Spanien – die Alhambra in Granada
Granada und seine Alhambra, eines der beliebtesten Ziele auf jeder Andalusienrundreise.
Daher werde ich heute mit meinem Besuch Gudrun diese Sehenswürdigkeit besuchen. Wir haben uns einen Sonntag ausgesucht, da sind hoffentlich nicht so viele Ausflugsgruppen anwesend.
Die Eintrittskarten haben wir zuvor per Internet gebucht und unsere Besichtigungszeit für die Paläste der Nasriden ist um 14ººh. Die Eintrittszeiten sind seit einigen Jahren fest organisiert und wer seine verpasst hat Pech gehabt. Somit soll gewährleistet werden, dass nicht mehr als eine bestimmt Anzahl Besucher zur gleichen Zeit durch die Räume aus dem 14. Jahrhundert spazieren und sich eventuell gegenseitig behindern. Es gibt natürlich auch die Möglichkeit sich Eintrittskarten vor Ort an der Kasse zu kaufen. Doch in der Hauptsaison besteht immer das Risiko, dass für diesen Tag bereits alle Karten vergeben sind. Oder man muss, das ist dann die glücklichere Variante, eine lange Wartezeit in Kauf nehmen. Pro Tag werden nur 8.000 Karten verkauft.
Sicherheitshalber rechne ich 2 Stunden für die Fahrt von Torremolinos nach Granada, mit der vor einer Woche eröffneten neuen Autobahn sollte uns diese Zeit reichen.
Die Straßen sind frei und die Reise führt uns vorbei an riesigen Feldern mit Olivenbäumen, die hier den Großteil der Landwirtschaft darstellen. Nach der Hälfte der Strecke haben wir Blick auf den Ort Rio Frio, bekannt für seine frischen Forellen aus der Zucht und daher ein beliebtes Ziel für Sonntagsausflügler.
Doch der schönste Anblick bietet sich uns, als die Sierra Nevada am Horizont auftaucht. Wie auf Bestellung zu Ehren Gudruns hat es die vergangene Nacht in den Bergen geschneit und vor dem tiefblauen Himmel liegen weiß verschneite Berge und zu deren Füßen die Stadt Granada. Das Tourismusbüro hätte kein besseres Bild zur Verfügung stellen können!
Wir nehmen kurz vor Granada die Abfahrt Santa Fé und folgen von dort den Hinweisschildern „Sierra Nevada“ . Die Alhambra selbst ist leider erst auf der Umgehungsstraße um Granada ausgeschildert. Ein wenig schwer verständlich, denn die Alhambra ist ein Anziehungspunkt und viele ortsunkundige haben vermutlich schon lange Umwege um Granada gemacht.
Nach 1 ½ Stunden Fahrzeit erreichen wir den Parkplatz der Alhambra. Wir befinden uns nun am Haupteingang, der zu den arabischen Palästen und der Generalife führt. Hier stehen auch die Automaten, an denen wir unsere vorgebuchten Eintrittskarten abholen können. Wir sind zu früh und erhalten daher noch keinen Einlass. Die Zeit können wir jedoch anderweitig nutzen. Wir spazieren entlang der Außenmauer bis zu dem Tor der Gerechtigkeit (Puerta de la Justicia) und erreichen nach dessen Durchgang das Tor des Weines (Puerta de Vino). Nun stehen wir auf dem, ende des 15. Jahrhunderts angelegtem, Zisternenplatz. Zur Zeit der maurischen Herrscher befand sich hier der damalige Marktplatz.
Unsere Besichtigung beginnt im Palast Karl des V, dessen Finanzierung durch eine Sondersteuer der in Granada verbliebenen Mauren erfolgte. Für diesen Bau im Jahre 1526 sind Teile der Nasridenpaläste abgerissen worden, doch der runde zweistöckige Bau wurde nie fertiggestellt. Nach Jahrhunderten als Bauruine bekam der Palast im 20. Jahrhundert ein Dach und seit 1958 befinden sich darin Museen. Wir besuchen im 2. Stock das Museum der schönen Künste, welches vor allem Künstler aus der Schule von Granada vorstellt. Eine Überraschung erleben wir an der Kasse für die Eintrittskarten in das Museum. Als Deutsche haben wir freien Eintritt! Irgendwie geht das nach der Nationalität bzw. der Zugehörigkeit an Europa.
