Simbabwe Tour – Wandern in der Wildnis von Afrika
Tag 4 10.März
Obwohl wir einen frühen Start in den Tag geplant hatten, war ich schon lange vor dem Wecker wach. Es war noch dunkel und ganz still bis auf die Geräusche der Wildnis des Hwange Nationalpark. Kein Auto, keine Stimmen, kein Lärm. Nur das Zirpen der Grillen, die schrillen, lang-gezogenen Schreie der Schleiereule und das Pfeifkonzert der winzigen Perlkäuze. Ich hörte fasziniert zu, wie sich immer mehr Stimmen zu der Sinfonie hinzu gesellten: Während es noch ganz dunkel war, rief ab und zu eine Weißgesichtohreule. Bei beginnender Morgendämmerung meldete sich dann auch ein Senegalliest zu Wort, eine Art Eisvogel, der den Sommer im südlichen Afrika verbringt. Sein kontrastreich gefärbtes Gefieder in türkisblau, weiß und schwarz ist schon auffallend, hinzu kommen ein roter Schnabel und eine unverkennbare Stimme. Auch die anderen Tag-aktiven Vögel begannen zu singen, Graubülbül, Turteltauben und Glanzstare. Dann hörte ich Andy’s Wecker, kurz darauf sprachen Andy und Norman leise miteinander. Es war Zeit zum Aufstehen und den neuen Tag dieser Simbabwe Tour zu beginnen.
Nach einem reichlichen Frühstück und mehreren Bechern Tee waren wir alle richtig wach und bereit, den Tag anzugehen. Wir hatten geplant, eine längere Wanderung zu unternehmen, direkt von Shumba Campingplatz aus. Wir überprüften unsere Ausrüstung, Andy und Norman luden ihre Gewehre, ich sah nach, ob ich eine Batterie und eine Speicherkarte für die Kamera in Reserve hatte. Alle sahen ihre Rucksäcke durch, Trinkwasser, Regenjacken, Vogelbuch, für jeden ein paar Müsli-Riegel falls wie länger fortbleiben sollten, als erwartet … Das Abenteuer inmitten der Wildnis von Afrika konnte beginnen.
Andy sagte ein paar Worte zu der Sicherheit beim Wandern in der Wildnis. Ich hatte bereits viele Busch-Wanderungen unternommen, aber jeder Guide hat so sein eigenes System, da ist es immer gut, aufmerksam zuzuhören. Zu den allgemeinen Regeln gehört, dass man beim Gehen immer hinter dem Guide bleibt und nicht unnötig viel redet, weil Stimmen die Tiere verscheuchen. Außerdem soll man immer allen Anweisungen des Guide sofort folgen und niemals weg rennen, es sei denn man wird dazu ausdrücklich aufgefordert.
Noch war der Morgen angenehm kühl, der Himmel leicht bewölkt. Im Gänsemarsch überquerten wir die Straße, die die Camps Sinamatela und Main Camp verbinden und gingen dann in die Savanne. Das Gras war trügerisch, ziemlich hoch, teilweise höher gewachsen als ich und durchsetzt mit wunderschönen wildem Hibiscus, dessen Blüten hellgelb sind mit einem dunkelroten Kelch. Andy hatte keine leichte Aufgabe, denn auch er konnte nicht weit über das Gras hinweg sehen. Theoretisch konnte überall im Gras etwas verborgen sein, das es zu meiden galt, von tiefen Erdferkellöchern, in denen man sich leicht einen Fuß brechen konnte bis zu einem Rudel Löwen, das in dem goldgelben Gras optimal getarnt wäre.
Entsprechend angespannt und konzentriert waren wir alle und haben alle Sinne auf die Umgebung gerichtet.
