Singlereise West-Kanada, Calgary, die Rocky Mountains, Banff und Jasper Nationalpark
Westkanada ist ein Muss für jeden, der einmal die Weite unendlich scheinender Natur erleben will. Dass dieser Satz stimmt, haben wir bei unserer Rundreise durch Westkanada selbst erfahren. Angefangen von den beeindruckenden Rocky Mountains über die unberührten Landstriche im Norden Britisch Kolumbiens, mit dem Schiff durch die Inside Passage bis in den äußerten Süden Kanadas nach Vancouver Island – an jedem Tag warteten neue unvergessliche Erlebnisse.
Die Vorfreude begann schon etwa vier Wochen vor der Abreise. Beim Informationsabend konnten wir uns alle schon kennenlernen. Da es eine Singlereise ist, besteht unsere Reisegruppe zu hundert Prozent aus Singles und Alleinreisenden. Sowohl für mich als Reisebegleiterin, als auch für die Reisegäste ist es vorab schon einmal beruhigend zu wissen, mit wem man zwei Wochen in Kanada unterwegs sein wird. Wir erfahren alles Wichtige zur Einreise, zum Wetter und zur nötigen Kleidung, mit welchen Zahlungsmitteln wir in Kanada bezahlen können und welchen Stromadapter wir brauchen. Natürlich wird auch der Reiseablauf noch einmal vorgestellt. Man würde am liebsten gleich losfliegen!
Am Tag der Abreise treffe ich mich mit allen Gästen aus Dresden und Umgebung am Büro im Flughafen Dresden. Per Haustür-Transfer kommen alle Gäste bequem etwa zwei Stunden vor Abflug am Treffpunkt an. Gemeinsam checken wir ein und geben das Gepäck auf. Bevor es los geht, gibt es aber erstmal ein kräftiges Frühstück im Flughafen-Restaurant.
Wir fliegen zunächst nach Frankfurt und treffen dort auch die Reisegäste aus Leipzig und Berlin. Durch die Abflugbetreuung von Eberhardt gab es auch dort keine Probleme beim Einchecken. Nun ist die Gruppe komplett und wir starten unseren 9,5-Stunden-Flug nach Calgary. Im Flugzeug bin ich meiner Reisegruppe beim Ausfüllen der Einreisekarte behilflich, die gibt es nämlich nur in Englisch und Französisch. Mit einer Zeitverschiebung von minus 8 Stunden landen wir am Vormittag in Calgary. Bei der Einreisekontrolle werden Pass und Einreisekarte geprüft. Die Zollbeamten stellen jedem Gast einige Fragen und ich muss kräftig übersetzen.
Am Ausgang wartet schon unsere örtliche Reiseleiterin. Sie heißt Elisabeth, ist Schweizerin und spricht perfekt Deutsch. Sie wird uns auf der gesamten Rundreise begleiten. Mit unserem nagelneuen Reisebus fahren wir zum Hotel im Zentrum von Calgary. Am Nachmittag erkunden wir die Calgary bei einem geführten Stadtrundgang. Die Auffahrt auf den 190 Meter hohen Calgary Tower ist ein Erlebnis. Von hier genießen wir einen tollen Blick auf Calgary und den Bow River bis hin zu den Rocky Mountains.
Am nächsten Tag besuchen wir den Olympia-Park von Calgary. Aus allen Ländern der Welt kommen Wintersportler nach Calgary, um hier zu trainieren. Im Winter wird es in den Prärien Kanadas sehr kalt und das natürliche Terrain bietet sich für Skischanzen, Bobbahn und Snowboard-Halfpipe bestens an. Es gibt sogar eine Halle, in der nur der Start von Bob und Skeleton trainiert werden kann.
Wir reisen weiter in die Rocky Mountains. Das Wetter ist wunderbar, wir haben Temperaturen um die 25°C, was ziemlich ungewöhnlich ist für Ende September in Westkanada! Wir sind natürlich nicht böse ;-). Im Banff-Nationalpark bestaunen wir die ersten Naturschönheiten wie den Minnewanka-See und die Hoodoos, skurril geformte Säulen aus Kalkstein. Unsere Reiseleiterin führt uns zu einem Aussichtspunkt, von dem wir das wunderschöne Bow-Flusstal bewundern. In der Ferne hören wir den Brunft-Ruf der Wapiti-Hirsche. Eine Art hohes Pfeifen, was ich heute noch im Ohr habe. Schon jetzt bin ich überwältigt von dieser Natur!
