Südafrika Panorama – Von Johannesburg nach Kapstadt in 22 Tagen
Einleitung
Um unseren Busfahrer Craig zu zitieren: “Africa is not for Weicheier”. Ich finde Südafrika ist “Afrika für Einsteiger“. Wer hier das typische Afrika aus Filmen erwartet wird evtl. enttäuscht sein. Südafrika sieht häufig europäisch aus und als absoluter Liebhaber der namibischen Landschaft mußte ich erst einmal schlucken, meine Vorstellungen beiseite schieben und mich vollkommen neu auf dieses Land einlassen.
02. Tag – Von Johannesburg nach Ohrigstad in der Provinz Mpumalanga
Sofort nach Ankunft am Flughafen bekamen wir unsere erste Lektion bezüglich dem unterschiedlichen Zeitaufwand zu Deutschland für übliche Vorgänge wie z.B. Geld wechseln. Leider war am Flughafen kein Geldautomat zu finden, sodass wir uns am Schalter einer Wechselstube anstellten. Wir haben ca. eine ¾ Stunde warten müssen, bis wir unsere ersten Südafrikanischen Rand in Händen hielten. Das lag aber nicht an der langen Schlange, sondern an dem langwierigen Vorgang des Wechseln selbst. Das Kopieren des Reisepasses und unzähligen Unterschriften auf verschiedenen Dokumenten nahm – zumindest gefühlt – soviel Zeit in Anspruch wie ein Hauskauf in Deutschland. Dabei ist völlig egal ob Bargeld gewechselt wird oder eine Auszahlung über die Kreditkarte erfolgt, der Zeitaufwand ist der gleiche. Eine ähnliche Erfahrung machten die Reisegruppenmitglieder, die eine Telefonkarte fürs Handy käuflich erwarben.
Als alle ihre notwendigen Erledigungen am Flughafen getätigt hatten, verließen wir in unserem Kleinbus Johannesburg und fuhren 400 km in die Provinz Mpumalanga zu unserer ersten Unterkunft der Hanna Game Lodge. Sie liegt nahe Ohrigstadt, einsam in eine Hügellandschaft eingebettet auf knapp 1.300 m Höhe. Jeder hatte dort ein eigenes Chalet mit Ausblick in die braune, unspektakuläre Landschaft. Da es den ganzen Winter bis einschließlich zu unserer Ankunft (Ende Oktober) noch nicht geregnet hatte, hatte die Natur auch gar keine Chance sich in einem besseren Outfit zu präsentieren. Nichtsdestotrotz haben wir aber trotzdem viel Zeit auf unserer Terrasse verbracht, da uns Südafrika gleich am ersten Abend mit einem Gewitter begrüßte. Überall auf dem Gelände sind hohe Blitzableiter aufgestellt, was sich auch sehr schnell als äußerst sinnvoll herausstellte. Da direkt vor unserer Terrasse ebenfalls ein Blitzableiter stand, konnten wir mehrmals staunend zuschauen, wie der Blitz dort mit Zischen einschlug. Südafrika hieß uns mit einem “Naturspekatel” willkommen.
03. Tag – Blyde River Canyon, Bourke’s Luck Potholes und Krüger Park
Während des Frühstücks hat uns das Personal der Hannah Game Lodge zur Einstimmung auf das Land einige Ständchen dargebracht.
Heute standen uns knapp 300 km Fahrt bevor – Abfahrt war um 7.45 Uhr. Während unserer Busfahrt (wie auf jeder Busfahrt) versorgte uns unser kompetenter Reiseleiter, Herr Heger, ausführlich mit Informationen zu allen Themen rund um Südafrika.
Unseren ersten Halt machen wir am Blyde River Canyon mit Ausblick auf die Three Rondavels, die tatsächlich – wie der Name schon sagt – aussehen wie afrikanische Rundhütten. Die Formation entstand im Laufe der Zeit durch die unterschiedliche Erosion der verschieden harten Gesteinsschichten. Der Blyde River Canyon selbst ist ca. 26 km lang und fällt an einigen Stellen bis zu 800 m steil ab. Leider hatten wir an diesem Morgen sehr diesiges Wetter, sodass wir die tolle Landschaft nicht in ihrem besten Licht genießen konnten.
Weiter ging es zu den Bourke’s Luck Potholes, die ihren Namen von einem Goldsucher namens Tom Bourke haben. Er hat hier in den 70er Jahren des 19. Jh. tatsächlich Gold gefunden, sein “Luck” war allerdings nicht sehr groß, denn die eigentliche Goldader lag außerhalb seines Claims. Die bizarren zylindrischen Löcher wurden durch Auswaschung des Blyde River in das Dolomitgestein geschliffen.
Unseren nächsten Stopp hatten wir bei den Berlin Falls. Hier stürzt normalerweise das Wasser wie ein Vorhang 80 m in den darunterliegenden Pool. Da es – wie schon erwähnt – bisher noch nicht geregnet hatte, konnten wir nur ein besseres Rinnsal bestaunen. Aber 80 m freier Wasserfall bleiben trotzdem ein schöner Anblick – es müssen ja nicht immer die Niagarafälle sein.
Stetig bergan näherten wir uns dem nächsten Besichtungspunkt. Auf 1.700 m Höhe könnten wir einen Blick aus dem Fenster Gottes werfen. Ich weiß nicht ob es am dunstigen Wetter oder an meinem Geschmack lag, aber der Blick vom Aussichtspunkt God’s Window ist für mich sicherlich nicht das Panoramafenster vom lieben Gott. Von drei Aussichtsplattformen sieht man über dicht bewaldete Hänge bis ins 700 m tief gelegene Lowfeld. Reiseführer beschreiben diesen Blick als wahrhaft göttlich.
In der Nähe von Hazyview besichtigen wir die Kaffeeplantage von Tim. In gut verständlichem Englisch erläuterte er uns den Weg des braunen Getränks vom Anbau bis zur Röstung. Dass er seine Arbeit mit Liebe und Herzblut macht blieb uns nicht verborgen. Zum Abschluss unseres “Lehrgangs” wurden wir mit einer wunderbaren Tasse Kaffe – quasi frisch vom Strauch – und einem leckeren Stück Schokoladenkuchen (ich glaube der hatte soviel Kalorien wie eine ganze Hauptmahlzeit) belohnt.
Unterwegs machten wir noch Halt an einem Supermarkt wo sich noch jeder mit Reiseproviant und leckerem südafrikanischen Wein eindecken konnte. Selbst unser Reiseleiter kam mit einem großen Karton geheimnisvollem Inhalts zurück zum Bus. Sehr schnell stellte sich heraus, dass darin Geschenke für uns Reiseteilnehmer und Getränke für ein gemeinsames Zusammensein waren.
Gegen 16.30 Uhr erreichten wir durch das Paul Kruger Tor das Endziel unserer heutigen Tagesetappe, den Krüger Nationalpark. Wir bezogen unser Quartier im Skukuza Camp das ziemlich im Süden des NP liegt. Jeder hatte seine eigene Rundhütte mit Freiluftküche (ausgestattet mit Hängeschränkchen incl. Geschirr, Kühlschrank und Spüle) auf der Terrasse. Selbstverständlich fehlte auch der kleine Grill zum Bereiten des klassischen Braai vor jeder Hütte nicht. Im großen Kreis saß unsere Reisegruppe vor den Rundhütten zusammen und wir genossen unseren ersten Abend im Krüger-Park mit Getränken sponsored by Reiseveranstalter. Uns hinzu gesellte sich ein Buschbaby (Riesengalagos) – unser erstes “wildes Beest” im NP.
Anschließend zogen wir uns auf unsere Terrasse zurück und aßen den im Camp-Supermarkt gekauften Salat, Auge in Auge mit den wilden Tieren (okay nicht ganz, denn um das Camp ist ein hoher Zaun und das Tor wird nur zur Durchfahrt geöffnet). In der Dunkelheit war am Horizont ein roter Schimmer zu sehen, den wir vorerst nicht einordnen konnten.
