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Toledo, eine historische Stadt und ihre Kathedrale

Die Kathedrale von Toledo

Hauptfassade der Kathedrale von Toledo

Die Hauptfassade der Kathedrale von Toledo

Heute steht die Kathedrale von Toledo auf unserem Plan- ein absolutes Highlight dieser Rundreise durch Kastillien. Damit wir nicht in den grossen Besucherstrom der Rundreisen kommen stehen wir heute etwas früher auf. Husch- raus aus den Federn!
Wie jeden Tag gehen Edith und ich schon frühstücken und überlassen Peter unser gemeinsames Zimmer. Wir Frauen sind doch ein wenig flinker bei der Schönheitspflege. Oder evt. auch geübter!
Die Kathedrale öffnet um 10ººh und pünktlich stehen wir vor dem Portal. Doch den Menschenmassen entgehen wir dadurch nicht. Es wimmelt nur so von Reisegruppen und wartenden Besuchern. Wo ist überhaupt die Kasse für die Eintrittskarten? Einer der vielen Reiseleiter zeigt auf das gegenüber liegende Tabakgeschäft und meint recht kurz: „Aqui Señora! Aqui!“ Erschrocken schaue ich auf die lange Menschenschlange! Herrje – das wird wohl ewig dauern. Ich habe mich schon gewundert- so viele Raucher in Toledo? Tapfer stelle ich mich hinten an und tröste mich mit dem Gedanken an Westminster Abbey, da war die Warteschlange länger. Doch es geht recht zügig vorwärts und bald stehe ich mit den Eintrittskarten und dem Audioguide wieder bei Edith und Peter.
Nun kann unsere Besichtigung starten. Eingedeckt mit unserer Erfahrung in Salamanca haben wir heute jeder eine warme Jacke dabei. Doch die Kathedrale in Toledo ist entschieden angenehmer temperiert. Gott sei Dank, so können wir unseren heutigen Besuch

geniessen.

Historische Entwicklung

Die Kirche wurde im Jahr 1226 gegründet und Ferdinand III legte ein Jahr später den ersten Stein. Zuvor stand an diesem Platz eine westgotische Kirche, die aus den Mauern einer ehemaligen Moschee entstanden ist. Diesen Einfluss wollte man mit dem Bau des neuen Gotteshauses radikal entfernen was auch gelungen ist.
Die Kathedrale ist kein einheiltliches Bauwerk, es haben Generationen an ihr gearbeitet.

Rundgang Kathedrale von Toledo

Rundgang in der Kathedrale von Toledo

Ein Meister Martin soll die Bauerbeiten bis 1234 geleitet haben, das Chorhaus wurde 1238 fertiggestellt und bis 1291 war ein Meister Petrus Petri mit dem Bau beauftragt.
Mit der charakteristischen Westseite wurde im Jahr 1418 begonnen, die Arbeiten dauerten bis zu Beginn des 16 Jahrhunderts.
Im 17.Jahrhundert entwarf der Sohn von el Greco, Jorge Manuel Theotocopulli, die Kuppel des Südturms. Der höhere Teil der Fassade wurde das letzte mal im ausgehenden 18. Jahrhundert erneuert.
Damit hat sich der gesamte Bau der Kathedrale von Toledo über einen Zeitraum von ca. 500 Jahren gezogen.

Das Fenster zum Himmel

Es ist ein imposantes Bauwerk und zuerst weiss ich gar nicht wohin ich zuerst schauen soll. Einen besonderen Eindruck hinterlässt der Hauptaltar, auf dem wie in fast allen Kirchen und Kathedralen die Passion Christi dargestellt ist. Natürlich fehlt auch nicht die Orgel, hier sind es sogar zwei die sich gegenüber liegen.

