Simbabwe Reise-Erlebnis: In Kazuma Pan wandern
Simbabwes Kazuma Pan Nationalpark ließ uns sehr gut schlafen während unserer ersten Nacht im gemütlichen Zelt-Camp. Es war ruhig und bevor wir uns versahen war der erste rote Schimmer der aufgehenden Sonne am Himmel zu sehen und unser lieber Camphelfer, Doubt, rief leise „knock, knock“. Er brachte uns heißes Wasser für die morgendliche Katzenwäsche und ließ uns wissen, dass Tee und Kaffee fertig seien.
Wenige Minuten später besprachen wir, noch etwas verschlafen mit einer Tasse Tee in der Hand, mit Andy den Plan für den Tag. Er war der Meinung wir sollten so bald wie möglich direkt vom Camp aus zu Fuß loswandern, dem kleinen Fluss folgend, und schauen was uns so begegnet. Nach unserer Rückkehr würde Phumi uns einen deftigen Brunch servieren und wir hätten dann während der Hitze des Tages Zeit zu entspannen.
Es war also gerade eben hell als wir mit Rucksack, Kamera und Fernglas bestückt losgingen. Wir wanderten zunächst im Schatten eines Wäldchens am Ufer des Flüsschens entlang. Immer öfter spitze die Sonne über die Bäume und beleuchtete das Wasser, brachte es zum Glitzern. Ein Platschen brachte uns zum Stehen und wir beobachteten staunend, wie ein kleiner Graufischer erfolglos aus dem Wasser aufflog, Tropfen spritzten in alle Richtungen aus seinem Gefieder, und schon rüttelte er wieder über dem glasklaren Wasser und hielt nach der nächsten Beute Ausschau.
Weiter gingen wir, nun über offenes Grasland in der Sonne, doch noch waren die Temperaturen sehr angenehm. Es war anscheinend der Tag für die
Vogelbeobachtung. Ein Schilf-Halm schaukelte heftig, als ein kleiner Zwergspint auf ihm landete. Einige Minuten verbrachten wir damit, das wunderschöne, winzige Vögelchen zu bestaunen, dessen Gefieder in allen Nuancen von Grün über Gelb, Orange, Braun und sogar blau in der frühen Morgensonne strahlte.
Kurz darauf waren wir wieder im Schatten am Rand eines Mopanewäldchens, als wir Bewegung zwischen den Bäumen auf der anderen Seite des Wassers wahrnahmen. Zwei Giraffen beäugten uns neugierig aber auch etwas argwöhnisch. Wir blieben ganz still stehen und warteten bis sich die Tiere entspannten und weiter an den jungen Trieben der Bäume knabberten. Nach und nach bemerkten wir mehr und mehr der gut getarnten Tiere im sonnen-gescheckten Schatten des Waldes. Vorsichtig nahmen wir die Kameras hoch und machten ein paar Bilder, genossen es die Zeit mit diesen schönen, interessanten Tieren zu verbringen. Als wir uns wieder in Bewegung setzten, erschraken die Giraffen und galoppierten davon, was uns einerseits leid tat, andererseits aber auch die Gelegenheit gab zu sehen wie viele Tiere es wirklich gewesen waren, von denen wir etwa die Hälfte nicht bemerkt hatten.
Langsam wurde es sehr warm, als wir auf die relativ frische Spur einer kleinen Herde Büffel stießen, wahrscheinlich eine Gruppe alter Bullen, die gemeinsam umherzogen und Andys Ansicht nach früh morgens zum Trinken an das Wasser gekommen waren. Wir beschlossen, den Spuren eine Weile zu folgen und nachzusehen wo die Herde hingelaufen war. Etwas später gingen wir auf einen dichteren Mopanewald zu, mit teils sehr hohen Bäumen, auf denen hunderte von Geiern saßen. Andy grinste und meinte, dass da sicherlich ein Kadaver zu finden war, und dass die Geier noch warteten bis sie an der Reihe waren. Er schlug vor zum Camp zurück zu kehren um den Geländewagen zu holen, da die Entfernung doch noch ziemlich groß war und die Sonne nun sehr heiß auf uns niederbrannte. Also kehrten wir um und gingen mit
nur einer Pause zurück zum Camp. Es wurde so heiß auf der offenen Fläche, dass wir uns genötigt sahen uns mitsamt Kleidung mal eben in dem Flüsschen zu „suhlen“, dann konnte es weiter gehen. Bis wir ins Camp gelangten, waren unsere Sachen schon wieder trocken.
Der unglaublich flexible Phumi setzte uns Tee, Kaffee und einen riesigen, erfrischenden Obstsalat vor, packte uns das restliche, für unseren Brunch vorgesehene Essen innerhalb kürzester Zeit ein und wir fuhren los. Natürlich waren wir sehr gespannt, was uns an dem Mopanewald erwartete.