04. Tag – Safari im Krüger-Nationalpark
Um 6.00 Uhr hieß es “Heia Safari” im offenen Geländewagen. Bewaffnet mit unseren Fotoapparaten und große Hoffnungen hegend, wollten wir heute die kompletten Big Five mit der Knipskiste “schießen”. Ich muß gestehen, in den ersten Stunden war meine Enttäuschung groß. Von der Etoschapfanne/Namibia kenne ich die großen Wasserlöcher an denen sich die Tiere versammeln. Rund um die Wasserlöcher ist Steppe, sodass die Tiere auch gut sichtbar sind. Im Krügerpark gibt es keine angelegten Wasserlöcher, zudem befindet sich links und rechts der Strasse zum Teil dichtes Gestrüpp, sodass die Tiere sehr schlecht zu sehen sind. Nicht nur dass wir außer ein paar Impalas nichts zu sehen bekamen, der landschaftliche Reiz war ebenfalls gleich null. Entweder sahen wir dürres Gestrüpp oder großflächig abgebrannte (teilweise noch brennende) Landschaft. Damit erklärte sich auch der gestern gesehene rote Schein am Horizont – Feuer! Grundsätzlich wird im Park tatsächlich kontrolliert Feuer gelegt, es dient zum “Viehtrieb”. Dieser findet dann statt, wenn das nahrhafte Gras gefressen wurde (das nicht wohlschmeckende Gras verbleibt und wird abgebrannt) und zusätzlich die Damen und Herren Elefanten in wilder Euphorie zahllose Bäume umgeschubst haben um an lecker Essen zu kommen. So ein Elefanten-drive-in sieht nach dem Verlassen tatsächlich verheerend aus und selbst uns Laien wird klar, dass eine hohe Elefantenpopulation für die Natur schädlich ist. Außerdem gibt es Pflanzen, die zur Freigabe des Samens Feuer brauchen. Allerdings haben wir auch gehört, dass die großenflächigen Brände an so vielen Stellen ungewöhnlich sind und durchaus auf Brandstiftung hindeuten könnten.
Aber los ging der Tag erst einmal so richtig afrikanisch. Wir sollten morgens Frühstückspakte aus der Küche des Camps erhalten. Dummerweise erschien das Personal aber nicht zur Arbeit, sodass wir ohne Marsch- äh Fahrverpflegung losziehen mußten. Unterwegs machten wir an einem bewirtschafteten Rastplatz Halt. Unglücklicherweise gab es heute aber dort keine Wasserversorgung, sodass unsere Kaffeebestellung nicht entgegengenommen werden konnte. Aber auch mitten im Busch gibt es moderne Technik – eine italienische Kaffeemaschine mit extra Wasserversorgung! Wir gaben für 14 Personen Frühstück auf und warteten. Wir warteten geduldig. Aber da kam nichts. Inzwischen beneideten wir all die Selbstversorger die kamen, aßen und gingen. Irgendwann sagte uns unser Reiseleiter, dass die erste Bestellung (eigene Anmerkung: wohl mangels Überforderung) in die Hose gegangen sei und er nochmals bestellt habe. Irgendwie erinnerte das mich an zuhause. Auch bei uns versucht man gerne extrem schwierige Probleme einfach auszusitzen. Aber irgendwann kam dann unser Frühstück doch, zügig und komplett wie bestellt. Wir waren satt und unserer weiteren Safari stand nichts mehr im Wege. Und was soll ich sagen, das Glück war uns hold. Wir sahen junge Löwen beim Versuch Büffel zu jagen, Nashörner, Affen, Krokodile, Warzenschweine, Flusspferde, Zebras, Giraffen, zwei Leoparden und eine Gruppe Elefanten mit Babys, nebst verschiedenster Antilopenarten und Vögel. Was für ein Tag!
Für den Abend hatten wir noch zusätzlich eine vom NP angebotene Sonnenuntergangssafari (gehörte nicht zum Reiseprogramm unseres Veranstalters) gebucht. Für 160 Rand ging es nochmals 3 Stunden durch den NP. Von dieser Safari möchten wir dringend abraten! Nicht weil es – wie in unserem Fall – nichts zu sehen gab, sondern weil sie höchst unprofessionell aufgezogen wurde und nicht mal guter Wille seitens des Personals erkennbar war. Die drei (!) uns begleitenden Rangerinnen machten es sich nach Sonnenuntergang im Führerhaus des Fahrzeugs bequem und verspeisten ihr mitgebrachtes Abendessen. Uns Touristen oblag es, den Busch mit zwei Scheinwerfern nach Tieren abzusuchen. Selbst bei Tageslicht kann unser ungeübtes Auge schlecht Tiere entdecken und wir sind auf die Ranger angewiesen. Aber bei Nacht ist uns das Aufspüren von Tieren völlig unmöglich. So fuhren wir 2 ½ Stunden durch die Dunkelheit, langweilten uns außerordentlich (mein Bruder und ich packten irgendwann den MP3-Player aus und lauschten einem Hörbuch) während die Damen Ranger einen stressfreien Abend hatten. Mit Verlaub, aber ich habe noch nie Geld für soviel Mist ausgegeben!
05. Tag – Safari im Krüger-Nationalpark und Fahrt ins Kwa Madwala Private Game Reserve
Um 4.45 Uhr war Abfahrt zu einer weiteren vom NP angebotenen 3-stündigen Fußsafari für 310 Rand. Der Großteil unserer Gruppe unternahm zeitgleich eine Safari im offenen Jeep für 160 Rand.
Mit dem Jeep fuhren wir zu einem für andere Fahrzeuge gesperrten Teil des Parks. Zwei Ranger – für den Notfall – mit Gewehren bewaffnet führten uns an. Eine der drei Damen von gestern Abend war ebenfalls dabei. Nachdem uns das Verhalten im Busch erklärt wurde – mir wurde dann doch etwas mulmig – liefen wir im Gänsemarsch (für Tiere wird dadurch ein großes Tier signalisiert) mucksmäuschenstill los. Die effektiv abgelaufene Runde war nicht mehr als 1 – 2 km weil wir unterwegs viele Erklärungen bekamen. Zu sehen gab es in weiterer Ferne zwei Nashörner und etwas näher ein paar Gnus. Was aber den gestrigen Abend vom heutigen Morgen unterschied, war das Bemühen und der Einsatz der Ranger. Nichtsdestotrotz hätte ich mir die Fußsafari sparen können, denn die gleichen Informationen bekamen wir genau einen Tag später im offiziellen Reiseprogramm unseres Veranstalters. Zudem bin ich der Meinung, dass das Preis-/Leistungsverhältnis bei diesem Ausflug nicht stimmt.
Unsere Reisegruppenmitglieder haben bei ihrer Morgensafari die verbleibenden beiden Rangerinnen von unserem gestrigen Abend als Führung gehabt. Die eine fuhr den Jeep, die andere hat daneben geschlafen – so wurde es uns geschildert.
Nach dem Frühstück im Camp brachen wir in unserem Tourbus auf und verließen um 12 Uhr den Park durch das Malelane-Tor.
Unsere Mittagspause legten wir bei einem großen, belebten Einkaufszentrum in der Stadt Malelane ein. In einem Kaffee machte mich mein Bruder darauf aufmerksam, dass hinter mir ein Mann mit einer großen Pistole, offen getragen in einem Hüfthalter, sitzt. Außer Polizisten habe ich bisher noch nie in meinem Leben einen Menschen mit Pistole auf offener Straße gesehen. Mein Herz rutschte eine Etage tiefer und plötzlich kam das Gefühl der Bedrohung in mir auf und wir verließen schleunigst das Kaffee. Auf Nachfrage erklärte uns unser Reiseleiter, dass das vor ein paar Jahren durchaus ein normales Straßenbild war, wenn Farmer mit einer Pistole herumliefen. Inzwischen sei das jedoch sehr ungewöhnlich.
Um 15.00 Uhr trafen wir nach rund 120 zurückgelegten km im Manyatta Rock Camp im Kwa Madwala Private Game Reserve, unserer nächsten Unterkunft, ein. Diese war mit Sicherheit ein Highlight dieser Reise und es fällt mir schwer, sie mit Worten zu beschreiben. Die Lodge liegt einsam, vollkommen in den Berg und die Landschaft integriert. Jedes Häuschen besteht aus drei runden – augenscheinlichen – Lehmhütten die optisch von einander abgegrenzt und in den Berg eingepasst sind. Rundhütte eins ist der Wohnbereich mit Übergang zu Rundhütte zwei, dem Schlafzimmer und daran angrenzend Rundhütte drei, dem Bad. Vom Schlafzimmer aus geht man auf die Terrasse mit einer uneinsehbaren Freiluftdusche. Die Ausstattung der Häuschen ist afrikanisch/modern.
