatz: Gegen Wilderei mithelfen bei der International Anti Poaching Foundation
Die Wilderei im südlichen Afrika nimmt besorgniserregende Ausmaße an. Insbesondere die illegale Jagd auf die vom Aussterben bedrohten Nashörner hat erschreckend zugenommen. Allein in 2010 hat Südafrika mehr als 300 Nashörner durch Wilderei verloren. In diesem Jahr sind es bereits 159. In Zimbabwe ist die Situation genau so kritisch. Die Nashornwilderei ist jedoch nur ein Aspekt des Problems. Wer Einsatz gegen die Wilderei in Afrika bringen möchte muss wissen, dass der illegale Handel mit Wildtieren und Wildtier-Produkten mittlerweile die drittgrößte kriminelle Industrie der Welt ist.
Im südlichen Afrika werden nicht nur die Nashörner wegen ihrer Hörner getötet und die Elefanten wegen ihres Elfenbeins, sondern ein sehr großer Verlust an Wildtieren entsteht durch das Schlingenlegen. Diese Form der Wilderei wird sehr oft kommerziell betrieben, um dadurch gewonnenes Fleisch, Häute, etc, zu verkaufen. Das Schlimme an dieser Form der Wilderei ist das wahllose Töten und/oder Verstümmeln aller Tiere, die in solch eine Schlinge geraten. Sie mag für eine kleine und häufig vorkommende Antilopenart gelegt sein, aber genauso gut kann ein vom Aussterben bedrohter Wildhund hineingeraten und vollkommen nutzlos umkommen. Das passiert leider öfter als man denkt.
Die International Anti Poaching Foundation (IAPF) wurde 2009 gegründet um diesem Problem durch Ausbildung kompetenter Wildhüter und durch den Aufbau von Anti Wilderei Teams entgegen zu
wirken. Die junge Organisation hat bereits erstaunlich viel erreicht. Die erste Ausbildungsstätte in Victoria Falls ist zwar noch im Aufbau aber sie bildet bereits die zweite Gruppe von Wildhütern aus mehreren Ländern des südlichen Afrika aus. Eine weitere Ausbildungsstätte ist in Südafrika im Entstehen.
Allein durch den Einsatz gut geschulter Wildhüter ist der Wilderei jedoch nicht Einhalt zu gebieten, solange noch Menschen in der Umgebung der Naturschutzgebiete auf die Wildtiere als Nahrungs- oder Einkommensquelle abhängig sind. Daher ist ein weiteres Ziel die Information der Bevölkerung und das gemeinsame Anstreben von alternativen und nachhaltigen Einkommensquellen für die örtliche Bevölkerung.
Im Hauptquartier der IAPF inmitten des privaten Naturschutzgebietes Nakavango Estate nahe Victoria Falls sind alle willkommen, die ihren Urlaub mit dem Einsatz für ein sinnvolles Projekt verbringen möchten. Beim IAPF wird jeder Besucher optimal eingesetzt und jegliche Expertise und Erfahrung, die ein „Volunteer“ mitbringt genutzt. Wer hier seinen Urlaub verbringt, kann von den Rangern, den auszubildenden Rangern und von den Ausbildern lernen, wird aber auch gebeten, sein eigenes Wissen und seine eigenen Fähigkeiten einzubringen. Daraus entsteht eine interaktive Projektarbeit, die Spaß und Sinn macht.
Ein einfaches aber gemütliches Camp mit bequemen Bogenzelten und Feldbetten sorgt für angenehme Nachtruhe. Duschen und WCs sind im Bau, bis zur Fertigstellung steht eine Eimerdusche unter freiem Himmel zur Verfügung sowie eine strategisch platzierte Latrine. Die Freiwilligen kommen aus aller Herren Länder, was einen ganzen Teil des Charmes bei dem Aufenthalt ausmacht. Ein Koch sorgt für das leibliche Wohl, er freut sich aber jederzeit über helfende Hände.
Ein typischer Tag beginnt mit dem Pfeifen des Teekessels auf dem offenen Feuer. Nach einem kurzen Frühstück steht Training/Drill auf dem Programm. Die meisten Ausbilder sind militärisch vorgebildet und man merkt es. Jeder hat auch turnusmäßig einige Aufgaben im Camp zu erfüllen.
Bei meinem Aufenthalt durfte ich mich eine Zeitlang mit in das „Klassenzimmer“ setzen und mit den auszubildenden Rangern etwas darüber
lernen, wie man sich im Busch per Handzeichen verständigt.
Später durfte ich mit meiner Kamera auf der Lauer liegen während eine Gruppe Ranger ihrerseits im Hinterhalt auf ein paar „Wilderer“ (ihre eigenen Kollegen, die zu Übungszwecken zur „Opposition“ übergegangen waren) lagen. Sie hatten die von den „Wilderern“ gelegten Schlingen gefunden und warteten geduldig darauf, dass sie zurück kamen um ihren Fang zu kontrollieren.
Die Ranger schlichen sich so gut wie unhörbar in ihr Versteck und verwendeten die gelernten Handzeichen zur Verständigung. Mit einer unglaublichen Geduld und Regungslosigkeit warteten sie auf ihre Gegner. Die „Wilderer“ schlenderten betont unbekümmert durch den Busch, einer trug ein paar bereits wieder eingesammelte, leere Drahtschlingen, der andere eine Plastikflasche mit Wasser.
Anstatt aber fette Beute in ihren Schlingen vorzufinden, erlebten sie eine unangenehme Überraschung! Uniformierte Ranger stürmten aus dem nahegelegenen Gebüsch und schnitten ihnen den Fluchtweg ab, zwangen sie auf den Boden und legten ihnen Handschellen an. Das Beweismaterial in Form der Drahtschlingen wurde gesichert und die Operation damit beendet. Ich wünschte mir, dass diese Ranger noch sehr oft in ihrem Leben so gut und erfolgreich arbeiten würden.
