Simbabwe Erlebnisreise – Faszinierender Matobo Nationalpark – Klingende Steine und Felsmalereien
Tag 9 15. März 2009
Die Eindrücke an diesem Morgen konnten kaum kontrastreicher sein, gegenüber den letzten Tagen. Ich erwachte in einem riesigen Himmelbett in einem Zimmer mit vier Wänden. Der Abschied vom Hwange Nationalpark war schwer und wir hatten eigentlich alle noch Lust zu bleiben. Aber wir waren bereits verplant für die nächsten Tage, daher mussten wir wohl oder übel das Camp abbrechen und nach Bulawayo fahren. Die Fahrt durch den Park war noch spannend. Wir machten ein paar mal an Aussichtsplattformen Halt und beobachteten eine Herde Zebras, ein Flusspferd beim Grasen, und noch eine kleine Herde Elefantenbullen. Sie ließen sich von uns überhaupt nicht stören und brachen mit Hilfe ihrer Rüssel und Stoßzähne riesige Äste von den Bäumen. Dann kauten sie die Blätter und die saftige Rinde ab bevor sie den Rest zu Boden warfen.
Auf der langen Fahrt in die Stadt unterhielten wir uns sehr angeregt und die Zeit verging schnell. Dennoch dämmerte es schon, als wir vor dem Tor meiner Gastgeber für die Nacht hielten. Im Vorort Burnside haben sich Jane und Piers niedergelassen. Auf einem weitläufigen Grundstück haben sie ein sehr schönes Haus gebaut, mit einem kleinen „Cottage“, das sie an Gäste vermieten. Es war an der Zeit, mich schweren Herzens von den wirklich angenehmen und kompetenten Begleitern Andy und Norman zu verabschieden.
Der Abend verging im Flug in der netten Gesellschaft meiner Gastgeber, und die Nacht verbrachte ich sehr gemütlich, in dem schön dekorierten und bequemen Zimmer. Am Morgen konnte ich mich dann auf dem Grundstück umsehen und mit den lieben Jagdhunden der Familie spielen bis ich für den nächsten aufregenden Abschnitt der Reise abgeholt wurde.
Ich hatte vier Tage dieser Erlebnisreise eingeplant, um mit einem sehr belesenen und erfahrenen Guide den Matobo Nationalpark zu erkunden. Er hatte mir bereits zuvor gesagt, dass vier Tage niemals ausreichen, um alles zu sehen, aber wir könnten schon einmal einen Anfang machen. Das klang schon sehr spannend. Vor etlichen Jahren war ich auch in Matobo als Selbstfahrer gewesen, hatte aber nicht viel Zeit gehabt, mir den Park genau anzusehen.
Pünktlich um neun Uhr fuhr Ian auf den Hof und wir grinsten uns erfreut an. Wir hatten uns 2008 bei einer kurzen Safari mit einer Gruppe getroffen, mit der ich unterwegs war und beschlossen, weiter zusammen zu arbeiten. Nun wurden die Pläne Wirklichkeit.
Wir packten meine Tasche auf die Ladefläche des offenen Landrover und fuhren los in Richtung Süden. Als wir die letzten Häuser der Stadt hinter uns ließen, wurde die Landschaft immer interessanter. Hügel mit grünem Gras und dicht belaubten Bäumen prägten zuerst das Bild. Etwas weiter in Richtung des Parks trat der Granitfels, immer mehr an die Oberfläche. Das Landschaftsbild wurde schroffer, bestand aus „Kopjes“ also Hügeln auf denen sich Felsen in fast unmöglich erscheinenden Balanceakten aufeinander türmten. Auch hier wuchsen Gras und Bäume auf den Hängen. Am faszinierendsten fand ich die wilden Feigenbäume (Ficus abutilifolia), die auf schierem Fels wuchsen und ihre Wurzeln in den kleinsten Spalt zwängten. Wenn sich keine passende Öffnung fand, so spannten sich die auffällig hellen Wurzeln z.T. über mehrere Meter Gestein bis sie wieder in einem Spalt verschwanden. Auch die Rinde der Bäume war sehr hell, ein schöner Kontrast zu den frisch-grünen Blättern. Andere Hügel, „dwalas“, waren fast kahl weil sie aus einem einzigen, riesigen, kuppelförmig gerundeten Granitfelsen bestanden. Auch hier balancierten andere, bizarr geformte Felsbrocken auf den Kuppen.