Den restlichen Nachmittag verbrachten wir lesend auf unserer Terrasse. Plötzlich machte es trapp, trapp, trapp und neben uns stand eine Kudu-Antilope, welche genüsslich an den Blättern eines Baumes knabberte. Das Abendessen gab es unter freien Himmel in einer Boma (umzäuntes Gelände, hat meist in der Mitte ein Lagerfeuer) – sehr romantisch.
Den Rest des Abend haben wir wiederum, die Natur genießend, auf unserer Terrasse verbracht. Wie schon im Krüger-Park besuchten uns auch an diesem Abend zwei Buschbabies. Selbst als wir mit der Taschenlampe in den Baum über uns leuchteten – um das Geräusch zu lokalisieren – fühlten sich die puscheligen Primaten in kleinster Weise gestört.
06. Tag – Vom Kwa Madwala Private Game Reserve nach Swaziland
Um 6.45 Uhr starteten wir zu Fuß, unter Führung eines Rangers, durch das Private Game Reserve und lernten u.a. die Organisation in einem Termitenhaushalt kennen.
Das Frühstück nahmen wir anschließend mitten im Busch ein (wir wurden mit dem Jeep dorthin gefahren). Pünktlich beim Eintreffen fing es an zu regnen und zu gewittern. Das Personal spannte Sonnenschirme über unseren Holztischen auf, sodass wir trotzdem im Trockenen saßen. Allerdings war mir schon ein wenig mulmig, bei Gewitter unter einem Baum zu sitzen. Vollkommen afrika-like verzog sich das männliche Personal unter einen überdachten Unterstand während die Damen – in kürzester Zeit klatschnass – für uns Gäste brutzelten und Kaffee kochten was das Zeug hielt. Wir wurden kulinarisch verwöhnt und das mitten im Busch – eine logistisch wirklich bemerkenswerte Leistung. Irgendwann mußten wir aufbrechen, da bereits ein Jeep im nassen Sand steckengeblieben war und nicht mehr weiterkam. Im offenen Jeep bei Regen ging es zurück. Aber wie unser Busfahrer schon sagte: “Africa is not for Weicheier”.
Unsere nächste Reiseetappe war das Königreich Swaziland (ein zusätzlicher Länderstempel im Reisepass), auch als die kleine Schweiz bekannt. Direkt an der Grenze besuchten wir das Matsamo-Kulturdorf. Neben einer musikalischen Vorstellung bekamen wir auch am Rande eines Musterdorfes (wird als Touristenunterkunft genutzt und die Hütten durften dementsprechend nicht betreten werden) eine Einweisung in den Aufbau eines Swazi-Kraals.
Dass das Königreich Swaziland zu den ärmsten Ländern der Welt gehört, sieht man auf den ersten Blick. Außer dem amtierenden König – der für sein ausschweifendes Leben bekannt ist – lebt die Bevölkerung in unübersehbarer Armut. Gegen Mittag besuchen wir die Ngwenya-Glasfabrik die zumindest ein paar Menschen ein geregeltes Einkommen bieten. Sehr schön finde ich auch, dass Ngwenya ausschließlich Produkte aus Recycling-Glas fertigt und die Bevölkerung so zum Altglas sammeln animiert wird.
Einen weiteren Stopp legten wir am Swazi Craft Market ein. Ein großer Platz auf dem sich Verkaufsstand an Verkaufsstand reiht. Hat man das Sortiment von drei Ständen gesehen, hat man alles gesehen. Selbst unsere Dauershopper waren hier relativ schnell wieder zurück – und das will etwas heißen!
Nach ca. 250 km erreichen wir gegen 16.00 Uhr unsere nächste Unterkunft, die Mantenga Lodge im Ezulwini-Tal mit Ausblick auf den Hinrichtungs-Felsen. Von seiner Spitze wurden Verbrecher zum finalen Sprung in die Tiefe gezwungen.
07. Tag – Von Swaziland ins Ubizane Wildlife Reserve
Heute war Ausschlafen angesagt – es ging nämlich erst um 8.00 Uhr weiter. Wir verlassen Swaziland und reisen wiederum in Südafrika in die Provinz Kwazulu Natal ein. Der nördliche Teil ist Zululand, in dem Anfang des 19. Jh. der legendäre König Shaka die einzelnen Zuluclans in ein einheitliches Volk mit großer Macht verwandelte. Shaka war der illegitime und nicht anerkannte Sohn eines Häuptlings. Während seiner Kindheit mußte er deswegen viel Schmach erdulden und er schwor Rache. Nach dem Tod seines Vaters übernahm er die Herrschaft und übte unerbittlich Vergeltung. Das Prinzip seiner Herrschaft war denkbar einfach. Entweder ein Stamm schloß sich ihm an, oder er wurde vernichtet. In kurzer Zeit fielen ihm so ca. 60 Stämme zum Opfer. Zu Beginn seiner Herrschaft hatte er 1.500 Stammesangehörige. Auf dem Höhepunkt seiner Macht herrschte er über 250.000 Menschen. König Shaka ist bis heute eine der bekanntesten Figuren Arfikas. In den 80er Jahren wurde sogar eine Serie über sein Leben gedreht die auch in Deutschland ausgestrahlt wurde. Bei den Zulus wird er als Nationalheld verehrt.
Gegen 14.00 Uhr erreichen wir nach 300 km die Zululand Safari Lodge im Ubizane Wildlife Reserve. Schon eine Stunde später brachen wir im offenen Jeep erneut zu einer 2-stündigen Erkundungsfahrt auf. Die Nachmittagssonne ließ die gelblichen Fieberbäume in einem ganz besonderen Licht erstrahlen. Höhepunkt der Fahrt waren jedoch drei Nashörner denen wir mit unserem Jeep sehr nahe kommen konnten. An einem Wasserloch legten wir einen Stopp ein und bekamen Häppchen und Getränke gereicht.
Nach dem Abendessen im Restaurant gingen wir noch auf einen Absacker in die Boma. Um das Lagerfeuer versammelt tauschten wir unsere bisherigen Urlaubserfahrungen mit einem niederländischem Pärchen und einem Schweizer Geschwisterpaar aus. Ein Zulu der für unser Wohl sorgte, setzte sich ebenfalls zu uns ans Feuer und erzählte aus seiner Sicht über die Veränderungen die die Fußball WM gebracht hat, oder eben auch nicht. Ein sehr schöner und informativer Abend mal außerhalb unserer Reisegruppe.
08. Tag – Hluhluwe-Imfolozi Game Reserve und iSimangaliso-Wetland-Park bei St. Lucia
Unsere heutige Tagesetappe bestand aus 200 km Fahrt. Los ging es, wie gestern auch, um 8.00 Uhr.
Der Hluhluwe-Imfolozi Park ist das älteste Naturschutzgebiet in Südafrika und wurde bereits 1895 eingerichtet. Dort lebt die größte Nashornpopulation der Welt und man bekommt mit großer Wahrscheinlichkeit eines dieser Tiere zu sehen. Unser zweifelhaftes Highlight des Tages fand jedoch direkt am Ausgang des Parks statt. Während wir einen Elefantenbullen beim Fressen beobachten verließen tatsächlich zwei Männer ihr Fahrzeug und gingen zu Fuß zu diesem Elefanten. Unser Fahrer hupte die beiden Männer an um sie auf die drohende Gefahr aufmerksam zu machen und sie zum Rückzug zu bewegen. Aber sie gingen unbeirrt weiter. Erst ca. 10 m vor dem Tier blieben sie stehen. Unser Adrenalinspiegel stieg gewaltig. Erst als der Bulle sich den beiden zuwandte und ihnen “stopp bis hierher und nicht weiter” signalisierte zogen sie sich zurück. Ich war sehr froh, dass ich kein Zeuge eines, durch große Dummheit provozierten, Unfalls wurde.
In St. Lucia bezogen wir am frühen Nachmittag unser nächstes Quartier in der Lidiko Logde. Danach ging es direkt weiter zum iSimangaliso-Wetland-Park, der seit 1999 zum UNESCO-Weltnaturerbe gehört und am indischen Ozean liegt. Der St. Lucia See und der indische Ozean waren ursprünglich durch den St. Lucia Fluß miteinander verbunden. 2004 hat man jedoch die Verbindung durch eine Sanddüne gesperrt um eine Ölpest auf Grund eines gesunkenen Frachters zu vermeiden. Da inzwischen der Wasserspiegel erheblich unter Meeresniveau gesunken ist, konnte diese Sperrung bis heute nicht rückgängig gemacht werden. Die Vegetation im Park ist subtropisch. Der Anblick eines Zebras in dieser Natur fühlte sich im Bauch erst einmal fremd und unwirklich an. Am Cape Vidal wurden wir aus unserem Bus entlassen und konnten den wunderschönen Sandstrand am indischen Ozean genießen.
