Reiseberatung für individuelle Reisen

Unglaubliches Indien – eine Reise nach Rajasthan

farbenfrohes Rajasthan

farbenfrohes Rajasthan

Indien- seit meiner ersten Reise im Jahr 2009 in dieses faszinierend Land zählt es zu meinen Lieblingszielen. Inzwischen habe ich neben Rajasthan auch andere Bundesstaaten besucht und bin nach wie vor in Kontakt mit Prakash Chand, der mich nun seit mehr als fünf Jahren in Indien als Fahrer begleitet. Als ein Freund eine Rajasthan-Rundreise plante konnte ich ihm den Kontakt zu Prakash vermitteln und er war ebenfalls mit ihm als Fahrer und Reisebegleiter unterwegs.
Wieder zu Hause hat Martin einen Reisebericht über die Zeit in Rajasthan geschrieben und mir diesen für Reiseberichte-blog zur Verfügung gestellt. Ob Martin ebenfalls so ein Indien-Fan wird wie ich? Vermutlich nicht, aber das muss ja auch nicht sein. Wichtig ist der Bericht, der informativ und mit einem humorvollen Blick auf Indien geschrieben ist.

menschenreiche Strassen

menschenreiche Strassen

„Incredible India – Unglaubliches Indien“, mit diesem Slogan wirbt seit einiger Zeit das indische Fremdenverkehrsamt weltweit. Zeit, um zu überprüfen, ob das Land tatsächlich so unglaublich ist, wie das Motto es verheißt. Wie bereits in den letzten Jahren, wollten wir auch heuer die schönste Zeit des Jahres so individuell wie möglich verbringen und entschieden uns auf das Angebot unserer indienerprobten Freundin Elke einzugehen. Sie empfahl uns für die Organisation und den Transport vor Ort Herrn Prakash, der uns am Flughafen in Delhi in Empfang nehmen und nach 13 Tagen dort wieder absetzten würde. Da wir in der Vergangenheit (Usbekistan, Kirgisien) sehr gute Erfahrungen mit einer individuellen Betreuung gemacht hatten, stand bereits früh fest, auf die Dienstleistungen von Prakash einzugehen. Und auch in diesem Jahr sollten wir von dieser Möglichkeit zu reisen nicht enttäuscht werden. Aber nun von Anfang an…
Am nächsten Morgen war keine Eile geboten, da unser Flug erst mittags starten sollte. Nach einem Frühstück kauften wir für unsere indischen Gastgeber noch einige polnische Souvenirs und machten uns mit der nigel-nagel-neuen S-Bahn auf zum Frederik Chopin Flughafen. Pünktlich hob die Boeing 777-300 in den blauen Himmel über Warschau ab und nach gut 40 Minuten war die Reiseflughöhe von 11.000 Metern erreicht. Die Fluggesellschaft Emirats wird ihrem guten Ruf gerecht und man bewirtete uns in den kommenden fünfeinhalb Stunden mit allerlei Leckereien, die uns auf unseren Stop Over in Dubai vorbereiten sollten. Der Flug verlief sehr ruhig und das vielseitige Bordprogramm ließ die Zeit rasch vergehen. Wir flogen über Rumänien, das Schwarze Meer, das Taurus Gebirge, den osttürkischen Van See, in den Luftraum des Iran. Aufgrund der einsetzenden Dunkelheit und des wolkenlosen Himmels konnten wir die (brennenden) iranischen Ölquellen beobachten. Pünktlich landeten wir auf dem Flughafen der Welt mit dem größten Passagierzuwachs der letzten Jahre. Dubai hat gewaltig aufgeholt und ist zu einem Drehkreuz in Arabien besonders für Flüge aus Europa Richtung Ostasien, Australien und Ozeanien geworden. Der Reichtum und die Bedeutung des Landes lassen sich bereits in der Ankunftshalle erkennen. Groß, größer und mit Spiegeln versehen, damit alles noch größer wirkt. Mittlerweile hat Emirats ein eigenes Terminal, mit echten Palmen, schicken Teppichen, einer gewaltigen Shopping Mall und einer Halle für die Passkontrolle, in der man ein Konzert veranstalten könnte.
Nach einem dreitägigen Stop Over in den Vereinigten Arabischen Emiraten hoben wir gegen 9.45 Uhr wir abermals mit einer Emirats-Maschine in den flirrenden Himmel über Dubai ab und erreichten schon bald die Küste des Indischen Ozeans. Wir überflogen Karachi in Pakistan und landeten pünktlich 2,5 Stunden später in der indischen Hauptstadt Neu Delhi. Nach einer etwas länger dauernden Passkontrolle (es lag nicht an uns, sondern an vielen Reisenden die noch keine Einreisepapiere ausgefüllt hatten), fanden wir auch unseren lieben Prakash, der mit einem Namensschild vor dem Flughafengebäude auf uns wartete. Nach einer herzlichen Begrüßung, begaben wir uns zu unserem Auto, verstauten unser