Obwohl wir uns gut unterhielten, hielten wir Ausschau nach Tieren, Vögeln und
allem anderen, das von Interesse war. So sahen wir beide gleichzeitig das Pärchen Felsenadler, die um den Gipfel eines Kopje kreisten. Ian erklärte mir, dass diese Greifvogel Paare monogam sind und ein Leben lang zusammen bleiben. Sie jagen auch gemeinsam ihre bevorzugten Beute, Klippschliefer. Diese Tiere sehen etwa aus wie Murmeltiere und leben zwischen den Felsen. In Matobo leben und brüten etwa zweihundert Paare dieser Adler, das ist die größte Konzentration dieser eindrucksvollen Greifvögel im südlichen Afrika.
Nachdem wir die Adler eine Weile beobachtet hatten und sie hinter dem Kopje verschwunden waren, fuhren wir weiter. Zuerst bogen wir kurz vor dem Park ab und brachten meine Tasche zur Lodge, wo ich aufs herzlichste empfangen wurde. Ich war der einzige Gast und konnte mir mein Zimmer aussuchen. Die Gastgeberin schlug vor, wenn ich keine Angst hätte, sollte ich das „Honeymoon“ Zimmer nehmen, das am Weitesten vom Hauptgebäude entfernt war, das aber auch den besten Blick in die herrliche Landschaft hatte. Ich ging auf ihren Vorschlag ein und wir schleppten meine Tasche zwischen den Felsen hindurch zum Zimmer. Ich konnte nicht widerstehen, die Tür zur Veranda zu öffnen und kurz hinaus zu gehen. Als Ian neben mir stand und mir zeigte, dass man an einem klaren Tag von hier aus die Felsen am Grab von Cecil Rhodes sehen konnte, schwebten wieder zwei Felsenadler an uns vorbei, auf Augenhöhe und ganz nah. Ich konnte sogar die gelben Schnäbel sehen, die mit dem schwarzen Gefieder und der weißen, kreuzförmigen Zeichnung auf dem Rücken einen deutlichen Kontrast bildeten. Es war ein so wunderschöner Anblick, dass ich eine Gänsehaut bekam. Was für eine unvergleichliche Begrüßung!
Als die Adler nur noch als kleine Flecken gegen den blauen Himmel zu sehen waren, machten wir uns wieder auf den Weg. Ian wollte mir an diesem Tag die „Ringing Rocks“ zeigen, zu Deutsch „Klingende Felsen“. Auf dem Weg dorthin waren auch einige Felsmalereien, die wir uns ansehen wollten. Zunächst fuhren wir auf der geteerten Hauptstraße, dann bogen wir auf einen Schotterweg ab. Bald hatte ich erhebliche Mühe zu erkennen, wo es überhaupt weiter ging. Offenbar war hier schon ziemlich lange niemand vorbei gekommen. Die Piste war von Gras und Schösslingen überwuchert, Äste hingen so tief, dass wir uns ab und zu ducken mussten, um sie nicht ins Gesicht zu bekommen.
An einer solchen Stelle, wo man den Weg im hohen Gras fast nicht erkennen konnte und wo ein Ast uns zum Ausweichen zwang, sackte das linke Vorderrad mit einem hässlichen, schmatzenden Geräusch in ein tiefes Schlammloch. Der Wagen hatte starke Schieflage und bewegte sich weder vor noch zurück. Wir kletterten aus dem Auto und sahen uns die Sache an. Ian machte sich daran, den Schlamm vor- und hinter den linksseitigen Reifen weg zu schieben und dann den Wagenheber anzusetzen, damit wir das Loch mit festem Untergrund auffüllen konnten. Ich stapfte los und suchte in der Umgebung Äste und Steine zusammen, die wir unter die Reifen packen konnten. Innerhalb von Minuten schwitzten wir beide kräftig und waren voller Schlammflecken. Unter einem der Steine, die ich aufhob, saß ein kräftiger, grauer Skorpion, der sich zusammen kauerte als das Tageslicht auf ihn traf und drohend den Stachel-bewaffneten Schwanz hob. Behutsam legte ich den Stein zurück und suchte lieber einen anderen, unbewohnten. Zwischendurch machten wir eine Pause und teilten uns eine sehr willkommene kalte Limo aus der Kühlkiste. Nach etwa neunzig Minuten ließ Ian den Motor an und ich schob mit aller Kraft. Das Auto fuhr nun anstandslos aus dem Loch und wir konnten unseren Ausflug fortsetzen.
