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Simbabwe Reise, Tag 1: Victoria Falls, Wasserfälle, Bootsfahrt auf dem Sambesi-Video

Victoria Falls, Main Falls mit Regenbögen

Victoria Falls, Main Falls mit Regenbögen

06. März

Die Vorfreude auf meine Simbabwe-Reise begann schon mit dem Flug von Johannesburg nach Victoria Falls. Ich hatte das Glück, einen Fensterplatz zu bekommen. Bereits als der Pilot zum Sinkflug ansetzte, war unter uns so gut wie nichts als Busch in den verschiedensten Grün-Tönen zu sehen, von gelegentlichen, schnurgeraden Straßen unterbrochen. Und dann, kurz vor der Landung, war da das breite, glitzernde Band des riesigen Sambesi-Flusses und die weiße Gischtwolke der Wasserfälle. Eine wunderbare Einstimmung!

Die Passkontrolle und Zollformalitäten waren in Victoria Falls, wie meistens, stressfrei. Auch das Gepäck war schnell aus der kleinen Maschine ausgeladen. Während der Fahrt zur Stadt, kam ich mit dem Guide ins Gespräch, zunächst über die aufregenden Aktivitäten, die mich noch erwarteten, dann darüber, wie sich die Lage im Land seit der Koalitionsregierung verändert hatte. Parker meinte, es sei einfacher geworden für die Menschen und es herrsche allgemein Optimismus. Das konnte ich während der Wochen, die ich in Simbabwe verbrachte bestätigen, die Stimmung war erheblich besser, als noch im Juni oder im Oktober 2008.

Am Hotel angekommen, vereinbarten Parker und ich, dass er mich in 45 Minuten wieder abholen werde, zu unserem Besuch der Wasserfälle. Es war alles ursprünglich etwas weniger hektisch geplant, aber mein Flug hatte wegen einer technischen Panne ca. zwei Stunden Verspätung gehabt. Dennoch war ausreichend Zeit für Check-in, Umziehen und ein kurzes Treffen mit einer Kollegin.

Pünktlich fuhr Parker vor dem Hotel vor. Ich hatte meine Kamera in zwei Plastiktüten gehüllt, Parker hatte einen riesigen Schirm dabei. Es konnte losgehen! Wir besuchten zunächst „The Big Tree“, einen eindrucksvollen Baobab-Baum. Sein Durchmesser betrug etwa 16 Meter, er war ca. 20 Meter hoch und man sagte er sei über 1000 Jahre alt sein. Wenn er doch nur sprechen könnte! Leider war er eingezäunt, damit sich nicht jeder Dummkopf in seiner weichen Rinde verewigte.

Auf dem Parkplatz vor dem Eingang zu den Fällen stand eine Reihe von Kiosken. Hier konnte man Souvenirs kaufen, oder für zwei Dollar einen Regenumhang mieten. Entsprechend eingehüllt und bereits etwas schwitzend machten wir uns auf den Weg. Ich zahlte meinen Eintritt und wir sahen uns zunächst eine handgemalten Karte der Fälle und ihrer Umgebung an.

Victoria Falls, Blick in die Schlucht beim Devil's Cataract

Victoria Falls, Blick in die Schlucht beim Devil’s Cataract

Weiter ging es dann auf einem gepflasterten Weg durch den Regenwald bis zum Devil’s Cataract. Sobald wir aus dem Wald heraus an den Rand der Schlucht traten, war ein Gespräch fast unmöglich, so laut war das donnernde Tosen des Wassers. Die Gischtwolke legte sich wie feiner Nieselregen auf alles, eine angenehme Abkühlung auf der Haut, dann nach einer Weile ein Rinnsal und später ein steter Fluss aus den Haaren, über den Nacken und unter den Kragen des Regenumhangs. Durch den Nebel der Gischt war der Devil’s Cataract zu sehen, unvorstellbare Wassermengen, die grünlich-braun über den Rand des Felsens drückten und schäumend-weiß fast 100 Meter tief in den Abgrund stürzten.