jugendliche Mopedfahrer

jugendliche Mopedfahrer

Gepäck und fuhren Richtung Zentrum. Prakash entschuldigte sich schon mal für den gewöhnungsbedürftigen Verkehr. Und bald verstanden wir, was er meinte. Aufgrund der englischen Kolonialzeit gibt es bis heute noch Linksverkehr in Indien, allerdings scheint man sich kaum daran zu halten: Man überholt so, wie es gerade passt; natürlich ohne vergessen zu hupen; umfährt die Kühe, die auch auf den Autobahnen herumstehen; achtet auf Rikscha- und Tucktuck-Fahrer, die meistens schneller sein wollen als der übrige Verkehr – absolut lebensgefährlich! Allerdings haben wir in den ganzen zwei Wochen kaum Unfälle gesehen. Ein Zweites was dem Indienanfänger auffällt sind die unglaublichen Massen von Müll, die überall herumliegen. Zwar werden die Straßen morgens von einigen Frauen versucht zu reinigen, allerdings ist es eher ein Von-rechts-nach-links-verschieben der Müllberge – sehr gewöhnungsbedürftig! Ein Drittes ist die Armut der Menschen. Schon wenige Meter hinter dem Flughafen fangen die Slums der Unterschicht an. Allerdings haben diese Menschen noch etwas Schutz vor Regen und Wind, da sie in Hütten leben, soziale Kontakte pflegen, irgendwo einen Brunnen finden und meistens eine Stromleitung anzapfen können. Viel schlimmer geht es den Unberührbaren, die es in der größten Demokratie der Welt immer noch gibt. Menschen, die am absoluten Rand der Gesellschaft leben müssen. Sie bevölkern die Straßenränder und Bürgersteige; leben unter Pappdächern; ihre Kinder durchwühlen die Dreckberge nach Essbarem; sie haben pechschwarze Haut, gegerbt durch Dreck und Sonne; sie sind wesentlich kleiner als der Durchschnitt; ihre Lebenserwartung entspricht der der Inder vor 70 Jahren; sie sind ausgegrenzt und verrichten Arbeiten, die nicht erniedrigender sein können. Es ist schwer mit diesem Anblick umzugehen. Nach zwei Wochen hatte wir gelernt wegzusehen… 🙁

Tuktuk

Tuktuk

Nach etwa einer Stunde Fahrt bog Prakash in eine Seitenstraße in der Nähe des Hauptbahnhofs Delhi. Wo waren wir denn hier gelandet? Als wir aus unserem Auto ausstiegen, wimmelte es um uns. Fußgänger, Tucktuck, Rikschas, hupende Autos, Müll, Hunde, Kühe, Geschäfte, Buden mit allerlei Krimskrams, vor uns – unser Hotel Godwin. Zwei Portiers entrissen uns unser Gepäck, ein weiterer öffnete das Eingangsportal und man schob uns schnell ins klimatisierte Innere. Ruhe, endlich Ruhe! Wider erwarten erhielten wir ein schönes, geräumiges Zimmer mit sehr sauberem Bad. Ja, hier ließ es sich aushalten! Gegensätze, wie sie nicht größer sein können. Kein Reiseführer, kein Fernsehbericht kann auf Indien vorbereiten. Incredible !ndia – Unglaubliches Indien…