das Fenster zum Himmel

der Hauptaltar

Sehr schön ist das „Fenster zum Himmel“, doch egal wie ich mich verrencke und welchen Winkel ich ausprobiere – auf meinem Foto sehe ich nur einen hell beleuchteten Fleck. Vielleicht sollte ich mir doch mal eine bessere Kamara mit einem richitgen Zoom und Objektiv zulegen? Ich versuche es nochmal, diesmal von der anderen Seite. Nein, wieder nichts. Dafür habe ich Edith und Peter aus den Augen verloren. Zwischen all den Reisegruppen und den vielen Besuchern sind sie verschwunden. Was hat Edith denn heute morgen angezogen? Warum habe ich nicht darauf geachtet? Peter trägt einen grünen Pullover, doch weit und breit ist kein grüner Fleck in der Masse zu erkennen. Langsam umrunde ich den Altar, da entdeckt mich Edith. „Ahh- da bist du ja“ freut sie sich und die nächste Frage lautet: „Wo ist denn Peter?“
„Lass mal“ beruhige ich Edith „der wird uns schon finden!“ Verloren geht keiner von uns, denn wir haben genau für diesen Fall einen Treffpunkt ausgemacht.Daher können wir uns in Ruhe die Kirche betrachten und müssen uns nicht gegenseitig suchen. Und irgendwann entdecke ich auch Peters grünen Pullover in der Menschenmenge.

Bilder von El Greco

Bilder von El Greco

eines der Bilder von El Greco

Es gibt viel zu sehen in dieser Kathedrale und die Zeit vergeht schnell. Super finde ich die Bilder von „El Greco“, der hier in Toledo bis zu seinem Tode gelebt hat.
Den Audio-Guide habe ich auch heute wieder in meiner Handtasche durch die Kathedrale getragen – so wie fast immer. Es ist zwar interessant sich die Erklärungen anzuhören, doch irgendwie habe ich dabei oft das Gefühl ich sehe weniger, da mich der Audioguide von dem Gesamteindruck ablenkt. Und so schön wie das auch alles erklärt wird, heute abend habe ich doch das meiste davon vergessen. All diese Namen und Jahreszahlen- so genau will ich es gar nicht wissen. Ich geniesse lieber was ich mit den Augen sehe, den Rest kann ich im Reiseführer nachlesen.
Die Stunden in der Kathedrale vergehen schnell und ich bin überrascht wie lange wir uns bereits in der Kirche aufhalten. Aber eigentlich kein Wunder, denn mit einer Grundfläche von 120 Metern Länge und 60 Metern Breite ist die Kathedrale von Toledo eine der grössten Kirchen der Christenheit. Die Höhe des Hauptschiffes beträgt 33 Meter.
Sehenswert ist auch der Kapitelsaal, die Sakristei und die Schatzkammer der Kathedrale. Beeindruckende Werte, die hier zu sehen sind.

Cafes und Bars in Toledo

ein Getränk an einem freien Tisch?

Als wir wieder gemeinsam die Kirche verlassen ist es bereits 15ººh und wir sind alle drei durstig und fussmüde. „Ein Kaffee wäre nicht schlecht“ meint auch Peter, wobei ich im Moment doch mehr an einen Eimer Wasser gedacht habe. Schön kühl mit einem Stückchen Zitrone drin! Vielleicht auch eine Tapa als kleine Stärkung, den grossen Hunger heben wir uns für heute abend auf. „Und einen Sitzplatz“ ist mein zweiter Wunsch, so eine Besichtigung ist anstrengender als eine Wanderung. Merkwürdig, warum eigentlich?
Wir machen uns also auf und suchen ein Lokal, am besten im Freien um die Frühlingssonne zu geniessen. „Schau mal dort drüben, die haben dort eine schöne Terrasse und viele freie Tische“ macht mich Edith aufmerksam. Sehr schön- hier ist die Essenszeit offensichtlich schon vorbei, es sind genügend Plätze frei. Und es ist auch nicht, wie die meisten Lokale, nur als Restaurant ausgeschildert, sondern auch als Cafeteria/Bar. Es sollte daher kein Problem sein lediglich für Getränke und eine Tapa einzukehren. Doch weit gefehlt! Bevor wir uns einen Tisch aussuchen können kommt ein Kellner mit der Speisekarte und fragt was wir essen möchten. „Danke“ erkläre ich ihm „wir möchten nur eine Kleinigkeit , Tapas, und vor allem etwas zu trinken.“ Die Anwort ist ein sehr bestimmtes Kopfschütteln und die Erklärung, das man hier nur einen Tisch bekommt, wenn man ein volles Essen bestellt. Auch wenn die Hälfte der Tische frei ist? Wir verhindern hier ja ganz sicherlich keine grosse Menuebestellung. „Nein“ ist die entschieden Antwort, „nur für Getränke und eine Tapa gibt es keinen Tisch.“ Wir könnten ja an die Bar gehen und unser Getränk einschliesslich Tapa im stehen einnehmen. Nein danke, so etwas ist mir in all den Jahren die ich in Spanien lebe noch nicht passiert. Das ist mehr als unfreundlich und passiert wirklich nur in Orten, in denen einfach zu viel Tourismus herrscht.
Einige Strassen weiter finden wir ein Lokal wo wir unseren Durst löschen können. Leider ohne Terrasse, doch dafür ein sehr freundlicher Wirt.