Wir gingen weiter, am Devil’s Cataract vorbei zum Livingstone’s View, wo auch eine Statue des Entdeckers steht. Hier war es leiser und wir konnten uns wieder verstehen. Parker erzählte mir ein paar Fakten zu den Wasserfällen. Dann machten wir uns auf den Weg, am westlichen Ende der Fälle die steile, nasse und wegen der Algen sehr glitschige Treppe hinunter zu kletternund einen Blick in die Schlucht neben dem Devil’s Cataract zu werfen. Ich war Parker sehr dankbar dafür, dass er seinen großen Regenschirm aufgespannt hatte, und damit meine Kamera beim Fotografieren vor der Gischt schützte. Zu unserer Linken toste der Katarakt, geradeaus konnten wir durch die Gischt-Schwaden die Schlucht sehen, wo sich die Wassermassen brodelnd und schäumend zwischen den Felswänden hindurch zwängten.

Schwer atmend kletterten wir die steile Treppe wieder hinauf. In dem Moment kam die Sonne durch die Wolken und wieder sah alles anders aus. Erst einer, dann zwei Regenbögen bildeten sich in der Gischt. Wir gingen etwas schneller auf die Main Falls zu, um die Wolkenlücke auszunutzen. Hier fiel das Wasser in einem breiten Schleier über den Rand der Schlucht, das Donnern ohrenbetäubend, der Anblick hypnotisch und unbeschreiblich schön. Die Regenbögen glitzerten in den weißen Gischtwolken, parallel verlaufend, der „Äußere“ schwächer ausgeprägt. Bald zog sich die Sonne wieder hinter den Wolken zurück und wir gingen weiter in Richtung Horseshoe Falls.

An jedem Aussichtspunkt dachte ich immer wieder, dass es eindrucksvoller nicht ging, und doch wurde es immer noch besser. Auch eine Weile an dem selben Platz zu verharren lohnte sich, weil die Brise immer einmal wieder die Gischt beiseite blies, und damit neue Aussichten eröffnete.

Je weiter wir nach Osten entlang der Fälle gingen, desto heftiger wurde der Gischtregen bis es sich anfühlte, als würde ein heftiger Gewitterregen auf uns niederprasseln. Zeitweilig wurde es auch, je nach Windrichtung, so dunkel, dass ich dachte es regnete wirklich. Bald war es auch so gut wie unmöglich, außer der Gischt noch etwas anderes zu sehen. Also machten wir kehrt und gingen den trockeneren Weg durch den Wald zum Ausgang. Trotz der Regenmäntel waren wir tropfnass, und die Sandalen quatschten bei jedem Schritt.

Ein paar zierliche, rotbraune Buschböcke, von unserer Anwesenheit unbeeindruckt, ästen im frischen grünen Gras am Wegrand. Als sie uns kommen hörten hoben sie die Köpfe, sahen uns mit ihren sanften braunen Augen an, dann wandten sie sich wieder wichtigeren Dingen zu. Ein paar Meter weiter hörten wir ein Flattern in einem Baum neben dem Weg. Zwei Trompeterhornvögel saßen auf einem Ast und reckten die riesigen Schnäbel nach den süßen Früchten. Ich hätte sie gern noch eine Weile beobachtet, aber wir mussten zum Hotel zurück. Für die Bootsfahrt auf dem Sambesi brauchte ich unbedingt trockene Kleidung und eine Jacke. Obwohl es noch Sommer war, konnte es abends auf dem Wasser kühl werden.

„Unser“ Boot war eines der kleineren Ponton-Boote, sehr bequem mit Tischen und Stühlen ausgestattet, sowie einer kleinen Bar am Heck. Die etwa 10 Fahrgäste suchten sich einen Platz und dann knatterten die Außenbord-Motoren und es ging los. Ein Guide erklärte uns, wir würden zunächst ein Stück Flussaufwärts fahren, dann zwischen den Inseln hindurch wieder abwärts bis wir einen guten Blick auf die allgegenwärtige Gischt der Fälle werfen konnten. Dann, nach dem Sonnenuntergang würden wir zum Anleger zurückkehren.

Victoria Falls, Insel im Sambesi Fluss

Victoria Falls, Insel im Sambesi Fluss

Als ein Kellner herumging und Getränkewünsche notierte begannen die Gäste, sich untereinander zu unterhalten und bald wurde die Gesellschaft recht lustig. Immer wieder erklärte der Guide, was es zu sehen gab. Er zeigte auf eine Insel, an deren Ufer wir entlang fuhren, am Rand des dichten Gebüschs war eine kleine Sandbank. Auf dem Sand standen reglos drei Vögel, das Gefieder hellbeige mit brauner, schwarzer und weißer Zeichnung, die Augen riesig und gelb. Es waren Wassertriele, ihre Reglosigkeit zusammen mit dem unscheinbaren Gefieder eine gute Tarnung.