Als wir das Museum verlassen ist es bereits kurz vor halb zwei und wir machen uns langsam auf den Weg zum Eingang der Nasridenpaläste. Vor dem Palast Karl des V steht eine Mitarbeiterin der Alhambra, die in mehreren Sprachen den Besuchern Auskunft geben kann.
Gudrun und ich gehen bis zum Hühnerturm (Torre de Gallinas) um dort an einem warmen sonnigen Platz auf unseren Einlass zu warten. Ein merkwürdiger Name für einen Turm, ob er früher mal als Hühnerstall gedient hatte? Unwahrscheinlich, denn von hier haben wir eine fantastische Aussicht auf Granada und dieser Turm war sicher von wichtiger strategischer Bedeutung. Da bringt man doch keine Hühner in den Turm!
Kurz nach 14ººh ist es soweit und der Einlass beginnt. Zügig bewegt sich die Warteschlange vorwärts und kurz darauf stehen wir in dem ersten Raum, der Mexuar. Dieser Raum diente einst öffentlichen Zwecken, wie Gerichtsverhandlungen oder Versammlungen. Karl der V ließ ihn jedoch zu einer Kapelle umbauen.
Von hier aus geht es durch einen Patio weiter zum Myrtenhof mit seinem von Myrten eingefassten Wasserbecken. Hier beginnt der Palastbereich, der von den christlichen Eroberern nicht verändert wurde. Es handelt sich hier ebenfalls um öffentliche Räume. In dem Sala de Barca, an der Stirnseite des Hofes, warteten Gesandte auf eine Audienz bei ihrem Herrscher. Diese Audienz fand im Erdgeschoss des Torre de Comares statt, der direkt hinter dem Wartesaal liegt. Dieser Saal heißt Sala de Embajadores (Saal der Gesandten) und gehört meiner Meinung nach mit zu den schönsten in der Alhambra. Der Thron des Herrschers stand gegenüber dem Eingang, so positioniert, dass das Licht aus den hinter ihm liegenden drei Fenstern die Eintretenden blendete und sie ihn nur im Gegenlicht sahen. Er selbst dagegen konnte seine Besucher genau erkennen.
Hier fand auch die Schlüsselübergabe des letzten Herrschers von Granada, er hieß Boabdil, an die katholischen Könige statt. Boabdil hat vor der spanischen Belagerung kapituliert mit der Begründung, er wolle nicht noch mehr Menschen sterben sehen. Ein kluger Entschluss, daran sollten sich heute manche Politiker ein Beispiel nehmen. Seine Mutter war allerdings anderer Meinung. Als Boabdil mit ihr und seinem gesamten Hausstand Granada verließ und unterwegs von einer Anhöhe der Sierra Nevada mit Tränen in den Augen zurück blickte, soll sie gesagt haben: „Hättest du gekämpft wie ein Mann, müsstest du nun nicht weinen wie ein Weib!“
Reizende Dame- als Schwiegermutter hätte ich sie mir sicherlich nicht ausgesucht.
In den Durchgängen mit ihren Rundbögen befinden sich in der Wand kleine Nischen. Sie wurden, laut einem anwesenden Reiseleiter, als Abstellplatz für Lichtquellen genutzt. Ich höre immer mal wieder gerne für einen Moment zu, wenn eine geführte Gruppe an uns vorbei zieht.
Auf der anderen Seite des Myrtenhofes sieht man die vergitterten Holzfenster des Harems. Hier saßen die Frauen, hatten freien Blick und Gehör zum Hof und seine Besucher und konnten jedoch umgekehrt nicht gesehen werden.
Wir verlassen nun den Myrtenhof und gehen durch den „Sala de Mocárabes“ in den berühmten Löwenhof. Den Namen verdankt dieser Hof mit seinen 124 Säulen den zwölf wasserspeienden Löwen in der Mitte des Hofes. Doch zur Zeit ist diese Attraktion leider nicht zu sehen, die Löwen sind mitsamt des Brunnens aus weißem Marmor zur Restauration entfernt worden. Schade, auch wenn der Hof an sich sehr schön ist, es fehlt einfach die Hauptsache. Warum hat man nicht nacheinander immer nur einen Löwen restauriert und dann den nächsten? Warum alle zwölf auf einmal?
