Tramp-Tour von Bonn nach Istanbul/ Teil 2
Tramp-Tour von Bonn nach Istanbul / Teil 2
Dieser Tag den ich komplett in Ungarn verbrachte hatte die ein oder andere skurile Situation.
Es begann kurz nach der Grenze. Dort entschlossen sich meine Chaufeure eine Rast zu machen. Sie haben mich sogar zu einem Kaffee eingeladen. Als wir dort saßen kam etwas zur Türe hinein was ein richtiger Hingucker war. Eine Frau von ca. 20-25 Jahren, gekleidet in einem weißen Cowboy-Kostüm. Und wenn ich hier Kostüm schreibe dann soll nicht der Eindruck einer Maskerade vermittelt werden. Die meinte das echt. Ganz putzig war dann noch der Cowboy Hut … Weiß, die Cowboystiefel … weiß, und der kleine Hund … weiß, den sie in Ihrem Arm hielt. Es war ein weißer Farbklecks im Gemisch des normalen osteuropäischen Raststättenpuplikums. Sie bestellte einen Kaffee zum Mitnehmen, rauschte wieder raus und ließ einiges an Gummi auf dem Parkplatz zurück als sie in Ihrem Mercedes Cabrio Richtung Ausfahrt sliedete. Alles beobachtet von einer Scharr glotzender Raststättensitzer die in spontanen Jubel und Beifall ausbrachen.
Die Fahrt ging dann weiter in Richtung Budapest wo ich an einer Raststätte rausgelassen wurde. Ich entschied mich den Tag nicht trampend im Auto zu verbringen sondern, wenn ich schon mal hier bin, in Budapest zu verbringen. Ich legte einen langen Fußweg zurück bis ich an eine Bahnstation kam wo ich einen Zug ins Zentrum dieser alten Stadt an der Donau nahm. Man könnte natürlich viel über diese Stadt berichten, über die Bauwerke und die Geschichte, doch das war gar nicht meine Intention. Ich wollte wissen wie sich die Stadt anfühlt. Wie die Straßen sind, wie die Menschen Ihrem Alltag nachgehen. Hier nur eine kleine Geschichte von einem Bettler:
Ich überquerte den Fluß über eine lange Brücke. Schon am Beginn der Brücke fiel mir ein Bettler auf der , gestützt auf einen Stock mir entgegenhumpelte. Den Stock hatte er in der rechten Hand und eine Bettlerdose hatte er in der linken Hand. Nun begann eine Zermürbungstaktik. Während ich forschen Schrittes über die Brücke eilte, tat der Bettler langsam Schritt für SChritt. Bei jedem dieser Schritte schaute er nach unten, setzte seinen Stock nach vorne um am Ende dieser Bewegung die linke Hand mit der Büchse nach vorne zu strecken, sich ein wenig aufzurichten und mich dann eine Sekunde so verharrend, anzuschauen um den Kopf erneut zu senken und nach vorne zu gehen. Ich habe nicht gezählt aber es können nicht mehr als 10-15 Schritte gewesen sein die er getan hat, doch die Wirkung war groß. Eine gar nicht mal so kleine Müntze landete beim passieren in seiner Büchse, was ich sonst eher nicht mache. Ich war tief beeindruckt.
Am Abend wollte ich wieder zur Raststätte zurück, verfuhr mich allerdings bei der Nutzung der öffentlichen Busse so sehr dass ich jede Orientierung verloren hatte. Etwas verzweifelt fragte ich einige Passanten. Eine junge Frau konnte etwas Englisch und nahm mich mit zu sich nach Hause, wo sie mich ihrem Vater vorstellte und das Problem erklärte. Ich muss wohl einen wirklich verlorenen Eindruck gemacht haben. Ich wurde dort für die nächste Stunde aufgenommen, konnte mich waschen und wurde dann noch zum Essen eingeladen. Als Krönung fuhr mich die Familie dann zu dem Rasthof wo dann nach vielen Abschiedsworten weiterfahren konnte in Richtung Süden.
Süden. Das war zumindest die Strecke die ich geplant hatte für meine Fahrt in die Türkei. Ich wollte durch Serbien und dann durch Bulgarien durchfahren. Also ging es Richtung Süden wo mich kurz vor der Serbischen Grenze ein französischer LKW Fahrer in Szeged rauslies. Was ich vorher noch nie getan hatte war, das Trampen zu unterbrechen und mir eine Unterkunft zu suchen. Doch Angesichts meiner Müdigkeit hielt ich dies für die beste Option. Ich fand eine kleine Pension wo ich mich für den nächsten Tag ausschlagen konnte. Wenn die Pension auch nicht so wahnsinnig spektakulär war, so habe ich dort doch zumindest erfahren wie hilfreich es ist wenn ein Hotel immer ausreichend Informationen und Karten bereit hält. Ich arbeite mittlerweile selber in einem Hotel und mache mir diese Kleinigkeiten die ich auf Reisen gelernt habe zu nutze. Wer sich für so was interessiert der kann ja mal hier reinschauen, dort haben wir den Gästen nämlich auch die ganzen Infos und Touren schon vorbereitet: http://www.hotelpierre.de/index.php/de/feriengaeste
Am nächsten Tag fuhr ich Richtung Süden. Wundert euch bitte nicht wenn ich nicht jeden Fahrer erwähne. Es gibt halt Interessantere und halt nicht ganz so Interesante.
