Benalmadena, ein Dorf das nicht nur Sonne und Strand bietet
Es ist Sonntag und gespannt schaue ich aus dem Fenster- ist heute das Wetter endlich mal wieder gut genug für einen Strandtag? Nein, leider sieht es nicht so aus. Die Palmen beugen sich im böigen Wind und grau-weiße Wolken jagen über den blauen Himmel. Ob es dieses Jahr überhaupt noch Sommer wird? Bald ist Sonnwendfeier, die Tage werden wieder länger und es ist immer noch nicht richtig warm. Doch ich darf mich nicht beschweren. Hier in Südspanien ist es zwar viel zu kühl für die Jahreszeit, doch zumindest inzwischen regen-frei. Wenn ich mir dagegen die Nachrichten aus Deutschland ansehe! Regen ohne Ende und nun auch noch diese Überschwemmungen an der Elbe und der Saale. Schlimmer als im Jahr 2002!
Also muss ich froh sein, darf nicht meckern und mache das Beste aus diesem halb-sonnigen Tag.
Gemeinsam mit meinem Freund Tony möchte ich heute eine neue Attraktion an der Costa del Sol besuchen, der Schmetterlingspark in Benalmádena Pueblo.
Benalmádena ist eine selbstständige Stadtgemeinde mit über 60.000 Einwohnern an der Sonnenküste Andalusiens. Der Ort besteht aus drei Teilen. Benalmádena Pueblo, das eigentliche Dorf mit dem alten Ortskern. Direkt an der Küste liegt Benalmádena Costa, ein vom Tourismus geprägter Teil mit Bars, Pubs, Restaurants und Diskotheken. Der vermutlich bekannteste Diskothekenbesitzer hier ist Antonio Banderas, der ein Tanzlokal im Hafen Puerto Marina besitzt. Dieser Hafen wurde 1995 als die beste Marina weltweit ausgezeichnet und bietet Platz für ca. 1000 Yachten.
Der etwas landeinwärts gelegene Ortsteil Arroyo de la Miel ist eine Mischung aus Wohngebiet und Tourismusattraktionen. Hier befindet sich der Bahnhof von Benalmádena und nicht weit davon entfernt der Tivoli Park, ein Vergnügungspark in dem im Sommer fast täglich ein anderes Event stattfindet. In Arroyo de la Miel startet auch die Seilbahn Teleférico und es gibt einen im Jahre 2003 eröffneten Tierpark, den Selvo Marina.
Unser heutiger Ausflug führt uns nach Benalmádena Pueblo, ein kleines weißes Dorf am Fuße der Berge der Sierra de Mijas.
Hier wurde, ein wenig außerhalb, im Oktober 2003 die größte buddhistische Stupa der westlichen Welt eingeweiht. Es war ein riesiges Ereignis, der damalige Lama erschien und tausende Anhänger des Buddhismus kampierten im näheren Umfeld der Stupa. Auch heute, 10 Jahre später hat die Stupa viele Besucher. Die Stupa ist mir natürlich bekannt, doch seit einiger Zeit befindet sich direkt gegenüber ein Schmetterlingspark, laut Veranstalter ist es der größte in Europa. Und dies werden wir uns heute ansehen, schließlich muss ich ja wissen, was in meiner Wahlheimat Andalusien so alles geboten wird.
Direkt vor der Stupa finden wir einen Parkplatz und besuchen als erstes den Aussichtspunkt. Ein weiter Blick bietet sich über die Küste von Fuengirola und bei klarem Wetter kann man von hier oben Gibraltar und die Nordküste Afrikas sehen. An den Berghängen liegen prachtvolle Villen mit Swimmingpool und im Ballungszentrum in Strand-nähe befinden sich die Hotels und Apartmenthäuser.
Direkt hinter uns erhebt sich die 33 Meter hohe Stupa in deren Inneren sich eine Buddhafigur befindet.
Der Schmetterlingspark liegt auf der Rückseite der Stupa und sein Eingang ist im thailändischen oder burmesischen Stil gehalten. „Mariposario de Benalmadena“ steht groß auf einem Schild angeschrieben. Der Eintritt beträgt 9,50 Euro und nachdem wir unser Ticket haben gehen wir durch die Abtrennung aus Plastikbahnen, welche die kühleren Temperaturen draussen halten.
Es ist als betreten wir einen tropisch feuchten Dschungel und für einen Moment fühle ich mich wie in dem 3-D Film Avantar. Tropische Pflanzen, feucht warme Luft und um mich herum schwirren Schmetterlinge in allen Größen und Farbschattierungen. Es ist faszinierend! Lautlos flattern die farbenfrohen Insekten durch die Luft, sie verursachen nicht ein einziges Geräusch. Anders als die Besucher, die diesen Anblick immer wieder mit lautstarkem „Ohhh!“ und „Ahhh!“ kommentieren. An einigen Punkten sind „Futterstellen“ für die Schmetterlinge aufgebaut. Obst wie Orangen und Melonen ziehen durch ihre Farben und Duftstoffe die zarten Tiere an.
An einem trockenen Baumstamm hängen Motten, es sind nachtaktive Tiere und zu dieser Tageszeit absolut leblos. Sie wirken fast unecht, wie sie dort mit ihren ausgebreiteten Flügeln den Tag verbringen.
In einem Regal hängen an schmalen Holzleisten Puppen in den unterschiedlichsten Entwicklungsstadien. Kaum zu glauben, dass aus einer so unscheinbaren Puppe solch prachtvolle Falter schlüpfen können.