der sikh Tempel Gurdwara Bangla Sahib

der Sikh Tempel Gurdwara Bangla Sahib

Nach einer kurzen Pause, besichtigten wir den größten Sikh-Tempel der Stadt. Diese religiöse Gruppierung genießt hohes Ansehen in der indischen Gesellschaft, da sie sich für Gleichberechtigung und Aufhebung des Kastenwesens einsetzt. So besitzt jeder Tempel eine eigene Küche, in der jeder, unabhängig von seiner Religion und Gesinnung, kostenlos etwas zu Essen bekommt. Finanziert wird das Ganze durch Spenden. Ein sehr netter Tempelwächter führte uns durch die sozialen Einrichtungen und erklärte uns Vieles. Bevor wir in einem Restaurant einkehrten, besichtigten wir noch den hinduistischen Lakshimi Marayan Tempel und fielen danach todmüde in unsere Betten.
Am nächsten Morgen hatten wir uns etwas an die indischen Umstände gewöhnt. Nach einem kleinen Frühstück begaben wir uns auf eine intensive Besichtigungstour durch die indische Hauptstadt. Auf dem Programm stand zunächst die Jama Masjid, die größte Moschee Delhis. Danach erhielten wir eine eindrucksvolle Fahrt mit einer Rikscha durch den Chandni Chowk, die engen Basarstraßen von Old Delhi. Durchgeschüttelt und halb taub entschieden wir uns für etwas Erholung im wirklich schönen Park der indischen politischen Führer – Raj Ghat. Hier befinden sich die Grabmäler von Mahatma Gandhi, Neruh sowie Indira und Rajiv Gandhi. Gegen Mittag erreichten wir das Humayun Mausoleum, eine schöne Grabanlage mit Park. In der Nähe liegt ebenfalls das Mahatma Gandhi Museum mit dem Gebäude in dem der berühmte Unabhängigkeitspolitiker seine letzten Jahre verbrachte und nach dem Anschlag auf ihn auch starb. Beeindruckend ist der Schaukasten mit dem wenigen, weltlichen Eigentum Gandhis. Unter anderem sind hier sein bekannter Wanderstab und seine markante Brille ausgestellt. Wir blieben noch etwas im Regierungsviertel und besuchten das monumentale India Gate, das an die Unabhängigkeit im Jahre 1947 erinnert. In unmittelbaren Nähe befinden sich der Präsidentenpalast, das Parlament sowie die wichtigsten Ministerien und Verwaltungsgebäude des 1,3 Milliarden Volks. Nach der Besichtigung des im Grünen liegenden Qutub Minar Komplex (Mausoleum und Moschee) im Süden Delhis, brauchten wir eine Erholung und suchten im Stadtzentrum ein