Als ich dann an der Grenze stand, ging ich als erstes hin und tauschte etwas Geld. Noch amüsierte mich ein Plakat auf dem Serbien in „Asterix und Obelix“ Manier dargestellt wurde welches als letztes Dorf den Imperialisten standhält. Doch schon an der Grenze verschwand mein Lächeln da man dort zwangsweise ein Visum brauchte … und ich hatte keins. Tja aus Fehlern lernt man …und aus schlechter Planung halt auch. Etwas ratlos verließ ich das kleine Büro am Straßenrand. Da stand ein Auto und ich frug den Fahrer ob er mich mit zurück nehmen könnte. Ja aber er würde sofort losfahren. Da blieb mir keine Gelegenheit mein Geld zurück zu tauschen. Aber das könnte ich ja auch noch später in Deutschland … dachte ich. Aber mich hätte auch in dieser Hinsicht das Plakat in der Wechselstube kritisch machen sollen … tat es aber nicht. So liegen diese Geldnoten bis heute in einer Schachtel mit Reiseandenken.
Also … zurück nach Szeged und von dort bekam ich einen Lift mit einem VW-Bus der eigentlich schon voll besetzt war mit einer rumänischen Familie. Ich stopfte mich dort hinein und wurde Opfer von einer Scharr kleiner Kinder die mich anfangs noch kritsich beäugten, dann aber alle Scheu verloren und mich zum Objekt ihres Spieltriebes machten. In Mako, ein paar Kilometer vor der rumänischen Grenze witterte die Mutter dann wohl so etwas wie Geld und sagte mir, dass ich gerne weiter mitfahren könne, dann aber 10 Euro abdrücken solle. Das war der Moment wo ich das Vertrauen verlor. Das passiert bei mir meist dann wenn ich hinter dem Handeln von Menschen die mir vermeitlich etwas gutes tuen wollen eine Intention entdecke. Ich weiß zwar dass diese Familie sicherlich mich nicht ausrauben wollte oder ähnliches aber Trampen kann gefährlich werden, diese Möglichkeit besteht immer wenn man zu einem Fremden in das Auto steigt. Dagegen hilft nur ein wenig Menschenkenntnis und Vertrauen. Wenn dieses nicht oder nicht mehr vorhanden ist, steige ich nicht ein oder so schnell wie möglich aus. … Was ich auch hier tat.
Das ich einmal mehr als 4 Stunden an der Straße stehe, dass passiert mir sehr selten. Doch dieses war leider einer dieser Momente. Am Abend spielte ich schon mit dem Gedanken vom Ortsrand in den Ort zurück zu laufen und mir dort wieder ein Zimmer zu nehmen, doch dann hielt doch noch ein Wagen an. Ein roter Mercedes. Der Fahrer ein Pfarrer aus Deva in Rumänien hatte mich verwechselt und hielt mich für einen Bekannten. Als er den Irrtum bemerkte zuckte er nur die Schultern und nahm mich mit.
Grenzerfahrung:
Als wir an die Grenze kamen, wurde erst mal das Auto wegen irgendeiner akuten Seuchen Gefahr von aussen desinfiziert. Dafür musste man zahlen wenn man weiter fahren wollte. Kurz vor dem eigentlichen Übergang reiten wir uns in die Schlange der Wagen ein. Wir sahen einen Mann von hinten nach vorne laufen, ein kleines Gespräch mit dem Grenzer führen um dann seinen Wagen von hinten zu holen und nach einem „kräftigen“ Händedruck weiterfahren über die Grenze. Als er noch dort stand dachten sich einige es würde eine weitere Schlange aufgemacht. Als der Händedrücker dann weg war kassierten die Fahrer der nachfolgenden Wagen eine Schelte und mussten zurück ans Ende der Schlange. Sie hatten wohl nicht genügend Argumente in der Hand. Nach Gut einer Stunde ging es dann weiter und die Fahrt führte mich an der Seite eines rumänischen Pfarrers über die schlagloch besetzen Straßen von Rumänien bis nach Deva.
Ein Tag in Bukarest und der nicht minder spannende Grenzübertritt findet ihr im 3. Teil:
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