Die Höhlen des Herkules

„Was steht denn für heute noch auf dem Programm?“ möchte Edith gerne wissen. Um in das Museum El Greco zu gehen sind wir zu müde, das werden wir morgen machen. „Es gibt hier eine Höhle des Herkules“ schlägt Peter vor und da sich der Name  sehr vielversprechend anhört machen wir uns auf den Weg zu dieser Sehenswürdigkeit. Eine Höhle mitten in der Stadt Toledo- da bin ich jetzt aber gespannt.

Warten auf Herkules 😉

Es ist tatsächlich mitten in der Stadt, doch leider sind die Herkules Höhlen noch geschlossen. Bis die Höhlen geöffnet werden ist es noch eine gute halbe Stunde und wir entschliessen uns zu warten. Wir sind auch nicht alleine, zwei Familien mit Kindern leisten uns Gesellschaft. Endlich ist es soweit, die Türen öffnen sich und wir können eintreten.
Der Eingang führt in einen recht kargen Raum und um die Höhlen zu erreichen müssen wir eine steile Wendeltreppe hinab. Da inzwischen mehr Besucher eingetroffen sind  werden wir in Gruppen aufgeteilt. Die Höhlen sind nicht gross und es dürfen immer nur eine gewisse Anzahl von Personen in den unteren Raum hinab steigen. Der Besuch ist ein wenig enttäuschend, denn zu sehen gibt es nicht viel. Es handelt sich um eine Zisterne aus der römischen Zeit. Was mir neu ist, ist die Tatsache, dass es wohl sehr viele Höhlen in Toledo gibt. Teilweise wurden sie im letzten Bürgerkreig als Fluchtwege benutzt.
Es existieren sogar von Menschenhand geschaffene Höhlen aus der Zeit 4.000 v.Chr. die labyrinth-artig zu einem Saal von der Grösse der Kathedrale führen sollen. Allerdings liegt ein Teil dieser Höhle auf privatem Grundstück und ist in einem sehr verfallenen Zustand, der eine Besichtigung nicht möglich macht.
Der Name der Höhle beruht auf einer Legende. Demnach soll sich Herkules in der Nähe von Toledo einen wunderschönen Palast aus Marmor und Jade gebaut haben. Darin versteckte er ein grosses Unglück, welches Spanien bedrohte und sicherte es mit einem festen eisernen Vorhängeschloss. Er ordnete an, dass jeder neue König ein weiteres Schloss anbringen sollte. Das Unglück würde dann über Spanien kommen, wenn einer der Könige aus Neugierde den Palast betreten würde. Es war der König Rodrigo, der letzte Gotenkönig, der das Verbot missachtete und die Schlösser brach. Danach blieb von dem Palast nur die gegenwärtige Höhle übrig. Die darin angeblich verborgenen Schätze, darunter der berühmte Tisch Solomons, wurden bis heute nicht gefunden. Vielleicht sollten wir uns doch etwas genauer umschauen? So ein Schatz kann doch nicht einfach verschwinden! Doch wir bleiben nicht lange in dem Raum, innerhalb fünf Minuten haben wir alles gesehen. So richtig gelohnt hat sich die lange Wartezeit bis zur Öffnung nicht unbedingt.