Pakora

Pakora

Kaffeehaus auf. Nach einer Pause im Hotel, besuchten wir den sogenannten Hauptbasar in unserem Stadtteil und nahmen in einer typischen indischen Straßenbar auch unser Abendessen ein. Mutig warfen wir uns ins Getümmel und spazierten zu Fuß (und ohne Prakash) zum Hotel zurück. Es gelang uns auf Anhieb! Mittlerweile hatten wir uns an den Lärm und Dreck etwas gewöhnt. Kühe wurden umgangen oder sanft bei Seite geschoben. Erstaunlicherweise fühlten wir uns nirgendwo bedrängt oder unwohl. Trotz der Dunkelheit und der vielen Menschen fühlten wir uns sicher. Zufrieden aber total erschöpft vielen wir in unsere Betten… Nach zwei Nächten in der indischen Hauptstadt, machten wir uns nun auf den Weg Richtung Rajasthan, den westlichsten Bundesstaat Indiens. Wir brauchten gut 2 Stunden, um aus dem 15 Millionen Moloch Delhi herauszukommen. Zwar gibt es Autobahnen in Indien, allerdings sind es eher Schnellstraßen, die in erstaunlich gutem Zustand sind. Dennoch ist der Verkehr außerhalb der Hauptstadt nicht wesentlich zivilisierter. Kühe, Falschfahrer, Tucktucks, Fußgänger, LKWs und Linienbusse alles regellos nebeneinander. Die grüne Landschaft der Hauptstadt änderte sich schon bald und wurde zunehmend sandfarbiger.
Auch die Vegetation wurde spärlicher. Das Wetter war vortrefflich, trotz der Monsunzeit, die gerade herrschte. Wir klebten immer noch ungläubig an den Scheiben unseres Autos und beobachteten was um

Mandawa

Mandawa

uns passierte. Nach rund 350 Kilometern erreichten wir den staubigen Flecken Mandawa, unser Tagesziel. Kaum zu erkennen, was es hier geben sollte! Nicht einmal Rucksacktouristen schienen sich in diese Steppenstadt zu verirren. Die erste Überraschung war unser Hotel. Prakash hatte uns bereits auf der Fahrt etwas von Havelis erzählt. So richtig verstanden, um was es sich handelte, hatten wir aber erst als wir unser Hotel sahen: Ein komplett restauriertes Kaufmannshaus der Zeit der Kamel-Karawanen. Havelis findet man in Rajasthan in allen größeren und kleineren Städten. Sie sind Ausdruck des Reichtums ihrer Bewohner. In Mandawa findet man allerdings eine besondere Form dieser Gebäude. Die schönsten Exemplare sind wundervoll farbig und mit ganzen Geschichten aus der Geschichte des Landes bemalt. Wir hatten das Glück in einem solchen Palast zu übernachten. Nach einer kurzen Pause trafen wir vor dem Hotel einen jungen Inder, der erstaunlich gut Deutsch und sogar etwas Polnisch (allerdings mit den typischen Ausspracheproblemen) sprach. Er bot uns an die Stadt ein wenig zu zeigen. Zwar hatten wir einen Stadtrundgang mit einem offiziellen Fremdenführer im Hotel gebucht, aber es war schon interessant herauszufinden, was dieser Junge im Schilde führte. Und natürlich gab es einen Hintergedanken. Nach einer halben Stunde standen wir vor seinem Elternhaus und machten mit seinem Vater Bekanntschaft. Ok, dachten wir, jetzt kommt die Verkaufsveranstaltung… Sie kam tatsächlich, allerdings stellte sich der Vater als begnadeter Künstler heraus, der wunderschöne Miniaturen (Malerei historischer Motive) herstellte. Da ich bereits in der Türkei und in Usbekistan solche Miniaturen gekauft hatte, konnte ich hier meine Sammlung um ein schönes Exemplar erweitern. Nachdem wir wieder zum Hotel zurückgekehrt waren, erwartete uns der echte Stadtführer und zeigte uns nochmals die kleine, aber feine Stadt. Leider sind die meisten Häuser in einem schlechten Zustand. Die reichen Eigentümer leben zumeist in Bombay, Delhi oder Kalkutta und obwohl in den Gebäuden einzelne Familien zu „Untermiete“ leben, werden diese zusehends verwohnt. Schade, denn hier verfällt erhaltenswertes Kulturgut. Trotzdem war es eine gute Idee abseits der touristischen Pfade einen Halt einzulegen. Den Abend verbrachten wir bei leckerer Regionalküche und einem kalten Bier im tollen Dachrestaurant „Monika“.