Victoria Falls, Wassertriele, beobachtet bei der Bootsfahrt auf dem Sambesi

Victoria Falls, Wassertriele, beobachtet bei der Bootsfahrt auf dem Sambesi

Immer wieder schoben sich Wolken vor die Sonne, um Minuten später wieder zu weichen. Mal schimmerte der Fluss im trüben Licht bleigrau, dann glitzerte wieder das Sonnenlicht auf den kleinen Wellen und das Wasser leuchtete blau. Wir bogen wieder um eine Sandbank herum und aufgeregt zeigte einer der Gäste auf die Insel. Ein Krokodil lag auf dem warmen Sand und genoss sichtlich mit halb geschlossenen Augen die Sonne auf seinem Rücken. Der Bootsführer tat sein Bestes, das Gefährt ruhig zu halten, damit alle das Reptil fotografieren konnten. Von der Aufmerksamkeit unbeeindruckt blieb das Tier liegen und blinzelte nicht einmal. Mit seinen gelbgrünen Schuppen und dem Zähne-starrenden Maul sah es dennoch sehr prähistorisch und gefährlich aus.

Victoria Falls, Krokodil, beobachtet bei der Bootsfahrt auf dem Sambesi

Victoria Falls, Krokodil, beobachtet bei der Bootsfahrt auf dem Sambesi

Das Licht wurde weicher und das Farbenspiel vom Wasser und den vielen verschiedenen Grün-Tönen der Inseln war unvergleichlich schön. Auf der Steuerbord- Seite ertönte ein lautes schnaufendes Grunzen und ein Flusspferd tauchte neben dem Boot auf, kurz danach noch eines und ein Weiteres. Riesige graue Köpfe mit kleinen, oben auf dem Kopf liegenden Augen und Nüstern, die beim Schnauben einen feinen Wassernebel versprühten. Alle Gäste griffen nach ihren Kameras. Die Flusspferde wackelten mit den Ohren und tauchten ab, um an anderer Stelle wieder zu erscheinen. Wieder hielt der Bootsführer unser Gefährt so ruhig wie möglich. Eines der Hippos kam näher und grunzte laut bevor es abtauchte.

Victoria Falls, Flusspferd, beobachtet bei der Bootsfahrt auf dem Sambesi

Victoria Falls, Flusspferd, beobachtet bei der Bootsfahrt auf dem Sambesi

Weiter stromabwärts, übertönte ein heller, markanter Ruf das Dröhnen der Motoren. Ein Schreiseeadler saß auf einem Palmenstamm, das Gefieder dunkel-kastanienbraun, Kopf und Brust weiß, Schnabel leuchtend-gelb. Er warf den Kopf zurück und ließ seinen wunderschönen Ruf über das Wasser schallen.

Als wir diese Insel umrundeten, war wie versprochen, die riesige Gischtwolke der Victoria Falls zu sehen, sie hob sich weiß von den dahinter liegenden grauen Wolken ab. Auch das Donnern der Wasserfälle war deutlich zu hören, trotz der Motoren. Hier müssten wir umkehren, sagte der Guide, sonst würde die Strömung zu stark und wir kämen nicht mehr dagegen an. Also machten wir kehrt und fuhren zurück. Inzwischen waren die Wolken immer dichter geworden, dunkelgrau, und die Sonne blitzte zunächst gelb, dann orange durch die Lücken. Es bahnte sich ein dramatischer Sonnenuntergang an. Ich setzte mich auf die Bordwand am Bug und hörte dem Plätschern des Wassers zu, beobachtete das Licht- und Farbenspiel am Himmel. Allzu bald war es vorbei und die Farben verblassten während wir zum Anleger zurück kehrten.

