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Städtereise Wien mit Prater, Stephansdom, Zentralfriedhof, Karlskirche, Hofburg und Schloss Schönbrunn

Wer in Schwechat, dem Flughafen vor den Toren Wiens, landet und seinen Weg durch die Gänge in Richtung Gepäckausgabe unterwegs ist, kann sich schnell sicher sein, vom Piloten ans richtige Reiseziel geflogen worden zu sein. Kaum betritt man das Gebäude, begrüßen Lautsprecherdurchsagen den Angekommenen mit dem typischen wie charmanten Wiener Dialekt. Bevor man dann jedoch den City Airport Train besteigt, der einen in 15 Minuten nach Wien-Mitte bringt, sollte man sich am Schalter für die „Wien-Karte“ anstellen – sie kostet 18,50 Euro (Stand Mai 2009) und kann 72 Stunden lang als Fahrausweis für U-Bahn, Bus und Straßenbahn benutzt werden. Darüber hinaus bietet sie vergünstigte Eintrittspreise für Museen und anderen Sehenswürdigkeiten.

Unser erstes Ziel ist die äußerst nette und, mit 34 Quadratmetern ausreichend große Pension in der Boltzmanngasse Ecke Alserbachstraße im Alsergrund, dem 9. Wiener Bezirk. Zu Fuß sind es nur 15 Minuten zum 1,3 Kilometer entfernten Schottenring, der den 1. Bezirk, die Innenstadt, vom 9. Bezirk trennt. Genau richtig, um noch für ein spätes Abendessen in die Herrengasse zu spazieren und die ersten Stunden in Wien mit einem Glas Grüner Veltliner zu beschließen – denn am nächsten Morgen beginnt früh das Sightseeing.

Eine weltbekannte Wiener Sehenswürdigkeit ist das erste Etappenziel. Nachdem wir uns in der Währingerstraße, zwischen Nußdorfer Straße und Strudlhofgasse, in einem netten kleinen italienischen Bistro mit Frühstück „to go“ versorgt haben, geht es mit der U 4 von der Haltestelle Schottenring bis zur Station Landstraße, Wien-Mitte, und von dort aus weiter mit der S 7 zurück in Richtung Schwechat – aber heute nur bis zur Station Zentralfriedhof. Zweieinhalb Quadratkilometer groß, ist er für drei Millionen Wiener die letzte Ruhestätte geworden. Doch: nicht nur Wiener, sondern auch Auswärtige ruhen hier. Egal wessen Herkunft, die Gräber etlicher Berühmtheiten sind auf dem Zentralfriedhof zu besichtigen. Ludwig van Beethoven, Johann Strauss, Johannes Brahms, Hans Moser, Falco (Foto s.o.) und der wohl mit bedeutendste Vertreter des Wiener Schmäh, des boshaft-schwarzen Humors und der Misanthropie, Helmut Qualtinger sind nur einige Beispiele. Sehenswert sind auch die Präsidentengruft und die Karl-Borromäus-Kirche, aber auch die abermillionen Grabstätten weniger bekannter Verblichener sind allemal sehenswert. Die oft monumentalen Grabsteine und -stelen säumen, teils mehr als 100 Jahre alt, die von ausladenden alten Linden gesäumten Wege.

Nach gut zwei Stunden bei sommerhaften Temperaturen erschöpfen jedoch auch die ausdauerndsten Friedhofsbesucher und es wird Zeit, das Kontrastprogramm einzuläuten – der Prater (eigentlich „Wurstelprater“; der Begriff Prater bezeichnet im Prinzip die gesamte Grünanlage des sechs Quadratkilometer großen Areals) ist das nächste Ziel. Mit der S 7 geht es zurück in die Stadt; nach nur fünf Stationen ist die Haltestelle Praterstern erreicht, dergegenüber der Haupteingang zu Wiens Vergnügungspark liegt. Wer halbwegs schwindelfrei ist, sollte sich unbedingt die Fahrt mit dem Riesenrad gönnen. Das berühmte, unter anderem von André Heller besungene und 1897 erbaute Rad bietet einen famosen Ausblick über den Prater, ganz Wien und das Umland bis zum Wiener Wald, den Bergen des Waldviertels und den Ausläufern der nordöstlichen Alpen. Als eines der Wahrzeichen Wiens spielt das Riesenrad auch eine Rolle in einem der wohl besten Krimis der Nachkriegszeit, in Carol Reeds „Der dritte Mann“. In einer Szene treffen sich die früheren Freunde Harry Lime und Holly Martins (Orson Wells und Joseph Cotten) in einer Gondel zum Beinahe-Showdown. Gehört nicht wirklich hierher, aber wer den Film kennt, wird bei der Fahrt im Riesenrad unweigerlich an diese Szene denken müssen. Danach laden andere Fahrschäfte und Imbissbuden zu einem längeren Verbleib ein – unser Tipp für diejenigen, die das mögen und mal eine halbe Stunde abschalten wollen vom Besichtigungs-„Stress“: eine Runde Minigolf auf jener Anlage, die, nahe der Donau, auf halbem Weg zwischen Haupteingang und dem Ernst-Happel-Stadion liegt.