indische Götterwelt

indische Götterwelt

Nach einer ruhigen Nacht widmeten wir uns einem eher kontinentalen Frühstück mit Toast und Marmelade, da die indischen Spezialitäten mit Kartoffeln, Reis und Gemüse am Morgen doch gewöhnungsbedürftig sind. Danach machten wir uns auf den Weg Richtung Bikaner. Bereits auf dem Weg dorthin begegneten wir zahlreichen Pilgern, die mit ihren roten und orangenen Fahnen die Straßenränder bevölkerten. Wir näherten uns einem sehr besonderen Heiligtum in der indischen Götterlandschaft. Im Dorf Deshnoke befindet sich der Karim Mata Tempel. Es ist ein Rattentempel, den die Pilger hier aufsuchen. Wir trauten unseren Augen nicht! Nachdem wir unsere Schuhe ausgezogen und das Tempelareal betreten hatten, wuselte es um herum. Hunderte, tausende Ratten leben in dem Tempel und werden von den Gläubigen und Tempelwächtern gehegt und gepflegt. Die Tempelanlage wird von einem Netz geschützt, so dass keine wilden Vögel die Ratten als Beute fangen können. Vollgefressen und berauscht von Wein, liegen die possierlichen kleinen Nager zwischen gespendetem Geld und Bergen von Süßigkeiten herum. Sehr gewöhnungsbedürftig ist es, wenn die Pilger sich Getreidekörner auf die Fußrücken legen und warten, dass die Ratten sie sich holen und über die Füße laufen. Ekelhaft! Für das gespendete Geld, kaufen die Tempelwächter Milch, über die sich die Ratten hermachen. Woher kommt nun dieser Glauben? Nachdem eine Göttin ihren Sohn aufgrund einer schweren Krankheit verloren hatte, begab sie sich zur Unterwelt und wollte vom zuständigen Gott ihren toten Sohn wieder haben. Doch der Gott der Unterwelt blieb hart. Die Mutter veranlasste, dass ihr Sohn als Ratte wiedergeboren wurde, denn Ratten gehen nicht in die Unterwelt ein und leben weiter auf der Erde… Anders als in Europa, wo Ratten in erster Linie mit Schmutz und der Pest in Beziehung gebracht werden, sind die Tiere in Indien sehr positiv besetzt, denn sie gelten als gute Seelen, die nicht in die Hölle müssen. Die Pilger glauben also, dass in den Ratten ihre Angehörigen weiterleben… Schnell desinfizierten wir unsere Füße, schlüpften in unsere Schuhe und baten Prakash uns geschwind zu einem anderen Ort zu bringen.

farbenprächtige Saris

farbenprächtige Saris

Nach einigen Kilometern erreichten wir Bikaner, eine für indische Verhältnisse eher kleine Stadt mit nur 1 Million Einwohnern. Eine besondere Sehenswürdigkeit ist die Jumagarh Festung im zentralen Teil der Innenstadt. Die großzügige Palastanlage gehörte natürlich dem örtlichen Maharadscha und fast jede Stadt in Rajasthan besitzt einen solchen Palast. Nach der Besichtigung fuhren wir in die Umgebung der Stadt und besuchten das Nationale Institut für Kamelzucht. Es ist die einzige wissenschaftliche Einrichtung in ganz Asien und widmet sich unter anderem der Zucht und Erforschung von Kamelen als Arbeits- und Transportmittel. Natürlich kann man auch auf den Tieren reiten und Produkte aus Kamelleder, Kamelhaar und Kamelmilch (Eis, Kefir und Schokolade) in den institutseigenen Geschäften günstig erwerben. Sehr interessant und sehenswert. Am Nachmittag stand eine Tucktuck-Fahrt über die Basare der Stadt Bikaner auf dem Programm. Da man mit einem Auto nicht durch die engen Straßen kommt, ist die Fahrt mit einem dreirädrigen Taxis zwar nicht besonders bequem aber man sieht und hört vor allem sehr viel. Überwältigt von den Gerüchen, Farben und Geräuschen landeten wir nach einer Stunde wieder vor unserem Hotel. Das Abendessen nahmen wir, begleitet von indischer Musik, in unserem Hotelrestaurant ein.