Der Löwenhof gehört mit seinen umliegenden Räumen zu den privaten Gemächern in den Palästen. Den ersten, den wir besichtigen, ist der Saal der zwei Schwestern. Seinen Namen hat dieser Raum durch zwei große identische Marmorplatten, die in den Boden eingelassen sind.
Die Wände sind geschmückt mit arabischen Schriftzeichen, es sind Gedichte eines Poeten der damaligen Zeit. An vielen Stellen kann man noch die ehemaligen Naturfarben auf und zwischen dem Stuck erkennen. Denn die Paläste waren nicht immer in so elegantem Beige gehalten wie jetzt. In früheren Zeiten hat es hier wesentlich farbenprächtiger ausgesehen. Was schöner ist, nun das ist vermutlich vom Zeitgeschmack und Mode abhängig.
Das Gewölbe in diesem Raum besteht aus einem achtzackigen Stern, der in 16 Strahlen ausläuft. Es ist die größte aller arabischen Stalaktitenwölbungen. Bei diesem prachtvollem Raum und dem anschließenden „Sala de los Aijimeces“ handelt es sich vermutlich um die Winterwohnung der Frauen.
An der Stirnseite des Löwenhofes ist der „Sala de los Reyes“, der Saal der Könige. Das besondere an diesem Saal sind die auf Leder gemalten Bilder in diesem Raum, denn der Islam verbietet normalerweise bildliche Darstellungen von Menschen. Doch nach 800 Jahren in Andalusien und dem, lange Zeit friedlichen, Miteinander der verschiedenen Religionen hat sich offensichtlich manche Regelung oder Verbot gelockert.
Gegenüber dem Saal der Schwestern liegt der „Sala de los Abencerrajes“ ,der nach dem gleichnamigen Herrschergeschlecht benannt ist. Hier soll sich einst eine Tragödie abgespielt haben. Eine der Frauen des damaligen Herrschers wollte ihre eigenen Söhne als Thronfolger sehen und ließ die 36 anderen Söhne des Sultans ermorden. Sie saßen gemeinsam beim Abendessen in diesem Saal als sie hingerichtet wurden und ihr Blut soll durch die Wasserrinne bis in den Löwenhof geflossen sein. Angeblich, wenn man sehr genau hinsieht, kann man noch Blutflecken in dem Marmor des Wasserbeckens erkennen.
Mit diesem Raum sind die Gemächer aus der arabische Zeit in Andalusien beendet. Es geht oberhalb der einstigen Bäder durch einen Flur bis zu den privaten Räumen Karl V. Hier, in einem dieser Zimmer, wohnte einst auch der amerikanische Schriftsteller Whashington Irving und schrieb das Buch „Geschichten der Alhambra“.
Einen sehr schönen Aussichtspunkt bietet die „Galeria“ auf die Albaicin, die Altstadt von Granada. Eine Treppe führt hinab in den Patio de Lindaraja, der frühere innere Palastgarten.
Wir gehen noch kurz in den Bereich der arabischen Bäder, doch wirklich viel zu sehen gibt es hier nicht.
Unser Weg führt uns nun in die Gärten der Alhambra und dem „Torre de las Damas“. Dieser Turm mit seinem Wasserbecken ist neben dem Löwenhof vermutlich eines der meist fotografierten Motive der Alhambra. Einst hatte er den Namen „Partal-Turm“, Säulengangturm, auf Grund der fünf Bögen die sich im Teich spiegeln.
Langsam schlendern wir weiter, vorbei an Wasserläufen, kleinen Teichen und Pflanzen in Richtung der Gärten der Generalife. Dieser Spaziergang führt uns in die „Alhambra Alta“ ,der obere Teil der Festung mit seinen vielen Türmen.