Toledoschmuck

Toledoschmuck, ein altes Handwerk

um Abschluss des Nachmittags schlendern wir noch ein wenig durch die mit Urlaubern überfüllten Gassen. Unser Weg führt uns zu einem kleinen Laden in dem Toledoschmuck hergestellt wird. Wir dürfen dem Goldschmid bei der Arbeit zusehen und Edith findet einen Anhänger der ihr gut gefällt. Das passt- denn heute ist ihr Geburtstag! So haben Peter und ich doch noch ein passendes Geschenk für sie gefunden. Super!
Beim Toledoschmuck handelt es sich um Tauschierung, eine Verzierung aus Bunt-oder Edelmetalleinlagen. Der Ausdruck tauschieren leitet sich von dem arabischen Wort für Färben tauschija ab.
Bei dieser Arbeit wird mit einem Sichel oder Meissel die gewünschen Muster als Vertiefungen in das Material eingeschnitten. In diese schmalen Vertiefungen werden dann Drähte aus Messing, Bronze, Silber oder Gold eingelegt und eingehämmert. Toledoschmuck wird hier an jeder Ecke angeboten zu den unterschiedlichsten Preisen. Die Frage ist natürlich: was ist echte Handarbeit? Ist der Schmuck wirklich aus Toledo, die Stadt, die für dieses alte Handwerk berühmt ist? Oder ist es „made in China“ ? Denn so viel wie hier an Toledo-Schmuck verkauft wird , da hätte sicherlich keiner der Bewohner von Toledo noch Zeit für etwas anderes. Doch bei „unserem“ Goldschmied können wir bei der Herstellung zusehen. Seine Frau zeigt uns auch Schmuckstücke, die nicht aus der eigenen Werkstatt stammen. „Das wird in Fabriken hergestellt, das ist keine Handarbeit“ erklärt sie uns bei den entsprechenden Schmuckstücken. Ich bin keine Fachfrau in Schmuck und vermutlich würde ich den Unterschied nicht sehen. Ausser am Preis- da ist der Unterschied klar zu erkennen.

ein rundum gelungener Tag

Meson Diego- ein zu empfehlendes Restaurant

Langsam gehen wir zurück ins Hotel, für den Abend brauchen wir noch eine Jacke und wir möchten uns auch ein wenig ausruhen. Schliesslich feiern wir heute ja Ediths Geburtstag. Peter und ich haben heute morgen ein sehr schönes Restaurant mit einem Innenhof entdeckt. Es ist ein wenig weiter weg, aber wir hoffen, dass der Weg sich lohnt.
Und das ist auch so- wir bekommen einen ruhigen Platz unter Bäumen, die Speisekarte ist vielseitig und die Bedienung sehr freundlich. Und das wichtigste stimmt auch, das Essen ist hervorragend. Wir sind rundum zufrieden mit unserer Wahl. Ein perfekter Abschluss für einen perfekten Tag in Toledo.

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Über den Autor

Elke Hoppe

Vor ca. 20 Jahren bin ich von Deutschland nach Spanien ausgewandert, um auf der Sonnenseite Europas leben zu können. Doch auch von hier aus habe ich das Bedürfnis mehr von der Welt kennen zu lernen. Da es mir zeitlich und beruflich möglich ist, mache ich seit 2005 einmal im Jahr eine „große Reise“. Begleitet werde ich dabei von Edith, meiner Mutter, die vor 18 Jahre ebenfalls aus dem deutschen Regen in die spanische Sonne geflüchtet ist. Bisher hat uns unsere Reiselust nach Asien, Kenia und Peru geführt. Für das Jahr 2009 hatten wir uns für Indien entschieden und dort neben Rajasthan inzwischen auch andere Regionen besucht. Auf den Rundreisen in Indien waren wir in Begleitung von unserem Fahrer Prakash Acharya. Er ist ein zuverlässiger und informativer Reisebegleiter, den ich sehr empfehlen kann. Prakash hat sich vor einigen Jahren selbständig gemacht und falls jemand mit ihm eine Rundreise machen möchte bin gerne bereit den Kontakt herzustellen.

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