Jaisalmer, die goldene Stadt

Jaisalmer, die goldene Stadt

Am nächsten Tag setzten wir unsere Fahrt durch Rajasthan weiter fort und sollten am Nachmittag den westlichsten Punkt der Reise die Stadt Jaisalmer, am Rande der Tharr Wüste erreichen. Sie ist die Geburtsstadt von Prakash und wenn er nicht mit Touristen unterwegs ist, dann lebt er mit seiner kleinen Familie bis heute hier in der sogenannten Goldenen Stadt. Auf dem Weg dorthin besuchten wir noch die Wüstenstadt Ramdevra, bekannt für ihren jährlich stattfindenden Kamelmarkt und den Samadhi Schrein im örtlichen Tempel. Mit zahlreichen Pilgern betraten wir das Tempelareal, standen mit ihnen in einer langen Schlange, um einen kurzen Blick auf das Heiligtum werfen zu können. Meistens erschließt sich uns Europäern die Bedeutsamkeit der Tempel nicht und so bleibt es einer unter vielen. Interessanter waren für uns die bunten Basare und ihr Angebot, die sich den Tempeln anschließen. Das geschäftige Treiben, die vielen Menschen, die Gerüche und Geräusche versetzten uns jeweils in eine orientalische Atmosphäre, durch die wir uns zunehmend sicherer bewegten…
Nachdem wir noch einige frische Datteln an Straßenrand gekauft hatten, erreichten wir schon bald das goldene Jaisalmer. Die Stadt ist aufgrund ihrer Lage, etwa 100 Kilometer vor der pakistanischen Grenze ein bedeutender Militärstützpunkt. Hier sind indische Atomwaffen gelagert und in der Vergangenheit wurden einige unterirdische Nukleartests durchgeführt, natürlich ohne die Bevölkerung in Mitleidenschaft zu ziehen… Wir wohnten im kleinen Stadthaveli des heutigen Maharadschas, mit kleinen Innenhöfen, die uns vor der Wüstenhitze schützten. Den fantastischen Blick auf das Fort der Stadt genossen wir mit allen anderen Touristen vom Sonnenuntergangspunkt auf einem Friedhof Jaisalmers. Den Abend verbrachten wir bei Prakash und seiner Familie. In seinem kleinen, bescheidenen Haus in der Altstadt von Jaisalmer, wurden wir von seiner Frau und Adoptivtochter mit einem leckeren vegetarischen Abendessen empfangen. Das Haus besteht aus einem Eingangsbereich mit Waschgelegenheit, im hinteren Teil befinden sich die Kochgelegenheit und ein kleiner Vorratsbereich. Im einzigen Zimmer im Erdgeschoss stehen ein Bett, ein Schrank und alle Habseligkeiten der Familie, darunter der kleine Fernseher. Gegessen wurde auf dem Boden. Prakashs Frau und Tochter blieben in gebürtigem Abstand, antworteten höflich aber schüchtern auf die von uns gestellten Fragen. Prakash versicherte uns, dass er sich in jeder Beziehung voll und ganz auf seine Frau verlassen könne. Diese Information ließ uns schmunzeln, da sie für uns eine doch eher untergebene Rolle in der Beziehung spielt. Gerne hätten wir sie gefragt, ob das von ihrem Ehemann entgegengebrachte Vertrauen auch auf Gegenseitigkeit beruht. Ließen es aber besser bleiben… Nach einigen Fotos mit der Familie und der Besichtigung des noch nicht vorhandenen Hausanbaus, bedankten wir uns für die Gastfreundschaft und verabschiedeten uns in die Nacht.