In Banff sehen wir das erste der ehemaligen Eisenbahnhotels der Canadian Pacific Railway, das „Fairmont Banff Springs Hotel“. Unsere Reiseleiterin erzählt uns, dass sich hier jedes Jahr Unmengen asiatischer Gäste einmieten, da das Hotel dort durch eine Fernsehserie bekannt ist. Für die Asiaten ist es der Inbegriff alter englischer Wohnkultur mit schweren Vorhängen, luxuriöser Lobby und Teatime.
Nach einem Picknick am Bow-Fluss erwartet uns das nächste Highlight des Tages. Wir fahren mit der Seilbahn auf den 2450 Meter hohen Sulphur Mountain. Von hier oben genießen wir den Ausblick auf die Rocky Mountains und die Täler mit den unendlichen Wäldern, die nicht von Straßen, sondern höchstens von Flüssen durchkreuzt werden. Kein Wunder, dass die Pelzjäger und Goldsucher früher lieber per Kanu gereist sind, anstatt sich durch das Dickicht zu schlagen uns vielleicht noch einem Bären zu begegnen! Wir begegnen auf dem Sulphur Mountain zum Glück nur Wildziegen und einem süßen Streifenhörnchen.
Das sollte aber noch nicht der Höhepunkt des Tages gewesen sein. Nein, nun wird es richtig spannend, denn die meisten von uns haben sich für den fakultativen Helikopter-Rundflug über die Rocky Mountains entschieden. Nach einer Sicherheitseinweisung geht es los. Ich bin ziemlich aufgeregt, denn ich bin noch nie in einem Hubschrauber geflogen! Wir starten von Canmore zu einem halbstündigen Rundflug. Ich sitze vorne neben dem Piloten, um zu übersetzen. Wir fliegen über die zwei bis drei Tausend Meter hohen Bergketten, die von türkisblauen Seen und Flüssen durchzogen sind, und zum Greifen nah an einen Zirkular-Gletscher heran. Die Aufwinde über den Berggipfeln verursachen das eine oder andere Bauchkribbeln. Zurück in Canmore steigen wir alle mit einem breiten Grinsen aus dem Helikopter. Dieses Erlebnis sollten Sie sich nicht entgehen lassen!
In Canmore wohnen wir in der „Rocky Mountain Ski Lodge“, die vor allem bei deutschsprachigen Gästen beliebt ist, weil die Besitzer ehemals aus der Schweiz kommen. Die Lodge besteht aus mehreren zweistöckigen Gästehäusern. Die Zimmer sind großzügig geschnitten und mit Kühlschrank, Kaffeemaschine, Fön, Radiowecker und TV ausgestattet. Über ein eigenes Restaurant verfügt die Lodge nicht, aber es gibt genügend Restaurants in der nahen Umgebung. Wir haben alle Halbpension gebucht und essen gemeinsam im „Sage Bistro“ gleich gegenüber der Lodge. In dem typisch kanadischen Blockhaus genießen wir mit Blick auf den Sonnenuntergang über den Bergen ein feines 3-Gang-Menü.
Ein weiterer Tag im Banff-Nationalpark steht auf dem Programm unserer Rundreise. Aber zunächst fahren wir in den angrenzenden Yoho-Nationalpark. Die Natur der Rocky Mountains erlebt am besten zu Fuß und mittendrin. Wir unternehmen eine Wanderung um den Emerald Lake. Elisabeth erklärt uns vieles zu den einheimischen Pflanzen, Bäumen und Moosen. Es gibt tolle Wanderwege und Holzstege. Die umliegenden Berge spiegeln sich in dem türkisblauen See und es bieten sich super Fotomotive.
Zurück im Banff-Nationalpark bestaunen wir die berühmten Spiraltunnel der Canadian Pacific Railway am Kicking Horse Pass. Wir haben Glück, denn gerade fährt einer dieser ewig langen Güterzüge in den Tunnel ein. Wir sehen den Zug im Berg verschwinden. Der überwiegende Teil der Wagen ist noch gar nicht im Tunnel, da kommt unten schon die Lok aus dem Berg heraus. Ein unglaubliches Schauspiel! Zum Mittagessen kehren wir in eine historische Eisenbahnstation ein, in der früher einige Szenen des Filmklassikers „Doktor Schiwago“ gedreht wurden.