Je näher wir unserem Ziel kamen, desto nasser wurde der Untergrund und nach einer Weile beschlossen wir, lieber weiter zu laufen, als noch einmal den Wagen auszugraben. Überall lief das Wasser in Rinnsalen von den Granithängen ab und sammelte sich in den Senken. Und überall brachte die Feuchtigkeit frisches grünes Gras und Leben hervor.
Nach einiger Zeit standen wir vor den „Ringing Rocks“. Es handelt sich um Felsen, die an unterschiedlichen Stellen verschiedene Töne hervorbringen wenn man mit einem kleinen Stein darauf klopft. Das haben Menschen vor sehr vielen Jahren entdeckt und man kann sehen, wo immer und immer wieder darauf geklopft wurde, denn an diesen Stellen sind regelrechte Kuhlen im Fels zu sehen. Da Granit sehr hart ist, kann man sich denken, wie lange und wie oft diese Felsen zum Klingen gebracht wurden. Auch wir versuchten es natürlich.
In der Nähe war ein kleiner Wasserfall, der in einen klaren Teich plätscherte. Dieser eignete sich bestens dazu, wenigstens die gröbsten Schlammbatzen abzuwaschen. Wieder am Auto machten wir eine kurze Mittagspause und fuhren dann zurück, diesmal sehr vorsichtig am tückischen Schlammloch vorbei.
Neben der steilen Flanke eines Kopje hielt Ian an und wir kletterten den Hang hinauf zu einer Höhle, in der ich meine ersten Felsmalereien dieser Reise zu sehen bekam. Es war sehr eindrucksvoll zu sehen, wie sich die Zeichnungen, manche deutlich, andere etwas ausgebleicht, über Jahrtausende gehalten hatten. Wir verbrachten einige Zeit damit, die Malereien anzusehen und zu erkennen, was die Künstler gemalt haben und was sie damit ausdrücken wollten.
Manches war einfach zu identifizieren: Giraffen, Antilopen, Jäger mit Pfeilen und Bögen. Andere Abbildungen waren schwerer zu verstehen. Sehr filigran und etwas ausgebleicht, das Gleichnis eines Kriegers, er sah aus wie ein Zulu mit einem traditionellen Kopfschmuck aus Straußenfedern. Noch lange hätte ich es aushalten können, die Bilder zu betrachten und mir vorzustellen, wie die Künstler hier saßen, vor tausenden von Jahren, und ihre Farben anrührten, um dann präzise und vorsichtig aufzuzeichnen, was sie gesehen und erlebt hatten. Doch wir mussten weiter, es gab noch mehr zu sehen.
Wieder stiegen wir einen Hügel hinauf zu einem Felsüberhang. Als ich die Malereien sah musste ich vor Freude laut lachen. An der Wand war ein Rudel Löwen abgebildet. Ein Tier saß aufrecht, die anderen lümmelten in typische Katzenmanier umher. Manche lagen sogar auf dem Rücken, als wenn sie sich nach einer guten Mahlzeit ein Nickerchen gönnten. Das Bild war so lebendig, man konnte sofort sehen, dass der Maler ein Löwenrudel genau beobachtet hatte.
Wir fuhren noch ein Stückchen weiter und genossen auf einer Hügelkuppe den Anblick des weichen Abendlichtes kurz vor Sonnenuntergang, dann fuhren wir in der Dämmerung zurück zur Lodge. Dort hielten wir mit den Gastgebern noch ein Schwätzchen, dann fuhr Ian los nach Hause. Am nächsten Tag würden wir wieder die Gegend erkunden, aber was wir unternahmen sollte eine Überraschung für mich sein. Ich war gespannt!
Bei dem hervorragenden Abendessen leistete mir die Gastgeberin Gesellschaft. Es entspann sich ein sehr nettes Gespräch, aber ich konnte schon bald kaum die Augen offen halten. Es war ein spannender und sehr eindrucksvoller Tag gewesen.
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