Eine Mitarbeiterin des Zentrum gibt Informationen an interessierte Besucher.
„Das Schmetterlingsweibchen“ so erklärt sie uns „hat nur einen Partner in ihrem Leben, während der männliche Schmetterling sich mehrere Weibchen suchen kann.“ Aha- überall das Gleiche! Der Vortrag über das Liebesleben der Schmetterlinge geht weiter: „Die Paarung kann von einigen Minuten bis einigen Tagen dauern und das Schmetterlingspärchen ist sogar in der Lage, während dieses Vorgangs zu fliegen. Meist ist es das Weibchen, das beide durch die Lüfte trägt.“ Wow-Superwomen!
Wir erfahren auch, dass Schmetterlinge eine Art „Parfum“ tragen, an dem sie sich erkennen. Man nennt es Pheromon und und damit keinem ein „Irrtum“ unterläuft hat jede Spezi seinen eigenen Duft. Dieses Pheromon entspricht einem sehr starken Aphrodisiakum. Doch die Natur hat sich auch für die Fruchtbarkeit der Schmetterlinge etwas einfallen lassen. Die Schmetterlingsmänner saugen in den Tümpeln und Teichen Salze und Mineralien auf, die sie ihrer Braut „schenken“. Diese Mineralien sorgen dafür, das das Weibchen mehr Eier ablegt und erhöhen damit den „Kindersegen“.
Allerdings ist dies auch notwendig. Ein Schmetterlingsweibchen kann von 50 bis 1000 Eier ablegen, allerdings erreichen nur 2 % davon das „Erwachsenenalter“. Die Metamorphose von einem klebrigen, an einem Pflanzenblatt abgelegten Ei, zu einer schnell wachsenden und viel fressenden Raupe bis hin zu einem prachtvollen Schmetterling ist vermutlich einmalig in der Natur.
Nachdem wir nun gut über das Liebesleben der Schmetterlinge informiert sind, schlendern wir weiter durch das Areal. Orchideen in allen Variationen, der Park ist auch ein lohnendes Ziel für diejenigen, die sich für tropische Pflanzen interessieren.
Und noch eine weitere Spezi ist hier anzutreffen: ein Wallaby hat sich unter einem Strauch versteckt. Die Wallabys gehören zur Familie der Kängurus und erreichen eine Größe von ca. 70- 80 Zentimetern. Je nach Art leben sie als Einzelgänger oder in Familiengruppen zusammen. Ich hoffe für dieses Tier, dass es zu den Einzelgänger gehört und sich hier unter all den Insekten nicht zu verloren vorkommt. Neugierig blickt das meist nachtaktive Tier zwischen den Blättern hervor und direkt in meine Kamera.
Kurz darauf haben wir unseren Rundgang beendet und treten hinaus in die frische und nun recht kühl wirkende Luft. Innen waren es fast 30ºC und hier stehen wir bei knapp 20ºC, ein beträchtlicher Unterschied.
Da wir nicht weit vom Ortskern Benalmádena entfernt sind entscheiden wir, noch einen kleinen Spaziergang durch das Dorf zu machen. Es ist mindestens 10 Jahre her, seit ich zum letzten mal durch die schmalen Gassen mit den weiß- gekalkten Häusern gebummelt bin.
Trotz des Baubooms der letzten Jahre scheint hier alles unverändert zu sein. Wo rundum von der Küste bis zu den Berghängen leider ein Wohnblock neben dem anderen entstanden ist, ist in diesen Gassen die Zeit stehen geblieben. Ein Kopfstein gepflasterter Weg führt uns vorbei an blumengeschmückten Häusern im alten spanischen Stil bis zur „Plaza“, der Mittelpunkt des Dorfes. Hier sind Bars und „Cafeterias“, die Terrassen sind besetzt mit Familien und Freundeskreisen, die sich hier zu einem Sonntagsplausch treffen. Auch wir machen eine kurze Kaffee- Pause, beobachten die spielenden Kinder und lauschen zwei spanischen Gitarrenspielern, die gemeinsam auf einer schattigen Bank ein Lied einüben.
Danach schlendern wir weiter bis zur Kirche. Auf dem Weg dorthin liegt das Hotel La Fonda, in dem sich die hiesige Hotelfachschule befindet. Von dieser Schule wird das Hotelrestaurant betrieben und ist in der Umgebung bekannt für gutes Essen und hervorragenden Service. Geöffnet ist das Hotelrestaurant von Montag bis Freitag zur Mittagszeit.
Als wir die Kirche erreichen hat sich der Himmel stark bewölkt und der Wind nimmt minütlich zu. Da können uns auch die einzelnen Aussichtspunkte nicht mehr locken. Wir benutzen den Aufzug, der von der Kirche wieder hinab zur Hauptstraße führt und sind kurz darauf an meinem geduldig wartenden Auto. Und durch die vorab scheinende Sonne ist der kleine Ford Fiesta sogar schön vorgewärmt! Genau die richtige Temperatur um zurück nach Hause zu fahren und all die Fotos der flatternden Schmetterlinge zu sortieren. Warum bleiben die auch nicht still sitzen?
Ob es nun der größte Schmetterlingspark in Europa ist- keine Ahnung. Außer diesem kenne ich keinen. Doch wer in seinem Urlaub mal für einige Stunden Sonne und Strandleben verlassen möchte und ein wenig vom Landesinneren sehen will, für denjenigen ist Benalmádena sicher eine schöne und unterhaltsame Abwechslung.
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