Ein Besuch des Lake Louise darf natürlich bei keiner Westkanada Rundreise fehlen. Der Wettergott meint es auch heute gut mit uns und wir schießen tolle Fotos vom See mit dem dahinter thronenden Victoria-Gletscher. Ein Spaziergang entlang des Lake Louise bietet sich an. Hier schauen wir uns das nächste frühere Eisenbahnhotel das „Chateau Lake Louise“ auch einmal von innen an. Man sollte im Inneren nicht als Reisegruppe auftreten. So schlendern wir ganz unauffällig jeder selbst durch die „heiligen Hallen“ des Luxushotels.
Lake Louise gilt zwar bei vielen als der schönste See im Banff-Nationalpark, doch mit dem Anblick des Moraine-Sees relativiert sich dieser Eindruck. Ein kleiner Spaziergang führt hinauf zur Aussichtsplattform und wir haben einen fantastischen Ausblick auf den Moraine-See, der von zehn Berggipfeln umrahmt wird. An einer Wegkreuzung führt ein anderer Wanderweg ab, der durch das Gebiet von Grizzlybären führt. Eine Hinweistafel warnt die Wanderer, nur in Gruppen von mindestens vier Personen zu gehen. Es ist wirklich nicht ganz ungefährlich, in der Wildnis Westkanadas allein unterwegs zu sein. Uns als Reisegruppe mit unserer kanada-erfahrenen Reiseleiterin wird hoffentlich nichts passieren. Elisabeth erklärt uns, wie wir uns verhalten sollen, falls wir wirklich mal einem Bären begegnen sollten. Aber um es schon vorweg zu nehmen, wir sehen während der Rundreise nur einen Schwarzbären aus dem Bus heraus und zwei verwaiste Grizzlybären im Gehege später in Vancouver.
Am nächsten Tag verlassen wir unser Hotel in Canmore und wir fahren durch den Banff-Nationalpark weiter in Richtung Norden. Vom Frühstück gut gestärkt brauchen wir jetzt Bewegung an der frischen kanadischen Bergluft. Wir fahren zum Johnston Canyon im Banff-Nationalpark und wandern am Fluss entlang bis zu einem kleinen Wasserfall – die „Dusche der Indianer“, wie Reiseleiterin Elisabeth sagt. Im Souvenirshop würfeln wir um Rabatte für unsere Einkäufe. Das ist echt lustig!
Dann geht es weiter auf die wohl berühmteste Straße in den kanadischen Rocky Mountains – den Icefields Parkway. Wir machen Halt am Bow Lake. Es ist der Gletschersee des Bow-Gletscher und der Ursprung des Bow-Flusses, der uns den ganzen Weg von Calgary bis hier her begleitet hat. Hier befindet sich auch die bekannte „Simpson’s Num-Ti-Jah-Lodge“, eine in den 30er Jahren erbaute Blockhaus-Lodge. Wir kehren auf einen Kaffee ein und sehen uns im Souvenirshop um. Sehr zu empfehlen sind die Ahornblatt-Bonbons aus gutem kanadischen Ahornsirup. Ich nehme zwei Tüten als Mitbringsel für meine Kollegen mit.
Die nächste Hauptsehenswürdigkeit am Icefields Parkway erwartet uns – der Peyto-See! Wenn ich den Peyto Lake als Bild im Reiseführer sehe, glaubte ich bislang nicht, dass diese Farbe echt sein kann. Das Wasser sieht aus, als hätte jemand Farbe hineingeschüttet. Aber es ist wirklich so! Wir stehen auf der Aussichtsplattform und sind völlig überwältigt. Unserer Reiseleiterin Elisabeth erklärt uns, wodurch diese leuchtend-türkise Farbe zustande kommt.
Zum Mittag picknicken wir heute hoch über dem Tal des Saskatchewan-Flusses. Die Mittagssonne ist herrlich. Unser Busfahrer Tim hat heute Geburtstag und wir schenken ihm einen kleinen Kuchen, den er gleich genüsslich verspeist.