Es stellte sich heraus, dass es viel schwieriger war, das viele Wasser zu umgehen, das in der Senke stand, die wir durchqueren wollten, als irgend welche anderen Hindernisse. So sehr Andy auch aufpasste, unsere Stiefel waren in kürzester Zeit durchnässt. An diesem Vormittag haben wir hauptsächlich Vögel beobachten können. Über dem stehenden Wasser konnten wir vor Allem verschiedene Bienenfresser- und Schwalben-Arten beobachten, die auf Insektenjagd waren. Die leuchtend-rot und braun gefärbten Karminspinte waren
besonders fleißig auf der Jagd, ebenso die Rauchschwalben, die sich bald wieder den Heimweg nach Europa machen würden. Auch die wunderschönen, in vielen Farben leuchtenden Gabelracken saßen auf kahlen Ästen auf der Lauer nach Insekten. Die Jahreszeit ist insofern faszinierend, als es sehr viele Jungvögel gibt, die teilweise ganz anders aussehen, als die ausgewachsenen Vögel, was leicht zu Verwirrung führen kann.
Als es im hohen, dichten Gras direkt neben Andy laut raschelte, fuhr er blitzschnell herum und hatte sein Gewehr schneller im Anschlag, als ich gucken konnte. Aber ein lautes Kreischen und heftiger Flügelschlag verrieten, dass wir nur ein paar Perlhühner aus ihrem Versteck aufgescheucht hatten.
Wir gingen weiter und freuten uns an der schönen Landschaft. Norman zeigte auf einige Geier, die sich dunkel gegen den hellen Himmel abhoben. Wir beobachteten sie eine Weile, doch sie schraubten sich mit
Hilfe der Thermik in luftige Höhe auf der Suche nach Aas. Wären sie in kreisendem Flug nach unten gesegelt, so hätten wir mal nachgesehen, was es da zu finden gab, vielleicht Löwen oder andere Raubtiere mit einer Beute.
Auf dem Rückweg führte Andy uns auf einer leichten Anhöhe entlang, er wollte anscheinend eine Pause von den nassen Füßen haben. Seine Strategie wurde belohnt, in dem wir auf ein Termitennest stießen, und eine Weile die Insekten beim Sammeln von Grashalmen und Samen beobachten konnten. Die eigentlich nicht sehr ansehnlichen Tiere haben bewundernswerte Kräfte und schleppen im Verhältnis zu ihrem Körpergewicht riesige Lasten umher.
Zurück im Camp hatten wir uns unser Mittagessen verdient. Danach machten wir eine kurze Pause und stiegen dann in den Landrover, um ein Stück zu fahren bevor wir wieder eine Wanderung unternehmen wollten. Andy fuhr langsam, damit wir unterwegs auch noch die Gelegenheit hatten, Tiere zu beobachten. Wir kamen um eine Kurve in der Straße und staunten nicht schlecht, als wir ein kleines Rudel Wildhunde im
Busch verschwinden sahen. Den Spuren nach, hatten sie auf der Straße geruht bis wir sie aufgeschreckt haben. Der Moment war viel zu kurz gewesen, um ein Foto zu machen, aber der Anblick war unvergesslich. Wildhunde sind, neben den Äthiopischen Wölfen, die seltensten Raubtiere Afrikas und ihr Bestand als sehr gefährdet. Wir stiegen aus und versuchten für eine Weile ihrer Spur zu folgen, aber es war hoffnungslos. Erstens waren sie viel schneller als wir es je sein könnten und zweitens waren sie durch sehr dichten Mopane-Wald gelaufen. Es war viel zu riskant, ihnen durch dieses unübersichtliche Dickicht nachzugehen.
Begeistert von unserem Fund fuhren wir weiter. Wir hatten ziemlich viel Zeit mit der Suche nach den Wildhunden verbracht, daher konnten wir nur noch einen kleinen Ausflug von der Straße weg machen, bei dem wir das Nest eines Frankolin fanden, am Boden gut verborgen zwischen den Büschen. Am Masuma Dam legten wir eine kleine Pause ein, um die Flusspferde zu beobachten.
Zurück im Camp bauten Norman und Andy ein schönes kleines Lagerfeuer, an dem wir uns nach einer
warmen Dusche und einem guten Essen entspannten. Bevor wir Pläne für den nächsten Tag machten, beschlossen wir, abzuwarten wie das Wetter werden würde.
Hinterlassen Sie eine Antwort
Sie müssen angemeldet sein, um einen Kommentar abgeben zu können.