Beim Spazierengehen stießen wir auf eine kleine Geisterkrabbe die sich partout nicht fotografieren lassen wollte. Die kleinen orangefarbenen Tiere, mit Augen die auf Stielen sitzen, sind so flink dass sie einen kreuz und quer über den Strand jagen. Von der Ferne aus betrachtet, hat unsere Jagd sicherlich ein lustiges Bild abgegeben.
09. Tag – iSimangaliso-Wetland-Park und Simunye
Der heute Tag begann geradezu luxuriös – Abfahrt zur Bootsfahrt auf dem St. Lucia Fluss war nämlich erst um 9.40 Uhr.
Ca. 1.500 Flusspferde leben im iSimangaliso Park, somit der Ort mit der größten Population in Südafrika. Unser Boot war noch nicht einmal losgefahren, da sahen wir schon die erste Herde am gegenüberliegenden Ufer. Flusspferde leben in Herden von ca. 10-15 Tieren zusammen, meist weibliche. Die Herren sind Einzelgänger und leben normalerweise friedlich nebeneinander. Bei territorialen Schwierigkeiten wird dem Gegenüber das offene Maul mit den langen Zähnen unter lautem Schaufen gezeigt. Wir hatten Glück und konnten dies live miterleben – ein wirklich beeindruckendes Erlebnis. Flusspferde sind – obwohl sie den meisten Teil des Tages im Wasser sind – schlechte Schwimmer. Entweder sie lassen sich vom Wasser treiben oder sie laufen unter Wasser auf dem Grund.
Durch die Form des Mauls hat man ständig das Gefühl, dass Flusspferde lächeln – dieser Eindruck trügt. Flusspferde können sich sehr schnell bedroht fühlen und greifen dann an. Meist endet dies für den Menschen tödlich. Aber auf unserem großen Boot konnte ja nichts passieren. Immer putzig anzusehen sind Tierkinder. Auch wir sahen ein zwei Wochen altes Flusspferdkind. Grundsätzlich sehen die Tiere ja auch erwachsen immer so aus als hätten sie ihren Babyspeck nicht verloren. Aber so “frisch” sehen sie noch drolliger aus.
Nach unserer erlebnisreichen Bootsfahrt stiegen wir in unseren Bus und legten 200 km bis ins Simunye Kulturdorf zurück, wo wir auch die Nacht verbrachten.
In einem Kulturdorf wie Simunye wird Touristen gezeigt, wie früher das Leben in einem Zulukraal stattfand. Dies hat mit dem heutigen Leben der Zulus nicht mehr viel zu tun. Trotzdem ist es wichtig, dass es solche Dörfer gibt, denn zum einen können Traditionen erhalten werden (wenn auch nur zu Showzwecken) und zum anderen schafft es Arbeitsplätze. Bereits vor Reisebeginn habe ich mich in einem Reiseführer über das Verhalten in einem Zuludorf informiert und war wirklich gespannt darauf (Frau muss hier ihr westliches Verhalten für 24 Stunden ablegen und sich dem Manne unterordnen). Im Gedächtnis ist mir die Formulierung aus einem Reiseführer geblieben (Zitat aus dem Dumont): “Männer tragen lediglich ihre Waffen, Frauen den Rest”. Auf der Fahrt instruierte uns unser Reiseleiter über den Ablauf im Zuludorf. Am Eingang bleibt der Besucher stehen und ruft in Zulu (die Worte haben wir gelernt) soviel wie “Guten Tag, Besuch ist da, dürfen wir eintreten?”. Der Häuptling meldet sich mit “yebo” und kommt zum Kraaleingang. Nach kurzen Begrüßungsworten durch den Häuptling dürfen wir dann den Kraal betreten. Frauen gehen immer zum Schluss und verlassen eine Hütte auch grundsätzlich nach den Männern. Bestens vorbereitet trafen wir dann in Simunye ein. Das eigentliche Dorf liegt ein paar Kilometer und 200 Höhenmeter tiefer im Tal. Unser kleines Gepäck für eine Nacht und die Gäste werden mit dem Ochsenwagen hinuntertransportiert. Da sich unsere Gruppe jedoch geschlossen zum Laufen entschied, blieben die Rinder oben und das Gepäck wurde in einen Jeep verladen. Eine junge Frau nahm uns am Dorfeingang in Empfang, führte uns zum Kraaleingang und erläuterte uns die Vorgehensweise, aber wir waren ja bereits durch unseren Reiseleiter bestens vorbereitet. Gleichzeitig teilte sie uns mit, dass der Häuptling heute verhindert wäre (was hier unter der Hand erzählt wurde bleibt das Geheimnis unserer Reisegruppe) und ein Ersatz kommen würde. Im Chor riefen wir also laut um die Erlaubnis den Kraal betreten zu dürfen und erhielten auch prompt Antwort. Uns kam ein junger Mann entgegen, der kaum dem Kindesalter entwachsen war – es wirkte sehr unglaubwürdig. Seine Begrüßungsworte auf Zulu brachten die junge Dame die uns begleitete zum Lachen. Unserer mehrfachen Bitte um Übersetzung kam sie nicht nach und begann in Englisch ihre eigene offizielle Begrüßung. Dass dies nicht die Worte des “Häuptlings” waren, war der gesamten Reisegruppe klar. Zumindest ich fühlte mich sehr auf den Arm genommen.
Bei der anschließenden Begehung des Dorfes durften wir uns am Wasserkrüge auf dem Kopf tragen, Mais zu Mehl mahlen und Speerwerfen üben. Anschließend wurden uns verschiedene Gegenstände gezeigt, deren Zweck wir erraten mußten. Danach begann die eigentliche “Party”. Im Kreis versammelt bekamen wir das traditionell gebraute Hirsebier zu trinken. Eigentlich wollte ich ablehnen, da aber alle anderen Reisegruppenmitglieder tapfer aus der Kelle tranken wollte ich nicht kneifen. Ich habe den Inhalt der gesamten Kelle hinuntergestürzt. Um es vorsichtig auszudrücken: Meine Geschmacksknospen wurden hierbei nicht positiv stimuliert. Anschließend gab es reihum frisch gebratenes Fleisch. Hier habe ich dankend verzichtet, da ich auch zuhause – außer hin und wieder mal Geflügel – kein Fleisch esse. Nach dem rituellen Händewaschen begann die Vorführung traditioneller Zulutänze. Danach bezogen wir unsere Rundhütten am Rande des Kraals. Entgegen der Beschreibung eines Reiseführers (hier meine ich wiederum den Dumont) haben die Rundhütten Fensterglas und sind nicht offen. Die Warnung, dass es nachts dadurch u.U. kalt werden könnte trifft (zumindest Ende Oktober) nicht zu. Die Rundhütten sind innen an den Wänden farbenfroh bemalt. Die Einrichtung ist zweckmäßig und sauber. Ein Waschbecken mit fließendem Wasser wird durch eine Schüssel mit Wasserkrug ersetzt. Die Dusche ist eine aus Stein gemauerte Badewanne mit fließend kaltem und heißem Wasser.
10. Tag – Von Simunye in die Drakensberge
Nach dem Frühstück ging es zurück zum Busparkplatz. Ich entschloss mich mit weiteren vier Gruppenmitgliedern, den Weg ebenfalls wieder zu Fuß zu gehen. Wir starteten ca. 15 Minuten vor dem Rest unserer Gruppe, waren aber nach 50 Minuten nur ca. 5 Minuten später als der fahrende Teil wieder oben (wir waren allerdings sehr flott unterwegs).
Weiter ging unsere Reise zu den Drakensbergen. Obwohl wir die Alpen quasi vor der Haustüre haben und Berge für uns nichts Besonderes sind, haben sich die Drakensberge das Prädikat der UNESCO, Weltnaturerbe zu sein, wahrlich verdient. Der Anblick dieser vor 180 Mill. Jahren entstandenen, bis zu 3.400 m hohen Giganten ist wahrlich zum Niederknien. Passend zu dieser rauen Naturgewalt präsentierte sich das Wetter bei der Anfahrt ebenfalls rau. Dunkle Wolkenfetzen hingen am Himmel und zeigten lokalen Regen an, dazwischen bahnte sich immer wieder die Sonne den Weg auf die Erde. Eine unglaubliche Stimmung die unsere Fotos nur schlecht wiedergeben können.