Das Highlight am Icefields Parkway ist ohne Zweifel das Columbia Icefield. Natürlich haben wir die Fahrt auf den Athabasca-Gletscher gebucht. Bei gutem Wetter, und wir haben wieder Glück ;-), lohnt es sich auf jeden Fall, auf den Gletscher zu fahren. Zunächst geht es per Bus zum Umsteigepunkt. Wir haben ein echtes „Schweizer Urgestein“ als Fahrer! Er lässt den einen oder anderen Gassenhauer los und wir lachen fast die ganze zehnminütige Fahrt. Dann steigen wir um in einen der riesigen Snowcoaches, Gletscherfahrzeuge mit mannshohen Rädern. Gleich zu Anfang der zwanzigminütigen Fahrt geht es einen steilen Abhang hinunter und uns stockt fast der Atem. Mitten auf der Gletscherzunge des Athabasce-Gletschers angekommen klettern wir aus dem Fahrzeug. Wir haben uns natürlich auch ein paar leere Flaschen mitgebracht und füllen uns frisches Gletscherwasser ab. Es soll ja verjüngend wirken und besonders wir Frauen sind sehr interessiert ;-). Es ist zwar windig und die Kälte des Eises steigt die Beine hinauf, aber bei dem strahlend blauen Himmel bietet sich uns ein einmaliges Panorama.
Gegen Abend erreichen wir das „Sunwapta Falls Resort“ im Jasper-Nationalpark. Nach einem Begrüßungsdrink beziehen wir die urigen Blockhütten, die mit Kühlschrank, Kaffeemaschine, TV und teilweise mit Kamin und Terrasse ausgestattet sind. Die Lodge verfügt über ein eigenes Restaurant, in dem wir wieder fein zu Abend speisen. Auch das Frühstücksbuffet ist eines der besten während der gesamten Rundreise. Es gibt Obst, hausgemachtes Müsli, Rührei mit Schinken und die bekannten Pancakes, die man mit Ahornsirup genießt.
Heute erkunden wir den Jasper-Nationalpark, den größten Nationalpark der kanadischen Rocky Mountains. Zuerst besichtigen wir den mächtigen Athabasca-Wasserfall. Ein Spaziergangweg führt hinunter zum Fluss und unsere Reiseleiterin zeigt uns, wie man aus den großen Flusssteinen Inukshuk-Figuren baut. Der Inukshuk ist ein Symbol der Inuit und in jedem Souvenirladen Westkanadas zu finden.
Weiter fahren wir zum Maligne Canyon. Hier gibt es einen beliebten Wanderweg entlang des Canyons. Die etwa einstündige Wanderung führt auf befestigten Wanderwegen und Stegen, vorbei an kleinen Wasserfällen und dem tosenden Fluss hinauf. Oben angekommen bleibt Zeit, um Souvenirs zu kaufen oder einen Kaffee zu trinken, bevor wir wieder in unseren Bus steigen.
Per Bus gelangen wir zum Maligne-See, dem berühmtesten See im Jasper-Nationalpark. Nach einer Mittagspause unternehmen wir eine Bootsfahrt auf dem Maligne-See bis zum beliebten Postkartenmotiv – Spirit Island. An der kleinen Insel legen wir an und die Fotoapparate bekommen viel zu tun. Die Bootsfahrt ist bei gutem Wetter sehr zu empfehlen, man sieht die Bergketten und Gletscher, die den Maligne-See umrahmen und erfährt allerlei Wissenswertes zu Geschichte, Flora und Fauna. Natürlich sollte man auch hier einen Übersetzer dabei haben.
Auf unserem Weg nach Jasper läuft eine kleine Herde Bergschafe mitten auf der Straße entlang. Wir sehen auch riesige Wapitis aus der Nähe. Entlang der Eisenbahnstrecke und vor allem rund um Jasper hat man gute Chancen Wapitis zu sehen, denn mit der Eisenbahn wird das Getreide aus den Prärien, der „Kornkammer Kanadas“ transportiert. Die Tiere haben natürlich längst bemerkt, dass aus den Eisenbahnwagen das eine oder andere Korn rieselt. In dem kleinen Ort Jasper selbst gibt es nicht allzu viel zu sehen. Empfehlen kann ich einen guten Souvenirladen, in dem es Kunsthandwerk der Indianer (in Kanada übrigens offiziell „First Nations“ genannt) zu kaufen gibt. Ob Holzschnitzereien, Schmuck und Edelsteine oder Mokassins und Schlüsselanhänger, hier haben wir alle schöne Souvenirs für unsere Lieben zu Hause gefunden.
Den zweiten Teil dieser Rundreise finden Sie in einem zweiten Reisebericht (Westkanda, Mount Robson, der Norden British Columbias, Prince George, Prince Rupert, Inside Passage, Vancouver Island, Victoria und Vancouver). Ich freue mich auf Ihr Feedback!
Hallo,
Wenn Sie die Wahl zwischen Banff und Jasper National Park hätten, welches würden Sie auswählen?