Es ist spät geworden, jedenfalls Zeit fürs Abendessen. Aufs Geratewohl schlendern wir hinüber ins sogenannte Bermudadreieck, grob zwischen dem Ubahnhof Schwedenplatz und dem Palais Kinsky gelegen. Dort, so heißt es, findet das Wiener Nachtleben statt, und es stimmt, was in den Reiseführern steht. Wir essen im „Kuchldragoner“ in der Seitenstettengasse Feinstes aus der k.u.k.-Küche finden anschließend, nach mehreren Versuchen in überfüllten Bierlokalen und Beisln, einen schönen kleinen Pub, wo es sogar noch zwei freie Plätze am Tresen gibt. Viele Absacker braucht es nicht – der Tag war anstrengend.

Am nächsten Morgen, es ist ein Samstag, wird es Zeit für den obligatorischen, doch nicht minder empfehlenswerten Stadtrundgang auf Schusters Rappen. Unser Weg führt zunächst mit der Straßenbahn zum Schottenring und von dort auf Schusters Rappen zu St. Stephan, besser bekannt als Stephansdom. Hunderte weiterer Touristen drängen sich im engen Vorraum, um eine Kerze anzuzünden; das Hauptschiff der Kirche ist gesperrt. Wer nicht klaustrophobisch veranlagt ist, dem sei die Besteigung des Südturms empfohlen. Die Wendeltreppe führt, eng und steil, in luftige Höhen, und Gegenverkehr zwingt den Besteiger zu akrobatischen Verrenkungen, um überhaupt aneinander vorbei zu kommen. Der Blick vom Turm jedoch lohnt allemal, und das berühmte gestreifte Dach des Kirchenschiffs sieht von oben noch einmal schöner aus. Eine persönliche Anmerkung sei mir an dieser Stelle gestattet, war es doch mein Urgroßvater, der als Restaurateur Ende des 19. Jahrhunderts am Stephansdom die zahllosen Steinengel und weitere Figuren bearbeitete und bei einem Sturz tödlich verunglückte.

Weiter geht es durch die hübschen und an einem Samstag zur Mittagszeit natürlich hoffnungslos überfüllten Fußgängerzonen, als ein Plakat mit Veranstaltungshinweisen unseren Blick streift. Das Wiener Maifest findet an diesem ersten Maiwochenende 2008 statt, und auf der Bühne am Judenplatz treten am gleichen Tag Christoph Grissemann und Dirk Stermann live auf, ein deutsch-österreichisches Komikerduo mit abgründigem und teils abgrundtief gutem Humor (wer ihn mag, wird verstehen). Der Auftritt dauert eine gute Stunde, ein Autogramm holen wir uns auch noch und dann geht die Tour weiter. Sie führt uns vom pittoresken Judenplatz hinüber in Richtung Hofburg und Hofreitschule. Letztere besuchen wir nicht, da der samstägliche Touristenandrang uns die Lust nimmt auf riesige Menschenmengen, das gilt auch für den Rundgang durchs Innere der Hofburg. Das herrliche Wetter verleitet sowieso mehr zu einer Fortsetzung des Spaziergangs außerhalb der – sicherlich dennoch sehenswerten – alten Gemäuer, und so queren wir den Heldenplatz und passieren das Burgtor, das sich zum Opernring hin öffnet. 200 Meter weiter nördlich (an der Ringstraße) erhebt sich majestätisch das österreichische Parlament, ganz in weiß weiß und nach griechischem Vorbild errichtet, tempelähnlich und mit einer Statue der Pallas Athene vor der Treppengalerie, in den blauen Wiener Frühlingshimmel (s. Foto). Die Stufen unter den Säulen laden zu einer kleinen Pause, bietet sich dem Besucher doch von hier ein 180-Grad-Panorama über das historische Wien mit Hofburg, Dom und weiteren Sehenswürdigkeiten.