Doch bevor wir auf die Ostseite in die Gärten gehen, machen wir noch einen kleinen Umweg. Wir spazieren zurück in Richtung Palast Karl V und haben hier nach einige Metern einen fantastischen Blick auf die verschneiten Berge der Sierra Nevada. Es ist der Punkt in der Alhambra den ich kenne, von wo aus man den besten Blick auf die Berge und ihr Skigebiet hat.
Doch nun machen wir uns auf den Weg in die Gärten der Generalife. Wir passieren den Eingang, wo wir unsere Eintrittskarte ein weiteres Mal vorzeigen müssen.
Auf dem Weg zu den Gärten passieren wir das Theater, eine Freilichtbühne an der im Sommer Theater- oder Ballettvorführungen stattfinden. Ich war einmal hier, es wurde die Bluthochzeit gespielt, inszeniert von Antonio Gardes. Ein unvergessliches und eindrucksvolles Erlebnis.
Nun haben wir die Gärten erreicht, sie waren einst die Sommerresidenz der maurischen Könige. Diese 1319 vollendeten Gärten liegen ein klein wenig höher als die Paläste und daher weht hier auch im Sommer eine kühlere Windbrise aus den Bergen. Diese Gartenanlage zählt mit zu den schönsten der Welt und besticht durch ihre Harmonie.
Wasserspiele, umringt von Zypressenbäumen, führen zum Eingang des Patio de la Acequia, der mit Myrten und Orangenbäumen bepflanzt ist. Entlang dieses Patios verläuft eine Galerie, von der aus man einen prachtvollen Blick auf die gesamte Anlage der Alhambra hat. Das Wohnhaus selbst ist recht schlicht, nur einige Stuckelemente zieren die Wände. Aber vermutlich war ja auch nur so etwas wie ein königlich- maurischer Schrebergarten. Oberhalb des Wohntraktes liegt ein weiterer Garten mit Grotten und einer „Wassertreppe“. An dieser Treppe bildet das Geländer gleichzeitig den Wasserlauf.
Eine weitere Treppe führt auf der anderen Seite wieder hinab und wir erreichen die Allee in Richtung Ausgang. Wir sind nun schon einige Stunden unterwegs und ich bin froh, bald wieder im Auto zu sitzen. Meine Füße schmerzen, trotz der bequemen Schuhe.
„Die Alcazaba haben wir aber noch nicht gesehen!“ stellt Gudrun völlig richtig fest. Ach, das liegt doch nun wieder ganz am anderen Ende, entgegengesetzt vom Parkplatz. Da ist nicht viel zu sehen, nur Ruinen. Doch Gudrun ist nicht zu entmutigen, sie ist nun schon mal hier, da möchte sie auch alles sehen. Na gut! Gehen wir eben in die Alcazaba, der älteste Teil der Alhambra. Diese Verteidigungsfestung ist im 13. Jahrhundert entstanden. Im Inneren waren Waffenkammern und die Unterkünfte der Soldaten. Noch heute kann man die Grundmauern der Räume erkennen. Am eindrucksvollsten ist der Torre de la Vela mit seinen 26 Metern und natürlich steigen wir hinauf. Wenn schon, denn schon! Der Turm erhielt im 18. Jahrhundert einen Glockenträger, dessen Glocke immer am 02. Januar geläutet wird. Dies war der Tag des Einzuges der katholischen Könige Isabella und Ferdinand.
Der Aufstieg hat sich gelohnt, auch wenn ich da recht zögerlich war. Doch die Aussicht von hier entschädigt für die Mühe. Die Stadt Granada liegt vor uns mit der Kathedrale und einem weiteren blick auf die Albaicin. Auf der anderen Seite lassen sich die Fundamente der Waffenkammern, Mannschaftsräume und Badeanstalten gut erkennen.
Es war doch ein lohnender Besuch und als Belohnung geht es nun tatsächlich direkt zurück zum Auto. Ahhh- endlich sitzen!
Weniger als 2 Stunden später sind wir wieder zu Hause. Müde, aber zufrieden mit einem wirklich schönen Tag. So oft ich auch die Alhambra besuche, es ist immer wieder beeindruckend und faszinierend die damalige Baukunst in all ihrer Schönheit zu sehen. Es war sicher nicht mein letzter Besuch in der Alhambra und der nächste Besuch kommt ja bestimmt.
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