Unterwegs hielten wir an einem Einkaufszentrum an, denn für den morgigen Abend “mußte” unser Reiseleiter für uns ein Braai zubereiten und die dafür notwendigen Zutaten wurden eingekauft.
Nach 350 km erreichten wir die Chalets unserer nächsten Unterkunft, der Didima. Bei unserer Ankunft schien die Sonne und hüllte die Drakensberge mit Ausblick auf den Cathedral Peak in warmes Licht. Wow, die Natur hat hier Unglaubliches geschaffen und der Mensch hat die Herausforderung angenommen und dazu passende Unterkünfte kreiert. Die Kombination Mensch/Natur ein wahres Meisterwerk das seinesgleichen sucht – ein dickes Daumen hoch. Auch wenn es hier einen angestellte Affenvertreiber gibt (er schießt mit einer Steinschleuder auf die Tiere), sollte man tunlichst keine Wäsche auf die Terrasse hängen oder Türen und Fenster offen lassen. Die kleinen Biester zwängen sich durch jede noch so kleine Öffnung und klauen was das Zeug hält. Wir genossen den Rest des Nachmittags auf unserer Terrasse und erlebten einen herrlichen Sonnenuntergang in den Bergen.
11. Tag – Drakensberge
Um 9.30 Uhr starteten wir unsere Wanderung in den Drakensbergen. Bereits morgens war es unglaublich heiß, obwohl wir uns auf 1.400 m Höhe befanden. In ca. 2 Stunden (mit vielen Stopps) erwanderten wir uns ca. 200 Höhenmeter, wobei das Meiste direkt am Anfang bei einem etwas steileren Anstieg zu bewältigen war. Danach ging es auf unbefestigten Schattenwegen durch eine malerische Landschaft – also nichts, was auch ungeübte Wanderer nicht bewältigen können. Mittags waren wir zurück und der Rest des Tages stand zur freien Verfügung. Ich war im Bett, da ich einen grippalen Infekt bekam.
Um 17.30 Uhr versammelten wir uns vor dem Chalet unseres Reiseleiters. Er sollte unser südafrikanisches Braai nicht alleine zubereiten müssen. Ganz nach Zulu-Manier nahmen wir Damen seine Küche in Beschlag und schnippelten Salat (nicht unerwähnt soll bleiben, dass uns unsere Männer mit Küchenwein versorgten). Craig, unserem südafrikanischen Fahrer, war quasi das Grillen ins Blut gelegt und er beanspruchte den Grill zur Alleinherrschaft. Nach Auskunft aller Fleischesser tat er dies auch zu Recht – das Fleisch war falbelhaft. Wachsweich und auf den Punkt wurde das Grillgut serviert. Als es dunkel wurde haben wir unseren Galatisch luxuriös mit Nachttischlampen per Verlängerungskabel beleuchtet. Ein wahrlich gelungenes südafrikanisches Braai!
12. Tag – Von den Drakensbergen nach Ladybrand
Um 7.45 Uhr brachen wir auf und hatten heute 400 km zu bewältigen. In den nördlichen Drakensbergen machten wir im Royal-Natal-NP Halt und unternahmen eine kleine Wanderung (1,5 Std.) zum McKinlay Pool und wieder zurück. Am Ausgangspunkt unserer Wanderung hatten wir einen guten Blick auf das Amphitheater, eine 500 m hohe, senkrechte Felswand mit 5 km Länge. Das Amphitheater wird im Reiseführer als der spektakulärste Teil der Drakensberge beschrieben. Mir persönlich hat die Aussicht auf den Cathedral Peak von unserer gestrigen Unterkunft aus wesentlich besser gefallen. Aber das ist ja immer eine Frage des persönlichen Geschmacks.
Der Name McKinlay Pool täuscht etwas über die tatsächlichen Gegebenheiten hinweg. Es handelt sich um mehrere Felsterrassen mit (winzig)kleinen Wasserfällen die sich am Fuß in einem Pool sammeln. Der Pool ist aber selbst nach Regenfällen nicht mehr als kniehoch mit Wasser gefüllt. Die Badekleidung kann also guten Gewissens im Koffer verbleiben. Nachdem wir dort einer grünen Mamba (war unsere erste Vermutung) “hallo” sagen durften, hätte auch garantiert niemand mehr Lust auf ein Bad gehabt, selbst wenn es gegangen wäre. Zuhause ergab die weitere Recherche aber, dass es sich wohl eher um eine Boomslang gehandelt hatte. Aber sei es drum, sehr giftig und gefährlich für den Menschen sind sie beide.
Gegen 17.00 Uhr trafen wir in Ladybrand ein und bezogen unsere nächste Unterkunft, das Cranberry Cottage.
13. Tag – Von Ladybrand nach Graaff-Reinet
Heute lagen 600 km Fahrt vor uns. Da in Südafrika die Straßen wirklich gut erschlossen sind, reichte die Abfahrt um 7.45 Uhr aus. Gegen 16.00 Uhr trafen wir in Graaff-Reinet, der viertältesten Stadt Südafrikas, ein und bezogen Quartier in den Camdeboo Cottages. Graaff-Reinet liegt in der kleinen Karoo, einer Halbwüste in der Provinz East Cape. Das Wort Karoo bedeutet in der Sprache der San “trocken”. Die komplette Karoo ist 500.000 km² groß und nimmt damit ein Drittel der Fläche Südafrikas ein. Graaff-Reinet liegt an den Ausläufern der Schneeberge, die ihren Namen nicht von ungefähr haben. Im Winter kann es hier durchaus schneien.
Um 17.00 Uhr hatte unser Reiseleiter Pause und gab uns an einen lokalen Führer ab, der mit uns ins Karoo-Naturreservat fuhr. Auf einem schönen 1,5 km langen Spaziergang über Stock und Stein erzählte er uns viel über Graaff-Reinet, die Region und deren Geschichte. An einem wunderbaren Aussichtspunkt angekommen erwartete uns dort eine Kühlbox mit leckerem Sundowner. Den Sonnenuntergang beobachteten wir mit sagenhaften Blick auf das Valley of Desolation (Tal der Trostlosigkeit), welches vor 100 Mio. Jahren durch Verwitterungserosion entstand. Die Felsentürme leuchteten in dem warmen Licht des Spätnachmittags besonders schön. In Sichtweite war der 1.300 m hohe, kegelförmige Spandaukop, der seinen Namen wahrscheinlich von einem burischen Berliner hat.
Nach zwei Stunden waren wir wieder in unserer Unterkunft und unser lokaler Führer Lutz aß mit uns noch zu Abend und stand uns auch hier für alle Fragen zur Verfügung. Zum Abschluss des Abends erzählte er uns die Geschichte des weißen Hundes, einem Schnaps der nur einmal im Jahr in Graaff-Reinet destilliert wird und Withond heißt. Selbstverständlich bekamen wir auch einen weißen Hund zu trinken und der schmeckte sehr, sehr lecker.
14. Tag – Von Graaff-Reinet bis Plettenberg Bay
Um 6.15 Uhr klingelte der Wecker, um 7.45 Uhr saßen wir im Bus und verließen Graaff-Reinet, aber nicht ohne einige der über 240 unter Denkmalschutz stehenden Häusern zu besichtigen. Die Ende des 19. Jh. erbaute Kirche Grotekerk und das Pfarrhaus (Reinet House) durften selbstverständlich auch nicht fehlen. Im Garten des Pfarrhauses steht die 1870 gepflanzte Ursprungsrebe des Withond. Sie hat einen Umfang von mehr als 2 m und trägt bis heute Früchte.
Weiter ging es zum Big Tree, einem Outeniqua-Baum mit 8,5 m Umfang. Leider hatte ich mich an diesem Tag nicht auf kaltes, regnerisches Wetter eingestellt, sodass ich mir die Besichtigung des Baums bei kühlen Temperaturen und strömendem Regen sparen musste und im Bus blieb.