Nach einem leckeren Mittagessen, bei dem die „Volunteers“ sich über ihre jeweiligen Aufgaben und die Ereignisse des Vormittags austauschten, hatte ich das Glück mit zwei Rangern, Elliott und Chele Pele und einem Besucher, Shannon auf Patrouille gehen zu dürfen.
Wir bewegten uns so leise wie möglich durch den Busch, sprachen so gut wie gar nicht miteinander. Jeder richtete seine Aufmerksamkeit auf die Umgebung und achtete auf jedes Geräusch und jede Bewegung. Schließlich waren nicht nur potentiell Wilderer in der Nähe sondern auch wilde Tiere. In diesem Naturreservat gibt es alle „Big Five“ also Elefanten, Nashörner, Büffel, Löwen und Leoparden.
Der Ranger hielt auf einer Lichtung am Rand einer sandigen Kuhle an und fragte Shannon und mich, was wohl für Tiere hier gewesen seien und was sie getan
hatten. Die gesamte Fläche weichen Sandes war mit Spuren durchzogen. Große Tatzenabdrücke, fast so groß wie meine ganze Hand waren dort zu sehen. Löwen! Und die anderen Spuren, Abdrücke von massigen Körpern und aufgewühlter Sand, wiesen darauf hin, dass sich das Rudel hier hingelegt und ausgeruht hatte. An einer Stelle war sogar zu sehen, wo der männliche Löwe seine dichte Mähne durch den Sand gezogen hatte. Ich fragte Elliott, wann die Katzen dort gewesen waren. Er nahm an, dass sie am frühen Morgen dort geruht hatten und als es warm wurde, einen schattigen Platz aufgesucht hatten.
Weiter gingen wir, teils durch dichten Busch, teils auf Wildpfaden. Bei einer kurzen Pause, erklärte uns Shannon, wie man mit einem GPS umgeht. Wir waren bereits auf dem Rückweg zum Camp, als Elliott abrupt anhielt und aufgeregt auf etwas zeigte, das aussah wie ein grauer Felsbrocken, sich aber bei näherem Hinsehen bewegte! Wir arbeiteten uns in einem weiten Bogen an die Tiere heran, damit der Wind uns ins Gesicht wehte, unseren Geruch also nicht zu den Tieren trug. Es war eine Familie von drei Spitzmaulnashörnern, notorisch schlecht-gelaunte und angriffslustige Tiere. Elliott flüsterte mir zu, dass der Bulle einen starken Schutzinstinkt hatte und daher besonders mit Vorsicht zu genießen sei. Elliott war so geschickt im Heranpirschen an die Tiere, dass wir mit
klopfendem Herzen zuhören konnten, wie sie im dichten Busch Zweige abrupften und unter genüßlichem Schmatzen zerkauten. Was für ein Erlebnis! Die Tiere kamen uns immer näher und wir traten schließlich den Rückzug an. Als wir auf die Straße heraustraten, bemerkten wir, dass auch der Nashornbulle ins Freie getreten war und etwas skeptisch in unsere Richtung schaute. Wir hatten keine Sorge, dass er uns sehen würde, denn die Tiere sind sehr kurzsichtig, aber ich war froh, dass der Wind für uns immer noch günstig stand.
Nach dieser aufregenden Begegnung, machten wir uns auf den Rückweg zum Camp und der gemütliche Teil des Tages begann. Wir ließen den Tag ausklingen mit einem guten Abendessen, das nach
einem Tag an der frischen Luft umso besser schmeckte, und mit interessanten Anekdoten am Lagerfeuer.
Hallo Sabine Gebele
ein sehr schöner und interessanter Bericht. 🙂
viele Grüße und noch ein schönes Wochenende.
Elke Hoppe
Hallo Elke Hoppe,
herzlichen Dank für Ihre sehr nette Nachricht! Ich bewundere immer, wie Sie so häufig und so lange Berichte schreiben können. Daher ehrt es mich umso mehr, dass Sie sich auch noch die Zeit genommen haben diesen Bericht zu lesen. Es ist ein Thema, das mir sehr am Herzen liegt.
Alles Gute und auch Ihnen ein tolles Wochenende,
Sabine Gebele
Ein sehr guter aber auch wichtiger Bericht ! Denn das Nashorn darf nicht aussterben. Ich selbst war noch nicht in der südl. Region Afrika´s , sondern nur seit einigen Jahren in Ostafrika. Aber auch dort ist das Nashorn nur noch sehr selten anzutreffen. Bei meiner letzten Safari Jun. 2011 in Kenya – Massai Mara hatte Ich das Glück ein Spitzmaul- Nashorn zu beobachten und fotografieren zu können.
Einen Besuch / Aufenthalt bei der Antiwilderereinheit kann Ich mir gut vorstellen , da Ich auch Kentnisse über millitärische Aktivitäten habe und sehr an der Wildnis Afrikas interesse habe.
Grüße Nikolaus Reich
Hallo Herr Reich,
herzlichen Dank für Ihren Beitrag und Ihre freundlichen Worte! Gern stehe ich Ihnen jederzeit für Rückfragen zur Verfügung wenn Sie Zeit und Lust haben sollten, der International Anti Poaching Foundation einen Besuch abzustatten. Es wird wirklich jede Hilfe und jeder Beitrag gebraucht und geschätzt.
Vor ca. einer Woche war ich wieder zu einer Stippvisite dort, es ist erstaunlich, was das kleine Team zusammen mit den Rangern und Volontären dort erreicht hat.
Herzliche Grüße und ein schönes Wochenende,
Sabine Gebele