Die Straße führte uns auf Umwegen auch an die Stelle, wo wir zuvor die Geier in den Bäumen gesehen hatten. Sie saßen noch immer da, und es waren deutlich mehr geworden. Sehr langsam fuhr Andy weiter und achtete dabei auf die Spuren auf der sandigen Piste. Plötzlich hielt er an und deutete auf einen perfekten Pfotenabdruck, der noch ganz frisch sein musste.
„Löwen!“ grinste er. „Leider ist der Busch hier sehr dicht, das ist nicht ohne Risiko. Ich gehe erst einmal allein vor und schaue mir die Lage an, dann sehen wir weiter.“ Sekunden danach war er lautlos im Busch verschwunden und wir warteten gespannt, suchten dabei das Dickicht mit den Ferngläsern ab. Alles was wir sahen waren hunderte von Geiern, die teils geduldig und reglos auf Ästen saßen, teils mit ihren keckernden Stimmen um gute Plätze auf den Bäumen stritten. An den vom Boden auffliegenden Geiern konnten wir erkennen wo sich Andy gerade befand. Es dauerte ziemlich lange bis er zurückkehrte, doch war uns dabei keineswegs langweilig, es gab ja jede Menge Geier zu beobachten.
„Löwen haben heute Früh gleich zwei Büffel geschlagen.“ Sagte Andy. „Sie sind nach dem Fressen recht weit bis zum Wasser gelaufen und liegen nun in ganz dichtem Busch im Schatten. Eine junge Löwin haben sie zur Bewachung zurück gelassen, deswegen trauen sich die Geier noch nicht ran. Die ist richtig stinkig, hat mich angeknurrt, und sich dann tief im dichten Busch verkrochen, da hat es keinen Sinn wenn wir versuchen sie jetzt zu beobachten… wir sehen eh nichts.“ Wir schauten ihn enttäuscht an und er lachte. „Lasst mich doch ausreden! Ich schlage vor wir kommen am späten Nachmittag wieder, in der Hoffnung, dass die Löwen sich dann nochmal die Bäuche voll schlagen.“
Das hörte sich schon besser an! Also fuhren wir noch ein Stück weiter bis zu dem einzigen anderen Campingplatz des Parks und aßen hungrig das tolle Essen, das Phumi uns eingepackt hatte. Eine kleine Siesta schien danach angebracht zu sein, also räkelten wir uns auf den Autobänken oder auf einer Plane am Boden, wie die Löwen, die uns gerade entwischt waren.
Erfrischt fuhren wir dann weiter, in ein Gebiet direkt an der Grenze mit Botswana, das aus großen, brettebenen Salzpfannen bestand, auf denen spärlich dürres, goldgelbes Gras stand. Zu unserer Überraschung stapften hier Marabus und Kronenkraniche in großer Anzahl über die Pfannen bedächtig hin und her, und pickten immerzu etwas vom Boden auf. Andy vermutete, dass die großen Vögel Termiten fraßen, die nach einem kurzen Regenschauer in Scharen aus ihren Löchern krochen und das trockene Gras in fein zerkleinerten Stückchen in ihre Baue schleppten. Wir stiegen aus und gingen ein Stück. Es stimmte, überall wimmelte es von Termiten, die Grasstückchen schleppten, aber die Gras-Segmente waren teilweise um ein Vielfaches länger, als die Insekten. Eine enorme Leistung für so winzige Tierchen!
So langsam wurde es Zeit, dass wir uns wieder Richtung Löwen und dann Camp auf den Weg machten. Auch hier galt die Regel, dass wir bis Einbruch der Dunkelheit zurück im Camp sein mussten. Gespannt näherten wir uns dem Wald, in dem sich das morgendliche Drama abgespielt hatte. Sofort war klar, dass sich etwas verändert hatte. Die Geier saßen nicht mehr auf den Bäumen, sondern am Boden und auf den Kadavern, wildes Flügelschlagen und Keckern zeugte davon, dass sich die riesigen Vögel um die besten Stücke stritten. Also waren die Löwen leider fort. Etwas enttäuscht beobachteten wir die Geier und gingen zu Fuß etwas näher heran um Fotos zu machen. Sehr dicht ließen uns die aufmerksamen Vögel aber nicht kommen bevor sie Anstalten machten vom Futter wegzufliegen. Das wollten wir nicht verursachen und zogen uns zurück.
Beim letzten, schwachen Abendlicht näherten wir uns dem Camp, da hielt Andy plötzlich in einer Staubwolke den Wagen an. Auf der anderen Seite des Flüsschens, das uns morgens als Abkühlung gedient
hatte, lag gerade eben sichtbar eine Löwin. Hätte sie sich nicht bewegt, wäre sie im goldgelben Gras ganz und gar verschwunden, so sehr ähnelte Ihre Fellfarbe dem Gras. So intensiv wir auch suchten, andere Tiere konnten wir nicht sehen, aber immerhin, eine tolle Begegnung zum Abschied vom Kazuma Pan Nationalpark war das doch!
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