Auf der R75 nahe Jansenville haben wir einen Halt eingelegt, der im Programm nicht enthalten war. Ein bereits in Namibia ausgefallener Traum wurde hier wahr. Wir besuchten ein Gehege in dem wir Geparden und kleine (wirklich ganz kleine) Löwen anfassen durften. Vor dem Betreten wurden wir zur Sicherheit der Tiere an den Sohlen unserer Schuhe und an Händen desinfiziert. Klar kann man geteilter Meinung sein, was einen “Streichelzoo” von Wildtieren angeht. Ich denke jeder sollte sich selbst ein Bild machen, was die Intention solcher Stationen ist und ob man sie für gut heißt. Das was ich bisher auf meinen Reisen kennengelernt habe befinde ich für gut und ich weiß, dass das Eintrittsgeld dort gut aufgehoben ist.
Weiter ging es zum Storms River Mouth, wo wir eine 1-stündige Wanderung an der Steilküste des Tsitsikamma-NP unternahmen. Nachdem es nicht mehr regnete, wagte ich mich – immer noch unzureichend angezogen – aus dem Bus, denn diese Wanderung wollte ich mir auf keinen Fall entgehen lassen. Unser Spaziergang begann dort wo der Stormsriver in den Indischen Ozean mündet und führte uns über gut ausgebaute Wege und einer Hängebrücke entlang der Steilküste. Wäre das Wetter besser gewesen, hätten hier garantiert grandiose Fotos entstehen können. Uns blieb “nur” ein toller Weg mit den Vorstellungen “was wäre wenn”. Allerdings kamen wir in den Genuß einer rauen See, mit hohen, sich brechenden Wellen und einem in der Ferne eine Fontäne prustenden Wal. Auf dem Rückweg zum Bus konnten wir noch unsere ersten possierlichen Klippschliefer bestaunen und fotografieren.
Gegen 18.30 Uhr und 500 absolvierten Kilometern kamen wir in Plettenberg Bay an. Unsere Unterkunft hieß wie der nahegelegene Ort NH Plettenberg Bay. Das als luxuriös beschriebene Hotel hat seine Glanzzeiten längst hinter sich. Die Schranktüre lehnte nur noch als Attrappe am Schrank, die Scharniere waren längst ausgerissen. Und im Restaurant war man mit mehr als drei Bestellungen Weißwein auch überfordert – die Flaschen hatten Zimmertemperatur. Bei der Bezahlung der Restaurantrechnung mußte man das Personal auch auf Rechenfehler (als ehrlicher Tourist) aufmerksam machen. Statt (umgerechneten) 13 Euro für das Buffet haben sie nur 1,30 Euro berechnet. This is Africa!
15. Tag – Auf der Garden Route
Ein Luxus-Tag – wecken war erst um 7.30 Uhr. Um 9 Uhr fuhren wir zu einem Aussichtspunkt über Plettenberg Bay. Danach stieg unsere lokale Reiseführerin an Bord, die uns bei einem Besuch durch das Quolweni-Township über die Geschichte der Apartheid, die Entwicklungen der letzten 10 Jahre informieren sollte. Davon haben wir nichts erfahren. Wir wurden lediglich durch das Township geführt und uns wurden die einzelnen “Häuser” erläutert. Obwohl uns unsere Führerin zu verstehen gab, dass wir willkommen waren (durch unsere Buchung am Whale-Watching gingen Gelder an das Township) blieb bei mir das schlechte Gefühl. Ich kann mich nicht erinnern, wann ich mich so elend und als Schaulustiger gefühlt habe. Nicht nur ich fühlte so, sondern ein Großteil unserer Gruppe – am liebsten wären wir “auf und davon”. Wir waren der Meinung: Helfen ja, aber Armutstourismus geht gar nicht! Keine Ahnung wie die Township-Bewohner selbst empfinden, wir werden es nie erfahren.
Mittags starteten wir zu unserem zusätzlich gebuchten Whale-Watching Ausflug. Himmel, was hatten wir für ein Pech – no whale! Unser Reiseleiter nahm ebenfalls teil und sagte hinterher, dass er noch nie so weit auf das Meer rausgefahren war (und so einen Seegang erlebt hat) und außer einem einzigen kleinen Rücken – nur ganz kurz – nichts zu sehen war. Ich für mich fand – abgesehen vom Preis-Leistungs-Verhältnis – die Bootsfahrt einen vollen Erfolg. Vollkommen seetauglich begab ich mich im Boot in die erste Reihe und hatte einen Heidenspaß. Die hohen Wellen und die hereinbrechende Gischt machte mich zwar klatschnass bis auf die Unterwäsche aber war einfach toll.
Am Nachmittag ging es zur Robberg-Halbinsel wo wir eine 2,5 stündige Rundwanderung unternahmen. Entlang der Steilküste ging es teils über Stock und Stein auf wunderschönen Trampelpfaden mit Ausblick auf wunderschöne, einsame Strände quer durch die Landschaft. Da der Robberg-Naturschutzpark um 18 Uhr schloß, fuhren wir mit unserem Bus ein paar Meter hinter den Schlagbaum und hielten dann wiederum an. Unser Reiseleiter, zauberte unsere Drakensberge-Grillabend-Reste aus dem Auto und wir verputzten noch Weinreste, Kracker und Käse im Stehen auf der Straße. Klingt jetzt unspektakulär, war aber durch den Überraschungsmoment und bei der tollen Abendstimmung wunderschön.
16. Tag – Auf der Garden Route nach Knysna und Oudtshoorn
Heute lagen nur 200 km Fahrstrecke vor uns. Trotzdem klingelte der Wecker um 6.15 Uhr. Um 7.45 Uhr brachen wir auf und fuhren nach Knysna, unserem ersten Zwischenstopp. Es ist, wie Plettenberg-Bay auch, wegen seiner Lage am Strand ein beliebtes Reiseziel. Knysna nahm sich Kapstadt zum Vorbild und hat ebenfalls eine Waterfront errichtet. Nun, wie soll ich sie beschreiben? Also ehrlich, wenn man sie nicht gesehen hat hat man auch nicht viel versäumt.
Weiter ging es nach Oudtshoorn, das bereits Ende des 19. Jh. ein Zentrum der Straußenzucht war. Wir besuchten eine Straußenfarm und hatten eine herzliche Reiseführerin die uns die Straußenzucht näher brachte. Anfang des 19. Jh. waren die Federn der Renner als Accessoire und als Haushaltsartikel (Staubwedel) schlechthin. Aber wie Mode eben so ist, schnell ist der Trend auch wieder vorbei. Inzwischen schätzt man das kalorienarme Fleisch sehr. Die Eier sind auch nicht zu verachten – immerhin hat ein Straußenei den Inhalt von 24 Hühnereiern. In Erinnerung blieb mir, dass es um ein Vielfaches mehr an Angestellten für den Tourismus gibt, als für die Aufzucht und Pflege der Tiere selbst. Negativ in Erinnerung blieb mir das Reiten auf den Straußen.
Uns wurde angeboten auf den Tieren zu sitzen, bzw. auf ihnen zu reiten. Das ist und bleibt Tierquälerei! Aber die Nachfrage regelt den Markt. Solange es noch immer Touristen gibt, die sich auf einem Strauß sitzend fotografieren lassen und einem Straußenrennen beiwohnen, ist dieser Quälerei nicht beizukommen. An dieser Stelle möchte ich gerne mal ein Appell an die Reiseveranstalter richten, denn vor den Straußenfarmen stehen zu allererst die großen Busse der Rundreisenden. Sie als Reiseveranstalter haben die größte Macht. Bitte denken Sie einen oder zwei Augenblicke darüber nach, was Sie bewegen könnten und welche Intentionen Sie haben. Oftmals engagieren Sie sich in Förderprojekten, wollen und bewirken wirklich gute Dinge. Warum meiden Sie dann nicht solche Farmen, in denen den Tieren Säcke über den Kopf gezogen werden und anschließend mit Menschen auf ihrem Rücken – für die das Tier überhaupt nicht ausgelegt ist – durch die Gegend gehetzt wird. Glauben Sie wirklich, dass wir Touristen das sehen wollen (ein Viertel unserer Gruppe hat diese Veranstaltung demonstrativ verlassen)? Ich denke, ein Großteil der Menschen würde es prima finden, wenn sich der eigene Reiseveranstalter von solchen Quälereien distanzieren würde. Ich jedenfalls wäre stolz auf so einen Reiseveranstalter!
