Twyfelfontein – Felsgravuren aus der Steinzeit, Verbrannter Berg, Orgelpfeifen – Das UNESCO Weltkulturerbe in Namibia
16. Februar:
Fortsetzung meines Reiseberichtes. Nach dem Frühstück haben wir eine Fahrt mit Siggi zu den Felsgravuren von Twyfelfontein gebucht.
An Bord des offenen 16sitzigen Geländewagens ist noch eine deutsche Familie mit zwei Jungen, so dass Siggi seine Vorträge auf Deutsch halten kann. Bevor wir losgehen, weist Siggi noch einmal darauf hin, dass man sich mit einem hohen Lichtschutzfaktor eincremen, eine Kopfbedeckung aufsetzen und eine Flasche Wasser mitnehmen soll.
Das Visitor Centre ist neu und in die Umgebung integriert. Für die Wände wurde kein Zement verwendet, sondern die Steine wurden nur aufeinander gestapelt und mit so einer Art Maschendraht umwickelt. Das Dach besteht aus verrosteten Tonnenteilen.
Siggi bezahlt pro Person 30 N$ (ca. 2,40 Euro) Eintritt, denn man darf die Felsgravuren nur in Begleitung eines Guides besuchen.
Im Innenraum gibt es viele Bilder und ausführliche Informationen über die Buschmänner (San) im Allgemeinen und speziell für Twyfelfontein. Außerdem ist ein kleines Restaurant und ein Souvenirshop vorhanden.
Twyfelfontein ist mit einer der reichsten Fundorte überhaupt und wurde deshalb 2007 von der UNESCO auf die Liste des Weltkulturerbes gesetzt.
Der Name Twyfelfontein ist einfach zu erklären. Ein Farmer nannte hier seine Farm „Zweifelhafte Quelle“. Er hatte nämlich eine Quelle gefunden, aber sie sprudelte nicht immer. Aus diesem Grund gab es Zweifel = „Twyfel“. Die Farmer verließen aber die Gegend um 1950.
Wenn man am Visitor Centre steht und hoch auf die bizarre Felsenlandschaft blickt, kommt man sich ganz klein und unscheinbar vor. Wenn man dann den Pfad hoch läuft, hat man einen fantastischen Blick auf die Grassavanne, die zur Zeit wunderschön grün ist.
Man kann sich gut vorstellen, dass die in dieser Umgebung lebenden Tiere hierher zum Trinken kamen und so die Jäger sie dann erlegten oder mit einer Gravur im Felsen festhielten.
Felszeichnungen gibt es zwar an vielen Stellen in Namibia (man findet sie praktisch immer dort, wo es Granitwände gibt), die ältesten in ganz Afrika mit etwa 2 500 Felsgravuren und Felsmalereien befinden sich aber hier in Twyfelfontein.
Siggi erklärt seine Theorien sehr anschaulich und ausführlich.
Gleich am Anfang sieht man einen Felsen mit eigenartigen Punktreihen. Was diese wohl bedeuten?
Anschließend sind verschiedene Kreise in den Felsen graviert. Handelt es sich dabei um Sonne, Mond und Sterne sowie der Erde?
Als sich die Erde abkühlte, vor Hunderten von Millionen Jahren, entstand Granit. In einigen Fällen spalteten sich Platten ab und hinterließen saubere und glatte Flächen. Dies waren besonders geeignete Platten für Felsgravuren oder Malereien für die frühzeitlichen Künstler. Man glaubt, dass manche Gravuren über 25 000 Jahre alt sind, andere sind wieder jüngeren Datums. Man weiß auch nicht, ob hier San oder Damara, vielleicht auch beide, lebten. Da es sich vermutlich um Jäger handelte, haben diese vor allem wilde Tiere mit harten Steinen (wahrscheinlich Quarz) in den Sandstein geritzt.
Es ist erstaunlich, an welchen Stellen die Künstler ihre Gravuren hinterlassen haben. Man findet diese unter Felsüberhängen, auf senkrechten oder waagerechten Felsplatten oder einfach nur auf wirr herum liegenden Felsbrocken.
Wir laufen den gut ausgebauten Pfad bergan. Man kann an den einfachen, aber gut erkennbaren Darstellungen sehen, dass vor tausenden Jahren hier Giraffen, Elefanten, Antilopen, Zebras, Nashörner und Löwen lebten. Zum Teil sind aber auch Tiere abgebildet, die nicht in diesem Gebiet vorkommen, z. B. Robben.
Eine Theorie besagt, dass vielleicht Einige an die Küste wanderten und nach Rückkehr diese Tiere einritzten, um ihre Kinder zu unterrichten. Manches Mal sind die Tiere nur eingeritzt, ein anderes mal richtig ausgekratzt.
Die Gravuren geben viele Rätsel auf. Warum werden immer wieder Giraffen mit vier Finger dargestellt? Könnte es sein, dass diese Finger um Regen bitten?
Auf einer polierten Steinplatte ist unter anderem der „Löwenmensch“ – ein Löwe mit großen Tatzen und einem komisch rechtwinkelig abgeknickten Schwanz mit fünf Krallen zu sehen. Finger eines Menschen? Warum sechs am Schwanz?
Menschen können wir nur an einer Malerei erkennen. Diese haben überdimensionale Beine. Warum? Als Farbe haben die Künstler wahrscheinlich Blut, die Schalen von Straußeneiern, gebranntem Kalk, Lehm oder zermahlene Mineralien benutzt.
Wir sehen immer wieder verschiedene Blumen, Blutfruchtbäume, Echsen und eine Samtmilbe.
Nach unserer Wanderung gibt es noch etwas zu Trinken und dann fahren wir weiter zum 5 km entfernten „Verbrannten Berg“. Dies ist ein Lavagestein.
Anschließend fahren wir weiter zu den Orgelpfeifen. Diese Basaltsäulen sind zum Teil bis zu 5 m hoch und über 100 Millionen Jahre alt. Weitere Informationen zu diesem Reiseziel finden Sie bei AST-Reisen
Ich finde diese Felsmalerein bzw Gravuren immerwieder faszinierend, wie ein Blick in die Vergangenheit 🙂
Ein sehr interessanter Bericht der uns einen Einblick in eine ferne Vergangenheit ermöglicht