Victoria Falls, Sonnenuntergang über dem Sambesi Fluss

Victoria Falls, Sonnenuntergang über dem Sambesi Fluss

Wieder im Hotel angelangt, freute ich mich nach einem ziemlich langen und ereignisreichen Tag eigentlich nur noch auf ein gutes Abendessen und mein Bett. Es war schade, dass das freundliche und sehr hilfsbereite Personal so gut wie keine Anerkennung fand, das Hotel war fast leer und ich war im Restaurant der einzige Gast. Politik und Cholera waren für den Tourismus offensichtlich eine schlechte Mischung. Aber beides schien langsam unter Kontrolle zu kommen. Seit einigen Wochen war eine Koalitionsregierung im Amt und die vielen selbstlosen Helfer aus aller Welt von den verschiedensten humanitären Organisationen hatten den Cholera-Ausbruch so ziemlich im Griff.

Die nette Kellnerin und ich unterhielten uns zwischen den Gängen ein Wenig, dann piepste mein Mobiltelefon. Eine SMS-Nachricht aus Deutschland? Nein. Eine Freundin aus Südafrika teilte mir mit, dass die Frau des Premierministers, Susan Tsvangirai, an diesem Abend bei einem Autounfall ums Leben gekommen war, und Morgan Tsvangirai ebenfalls verletzt war, niemand wusste wie schwer. Ein sehr schlimmer Schlag, natürlich insbesondere für die Familie, aber auch für das ganze Land! Den Schrecken muss man mir deutlich angesehen haben, denn die Kellnerin fragte, ob alles in Ordnung sei. Ich gab ihr das Telefon. Sie las die Nachricht und sah mich fassungslos an. Einen Moment danach umarmten wir uns wortlos. Es gab nichts zu sagen. Als ich zu meinem Zimmer ging, sahen alle Angestellten genauso geschockt aus wie ich mich fühlte. Aus dem frühen Schlafengehen wurde nichts, ich saß vor dem Fernseher in meinem Zimmer und versuchte, an jede Meldung heranzukommen, die es gab. Wenigstens konnte ich den Nachrichten entnehmen, dass der Premierminister nur „leicht“ verletzt war. Erst dann konnte ich schlafen gehen. Die Fenster weit offen, hörte ich vor dem Einschlafen noch dem Rauschen der Fälle zu und den Rufen einer Schleiereule, die im Hotelgarten Mäuse jagte.

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Über den Autor

Sabine Gebele

Seit ich als Kind, mit etwa 7 Jahren, die ersten Tierfilme auf dem schwarz-weißen Fernseher ansehen durfte, war mir klar, daß ich eigentlich nach Afrika gehöre. Je mehr Filme ich ansah, im Schneidersitz auf dem Teppich, Rücken an das Sofa gelehnt, desto sicherer war ich. Meine Helden waren Bernhard Grzimek, Jacques Cousteau und Gerald Durrell. Seit 1988 reise ich regelmäßig nach Afrika, habe Südafrika, Lesotho, Swaziland, Namibia, Botswana, Simbabwe, Sambia, Tansania, Kenia und Ghana bereist. So wunderschön diese Länder alle sind, so ist meiner Meinung nach keines mit Simbabwe vergleichbar. Ich habe mich in das Land verliebt, als ich zum Erstenmal dort war, es dauerte keine fünf Minuten! Am liebsten bin ich tief im Busch zu Fuß auf Safari, habe aber auch sehr viel Freude am Reisen mit allen anderen Mitteln, seien es Flugzeuge, Geländewagen, Mountainbikes oder Pferde.

2 Reaktionen bis “ Simbabwe Reise, Tag 1: Victoria Falls, Wasserfälle, Bootsfahrt auf dem Sambesi-Video ”

  1. Hallo Sabine,

    sehr schöne Bilder und ein wirklich nettes Filmchen. Kann es sein, dass in beidem auch Szenen von \"unserer\" Zimbabwe-Reise drinstecken?!

    Viele Grüße
    Jörn

  2. Sabine Gebele

    Hallo Joern,

    besten Dank für den lieben Kommentar! In der Tat stammt eines der Bilder von unserer Reise 2008, es war ‚Dein‘ Krokodil ;-). Das Filmchen hat Uli gedreht und auch dieses Material stammt von Juni 2008. Dein Gedächtnis ist ausgezeichnet. Der nächste Teil ist schon unterwegs und diesmal sind keine 2008 Bilder dabei!

    Liebe Grüße, Sabine

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