Danach fuhren wir zu unserer nächsten Unterkunft, dem Thorntree Guesthouse. Das Besitzerehepaar hat – wie es sich für Oudtshoorn gehört – eine Straußenfarm. Vor ein paar Jahren haben sie zusätzlich mit dem Guesthouse angefangen, welches auch persönlich geführt wird. Im Reiseprogramm stand, dass das Paar jeden Gast herzlich willkommen heißt. Inzwischen weiß ich, dass dies wörtlich zu nehmen ist. Nichtsahnend stieg ich aus dem Bus und wurde von einem unglaublich gutaussehenden Mann links und rechts auf die Wange geküßt und willkommen geheißen. Vor Überraschung blieb mir das Gesicht stehen und ich habe, glaube ich, ziemlich dumm aus der Wäsche geguckt. Wäre ich mehr auf Zack gewesen, hätte ich den Bus heimlich umrundet und wäre bei Craig auf der Fahrerseite wieder in den Bus gekrabbelt und nochmals ausgestiegen. Zu blöd, dass einem so etwas immer erst einfällt wenn es zu spät ist.
Da wir in Knysna nicht so viel Zeit wie vorgesehen gebraucht haben, hatten wir eine kleine Programmänderung. Wir besichtigten bereits heute Nachmittag die für morgen vorgesehenen Cango-Caves.
Im Reiseführer habe ich gelesen, dass – wer europäische Tropfsteinhöhlen kennt – hier getrost vorbeifahren kann. Das möchte ich so nicht stehenlassen. Ich habe schon einige Höhlen auf der ganzen Welt gesehen (und da waren schönere dabei), aber ich hatte noch nie eine so beeindruckende Führung in einer Höhle gehabt.
Aber nun erst einmal zu den Fakten. Die Cango-Caves wurden bereits (lt. Hompage der Cango-Caves gab es einen neuen Fund) vor 80.000 Jahren von Menschen bewohnt – allerdings nur der Eingangsbereich. Erst 1780 wurde die Höhle von einem Farmer namens van Zyl – auf der Suche nach einem verirrten Tier – wiederentdeckt. Mit einer kleine Öllampe in der Hand ließ er sich an einem Seil hinab in die Höhle und sah nichts. Ohne es zu ahnen, stand er in einer riesigen Höhle mit den Ausmaßen 90x80x18 m. Uns Besuchern wurde anschaulich gezeigt, wie viel Nichts man mit nur einer Öllampe in der Hand in dieser Höhle sieht – und das ist eine Menge, es ist einfach nur stockdunkel. So nach und nach entdeckte man immer weitere Höhlen. Richtig erforscht wurde diese jedoch erst im 20. Jh.. Nur ein ganz winziger Teil ist der Öffentlichkeit zugänglich, der Rest darf nur von Forschern betreten werden. Wegen seiner unglaublichen Akustik wurde die erste Höhle eine Zeitlang als Konzertsaal genutzt. Da aber von den Besuchern viel kaputt gemacht wurde, hat man diese Art der Nutzung wieder eingestellt. Unsere Führerin erläuterte auf der 60 Minuten dauernden Exkursion alles in einem wunderbaren Deutsch. Um ihren Erklärungen besser folgen zu können, wurde immer nur das gerade besprochene Steinwunder angestrahlt. Erst vor dem Verlassen einer Höhle wurde komplett das Licht angemacht, so dass auch brauchbare Fotos gemacht werden konnten. Im Drum-Room konnte man mit viel Phantasie eine Buschmannhütte erkennen und eine Illumination führt den Sonnenauf- und -untergang im dunklen Afrika vor. Unsere Führerin stimmte die Nationalhymne Südafrikas an und untermalte diese mit Faustschlägen auf einem hohlen Tropfstein – einer natürlichen Trommel. Das war wirklich sehr beeindruckend. Endpunkt der Führung war wiederum die erste Höhle, die ehemals als Konzertsaal genutzt wurde. Da inzwischen alle anderssprachigen Gruppen weg waren, stand unsere zierliche Südafrikanerin mitten in dieser großen Höhle und stimmte mit ihrer reinen und glockenhellen Stimme das Ave Maria an. Ich bekomme gleich noch beim Schreiben eine Gänsehaut. Mucksmäuschenstill stand die Gruppe völlig bewegungslos da und lauschte dieser kleinen Person, die mit ihrer Stimme eine ganze Höhle ausfüllte. Tief beeindruckt, manche mit Tränen in den Augen, verließen wir die Höhle und schwiegen erst einmal noch eine Zeit vor uns hin um das eben Erlebte zu verdauen. Wie gesagt, ich habe schon schönere Höhlen gesehen, aber das war mit Abstand das tiefgreifendste Erlebnis in einer.
Der Tag endete mit einem Abendessen, das vom Chef des Guesthouses persönlich gegrillt wurde.
17. Tag – Von Oudtshoorn nach Stellenbosch
Um 8.45 Uhr verließen wir unsere gemütliche Unterkunft und brachen in Richtung Stellenbosch auf. Vor uns lagen 475 km Fahrstrecke. Unterwegs besuchten wir eine Grundschule, die auf mich einen sehr skurrilen Eindruck machte.
Die Grundschule steht mitten im Nichts und wird von Kindern besucht, deren Eltern mit Sicherheit in ärmlichen Verhältnissen leben. Mit großer Wahrscheinlichkeit werden diese Kinder niemals einen Arbeitsplatz haben, der z.B. mit einem PC ausgestattet ist. Das ist an sich nichts besonderes. Komisch mutet es nur dann an, wenn die Grundschule mit einer High-Tech interaktiven Tafel ausgestattet ist. Während also Kinder in Ländern, die Wert auf Bildung legen, mit Kreide auf Tafeln schreiben, gibt es irgendwo in Südafrika eine kleine Dorfschule, in der die Kids nur noch mit dem Finger auf eine Leinwand tippen um sich Zahlensysteme zu erarbeiten. Ich finde Förderprojekte wirklich prima – sofern sie sinnvoll eingesetzt sind. Den Sinn dieser Tafel habe ich bis heute nicht verstanden.
Gegen 15.00 Uhr trafen wir in Paarl ein, wo wir das Weingut Seidelberg besichtigten mit anschließender Weinprobe. Eigentlich wäre dieser Programmpunkt für den morgigen Vormittag vorgesehen gewesen. Aber wer bitteschön, möchte schon vormittags eine Weinprobe? Ein netter deutscher Student, der hier sein Praktikum macht, brachte uns den Weinanbau von der Rebe bis zur Flaschenabfüllung näher. Anschließend begaben wir uns in ein Kellergewölbe wo wir uns der Premium-Weinprobe hingaben. Wir probierten acht Weine. Zuerst tranken wir ihn ohne Essen, dann nahmen wir ein Lebensmittel zu uns, das den jeweiligen Wein geschmacklich unterstützte (Käse, Oliven, Schokolade usw.). Danach tranken wir den gleichen Wein noch einmal um dann einen Unterschied festzustellen. Ja, was soll ich sagen, es war ein sehr, sehr lustiger Nachmittag. Irgendwie hat unsere Weinprobe auch länger gedauert, als das eigentlich vorgesehen war. Unser Fahrer mußte länger auf uns warten und war – glaube ich – “not amused“ – wir jedoch “very much”.
Gegen 18.30 Uhr erreichten wir das African Valley Estate, unsere Unterkunft in Stellenbosch. Geschmäcker sind unterschiedlich, aber diese fand ich besonders schön. Die einzelnen Häuser sind topmodern mit geradlinigen Möbeln eingerichtet, die farblich einen Kontrast zu den weißen Wänden bilden. Die Farben der Ledercouch und den darauf befindlichen Kissen in kiwigrün und gelb finden sich wieder in den an den Wänden hängenden Bildern. Das Bad ist äußerst luxuriös eingerichtet. Die Dusche hat eine Glastüre ins Freie (duschen mit Outside-Feeling), um die aber eine blickdichte Mauer errichtet ist. Um die Badewanne sind Badesalze und Handtücher in allen möglichen Größen drapiert, mehr als man braucht. Der kuschelige Bademantel und die Frotteeschlappen sollten auch nicht unerwähnt bleiben. Kurzerhand habe ich das Abendessen ausfallen lassen, nahm genießerisch ein Vollbad und saß dann im Bademantel vor dem offenen Kamin in dem schon das Feuerholz gestapelt lag und darauf wartete, angezündet zu werden. What a happy day!