Davon sind zwei weitere in absoluter Fußnähe; nur einige Meter die Ringstraße hinauf stehen sich das Burgtheater und das Rathaus vis-à-vis, beides ebenfalls Prachtbauten. Da nun die Füße langsam schwer werden (die Augen dafür weniger), entschließen wir uns, von der Ubahnstation Rathaus aus die drei Stationen zum nächsten Ziel nicht auf Schusters Rappen zurückzulegen; die U 2 bringt uns direkt zum Karlsplatz, auf dem die Karlskirche mit ihren Pestsäulen von Weitem grüßt. Im Innern haben Besucher die Möglichkeit, mit dem Fahrstuhl unter das Dach der gewaltigen Kuppel zu fahren und die Fresken an der Decke aus nächster Nähe zu bestaunen; darüber hinaus bietet sich auch von dort ein Atem beraubendes Panorama der ganzen Stadt. Der Tag neigt sich langsam, und der Magen meldet sich, und da wir mittags am Judenplatz ein preiswertes und vor allem original Wiener Beisl mit guter Speisekarte entdeckt haben („Zum Scherer“), fahren wir natürlich dort hin. Wir saßen dort gemütlich, der Kellner war aufmerksam und das Essen ausgezeichnet.

Dritter – und leider auch schon letzter – Tag in Wien. Heute gibt es nur ein Hauptziel, das allerdings ziemlich weit außerhalb der Innenstadt liegt und zu Fuß nicht erreichbar ist. Und trotz der Möglichkeit, dank „Wien-Karte“ mit den Öffentlichen hinzukommen, nehmen wir uns bei Pedal Power in der Nähe der Ubahnstation Praterstern Leihräder – so weit nämlich liegt das Ziel – das Schloss Schönbrunn – dann schließlich auch wieder nicht draußen. Wir legen die Route so, um auch noch am berühmten Hundertwasserhaus vorbei zu kommen, kein unbedingtes Muss, aber eine Reise ins „Land der kreativen Architektur“, wie wien-konkret.at zutreffend schreibt. Das Foto zeigt leider nur einen kleinen Ausschnitt des Hauses.

Weiter geht der Radweg nach Schönbrunn, quer durch Wien, es gibt schöne Radwege bis Schönbrunn. Dort angekommenen, halten uns die Touristenmassen, die sich am ersten schönen Maisonntag im und ums Schloss aufhalten, von einer Besichtigung ab; stattdessen unternehmen wir einen ausgedehnten Spaziergang im Schlosspark mit Besichtigung des Neptunbrunnens.

Der dann einsetzende Regen verhindert leider den Besuch des Tiergartens – schade, denn der älteste Zoo der Welt ist eine unumstrittene Sehenswürdigkeit, wie wir von außerhalb des Zauns noch sehen können. Doch die Dusche von oben treibt uns ins zum Tiergarten gehörende Wüstenhaus und ins Regenwaldhaus. Auf dem Foto ist das Palmenhaus zu sehen, ebenfalls von innen wie von außen absolut sehenswert.

Ein Apfelstrudel im Café Gloriette, von dem aus man eine hervorragende Sicht auf die kompletten Schlossanlage und die Wiener Außenbezirke hat, krönt den Besuch. Dann geht es mit dem Drahtesel zurück zum Praterstern, wo wir die Räder abgeben und zum Appartement zurückkehren, nicht ohne der berühmten Votivkirche am Sigmund-Freud-Park, nahe der Ubahnstation Schottentor, noch einen abendlichen Besuch abzustatten. Und bevor wir am nächsten Vormittag das Flugzeug besteigen müssen, ist uns klar: Wien, wir kommen wieder. Denn es gibt noch viel mehr zu sehen.

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