18. Tag – Von Stellenbosch nach Kapstadt
Wir brachen um 8.00 Uhr auf, um nach Kapstadt zu fahren. Eigentlich wäre heute ein Spaziergang im Jonkershoek-Naturreservat vorgesehen gewesen. Der war aber leider abgebrannt und somit mußte dieser Spaziergang ausfallen.
In Stellenbosch, der zweitältesten Stadt Südafrikas, bekamen wir genug Zeit, um diese auf eigene Faust zu erkunden. Da ich persönlich eher Landschaften bevorzuge, tat ich mir schwer, den Charme dieser Universitätsstadt zu erkennen.
Gegen Mittag erreichten wir nach 250 km Kapstadt. Einen ersten Stopp legten wir am Signal Hill ein, um einen Überblick über diese Stadt zu erhalten. Danach fuhren wir zur Waterfront wo wir unsere Mittagspause machten
Weiter ging es zum District Six Museum das die jüngste Geschichte der Apartheid deutlich machen soll, als 1966 Bulldozer anrückten und ein ganzes Stadtviertel platt machten. Dieses Museum ist für Betroffene ganz sicherlich wichtig und birgt die Erinnerungen eines Lebens. Für uns Besucher (zumindest für mich) wirkt die Ausstellung sehr unstrukturiert und konnte nicht wirklich berühren.
Weiter ging es in den Stadtteil Bo-Kaap, der von Kapstadts Moslems bewohnt wird und das älteste Stadtviertel Kapstadts ist. Die vielen bunten und liebevoll gepflegten Häuschen blieben während der Apartheid vom Abriss verschont und zählen heute zu den Hauptsehenswürdigkeiten Kapstadts.
Abschließend machten wir einen Spaziergang durch die Company Gardens. Dort wo im 17. Jh. Gemüse zur Versorgung holländischer Schiffe angebaut wurde, blühen heute zahllose Blumen und zutrauliche Eichhörnchen erfreuen die Besucher.
Unsere letzte Unterkunft für drei Nächte ist das Cape Town Hollow Boutique Hotel und liegt direkt am Company Gardens. Nach der tollen Unterkunft am Vortag haben wir hier erst einmal mächtig geschluckt. Für den Abschluss der Reise hätte ich mir ein zentraler gelegenes Hotel bzw. ein Hotel mit etwas mehr Ambiente gewünscht. Das angeschlossene Restaurant war schlichtweg in jeder Hinsicht eine Katastrophe – anders kann man es nicht bezeichnen.
19. Tag – Kapstadt (Tafelberg, botanischer Garten und The two Oceans Aquarium)
Das Glück war uns hold. Der Morgen begrüßte uns mit strahlendem Sonnenschein und einer Fahrt auf den 1000 m hohen Tafelberg stand nichts entgegen. Da wir bereits um kurz nach 8.00 Uhr an der Seilbahn waren, mußten wir nicht einmal anstehen. Oben angekommen wanderten wir auf den gut angelegten Pfaden kreuz und quer und genossen die Ausblick. Highlight waren die possierlichen Klippschliefer, die direkt vor unserer Nase ihr “easy living” vorführten und den Fotoapparat im Sekundentakt klicken ließen.
Bei der Talfahrt wurde uns bewusst, wie klug die Entscheidung unseres Reiseleiters war, indem er uns frühzeitig aus dem Bett trommelte. Menschenhorden standen inzwischen an und eine 1,5 – 2 stündige Wartezeit war sicherlich realistisch.
Anschließend besuchten wir die TBag Design Werkstatt, in der Townshipbewohner Kunst aus gebrauchten Teebeuteln herstellen. Klingt erst einmal sehr merkwürdig, ist aber eine tolle Idee und es kommen wunderschöne Sachen dabei raus.
Weiter ging es zum botanischen Garten Kirstenbosch, auf der Rückseite des Tafelbergs – eine tolle Idee unseres Reiseleiters. Überall blühten Blumen die man bei uns einfach nicht kennt und laden damit zum Fotografieren ohne Ende ein. Ich kann diesen botanischen Garten wirklich empfehlen (und ich bin keine Hobbygärtnerin).
Der Nachmittag war programmfrei und wir beschlossen, das Two Oceans Aquarium an der Waterfront zu besuchen – eine Entscheidung die goldrichtig war. Es erwartete uns ein wirklich großes und liebevoll angelegtes Aquarium mit allem was erfreute, erstaunte und faszinierte. Besonders angetan hat mir es das Anfassbecken. Unter den aufmerksamen Augen des Personals durfte man einen Seestern anfassen (anfassen, nicht herausheben!), eine Seeanemone am Finger festsaugen lassen, und verschiedene Meerespflanzen betasten. Auch für Erwachsene ein tolles Erlebnis. Wir haben im Aquarium mehrere Stunden verbracht und gingen erst, als es seine Türen zusperrte. Anschließen haben wir direkt an der Waterfront gegessen und dort den Sonnenuntergang genossen.
20. Tag – Kapstadt (Kap der Guten Hoffnung, Duiker Island und Simon’s Town)
Wir brechen um 8.00 Uhr auf und fahren in die Hout Bay um dort auf einer 30-minütigen Bootsfahrt die Pelzrobbenkolonie bei Duiker Island zu besichtigen. Wer schon einmal eine Pelzrobbenkolonie gesehen hat, kann sich diese Bootsfahrt getrost sparen.
Weiter ging es auf der berühmten Küstenstraße Chapman’s Peak Drive zum Kap der guten Hoffnung. Viele Autofahrer unterschätzen die engen Kurven und so barg 1989 ein Hubschrauber in einer groß angelegen Aufräumaktion 22 Autowracks tief unterhalb der Straße. Richtig berühmt wurde die Straße aber durch einen Unfall, bei dem ein Mercedesfahrer aus der Kurve flog und 100 m in die Tiefe stürzte. Wie durch ein Wunder hat der Fahrer den Unfall unverletzt überstanden. Daimler-Benz war so beigeistert von der Qualität ihres Autos, dass die Firma einen Werbespot drehte und nochmals ein Fahrzeug des gleichen Modells über die Klippen stürzen ließ. Der Spot lief aber nur so lange, bis die bayerische Konkurrenz einen Wagen ihrer Marke über den regennassen Chapman’s Peak Drive rauschen ließ und einen Slogan in der Art hatte wie: “Mit BMW wäre Ihnen das nicht passiert”.
Unseren nächsten Stopp legten wir am Cape Point ein, von dessen Parkplatz aus man 125 Höhemeter überwinden muss, um an den ersten und alten Leuchtturm zu kommen. Alternativ kann man auch mit der Zahnradbahn hochfahren. Er wurde 1860 in Betrieb genommen und erwies sich umgehend als Fehlkonstruktion. Mit 238 m über dem Meeresspiegel wurde sein Licht bei Nebel nicht gesehen und es kam zu mehreren Schiffsunglücken. 1913 wurde mit dem Bau eines neuen Leuchtturms begonnen, der nur noch 87 m über dem Meeresspiegel liegt. Dieser wurde 1919 fertig gestellt. Auf einem 2 km langen Pfad kann man in die Nähe des neuen Leuchtturms wandern. Der Weg geht entlang der steil abfallenden Küste und bietet einen wunderschönen Ausblick. Mit etwas Glück lassen sich Wale und Delfine beobachten. Wir hatten einen delfin- und walfreien Urlaub.
Anschließend fuhren wir zum Kap der Guten Hoffnung, den südwestlichsten Punkt Südafrikas. An der großen Holztafel haben wir die obligatorischen Fotos gemacht und scharten uns dann um die Hecktüre unseres Bus. Da wir heute ein Geburtstagskind in unserer Gruppe hatten, wurden Sekt und Geburtstagstorte ausgepackt und bei einer steifen Briese das Leben richtig genossen. Wer steht schon am Kap der guten Hoffnung mit einem Glas Sekt in der Hand? Wir! Und es war ein wunderschöner Moment.
Unser letzter Besichtigungspunkt war eine Pinguinkolonie am Boulders Beach in der Nähe von Simon’s Town.1984 sichtete man hier erstmals ein Brillenpinguinpärchen samt Nest. Inzwischen kann man am Boulders Beach etwa 3.000 Pinguine bestaunen.
Am Nachmittag geht es über Johannesburg wieder zurück nach Frankfurt.
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