Tempelanlage

Tempelanlage

Am nächsten Tag besichtigten wir die Sehenswürdigkeiten der Stadt Jaisalmer. Wir begannen am Wasserreservoir der Wüstenstadt und setzten dann den Rundgang auf dem Gelände der Festungsanlage fort. In der mächtigen Burganlage, die sich über die ganze Stadt erhebt, leben heute noch gut 3000 Menschen und das ist ein großes Problem. Seit dem Bau des Forts gab es hier Bewohner, allerdings kannten sie kein fließendes Wasser und keine Kanalisation. Das Wasser musste aus Brunnen vom Fuß des Berges geholt werden. Seitdem die Häuser an das städtische Wassernetz angeschlossen sind, versickert leider ein Teil des Abwassers in den maroden Leitungen und gelangt ins Fundament der Anlage. Dies löst langsam aber stetig den Sandstein auf und die Festung droht

Fische im künstlichen See Gardi Sar

Fische im künstlichen See Gardi Sar

zusammenzubrechen. Immer wieder rutschen Teile des Berges ab. Die Stadtverwaltung steht vor einem Problem. Sollen die Bewohner umgesiedelt und das ganze Terrain unter Denkmalschutz gestellt werden oder soll man abwarten, bis alles zusammenbricht? Neben dem großen Palastmuseum gibt es zahlreiche Havelis und einen großen Jaima Tempel. Hierbei handelt es sich um eine hinduistische Glaubensgemeinschaft aus dem 6. Jh. v. Chr., die alle Götter ablehnt und nur 24 Propheten kennt. Sie sind absolute Vegetarier, essen nur Obst und Gemüse das über der Erde wächst, tragen keine Gürtel oder Schuhe aus Leder, fegen immer den Weg, auf dem sie gehen, damit sie nicht versehentlich auf ein Tierchen treten und tragen häufig einen Mundschutz, um nicht eine Fliege zu verschlucken. Es gibt die Weißgekleideten, die nur mit einem weißen Tuch bekleidet sind und die Luftbekleideten, die völlig nackt sind und nur einen Lendenschutz tragen. In ihren prächtigen Tempeln findet man die Abbilder der Propheten, die zwar wie hinduistische Götter aussehen aber nur personifizierte Entlehnungen sind. Die Zitadelle ist wie alle Festungsanlagen in Rajasthan großartig und ermöglicht phantastische Blicke in die Umgebung.

Kamelritt in der Thar-Wüste

Kamelritt in der Thar-Wüste

Am Nachmittag besuchten wir das Geschäft einer Textilkooperative mit traumhaften indischen Stoffen und einen lokalen Schmuckdesigner, der ein unerschöpfliches Angebot von Silberschmuck vor uns ausbreitete. Gegen Abend besuchten wir die verlassenen Dörfer westlich von Jaisalmer. Die Bewohner verließen wahrscheinlich innerhalb von nur einer Nacht ihre Siedlungen, als der damalige Maharadscha die Steuern erhöhte. Niemand weiß, wo die Menschen hingezogen sind, geblieben sind nur ihre mittlerweile verfallenen Gehöfte. Einige Kilometer weiter, sammeln sich täglich Touristen aus aller Herren Länder, die zum Sonnenuntergang in den Dünen der Thar-Wüste eine Kamelsafari zu machen. Für 500 Rupien (6€) wird man auf dem Rücken eines Dromedars mehrere Kilometer weit in die Sanddünen geführt. Die Wahrscheinlichkeit einen unvergesslichen Sonnenuntergang zu erleben ist selbst zur Monsunzeit sehr groß. Ein würdiger Abschluss des Tages.
Am nächsten Morgen starteten wir Richtung Jodhpur, der blauen Stadt. Zahlreiche Wohnhäuser sind blau gestrichen, da dies die Farbe des Gottes Krishna ist und zahlreiche Angehörige der Brahmanen-Kaste hier leben, die ihn besonders verehren.

Jodhpur, die blaue Stadt

Jodhpur, die blaue Stadt

Und tatsächlich, der Blick von der größten Festungsanlage Rajasthans, die über der Stadt thront, ermöglicht einen tollen Blick auf die Altstadt mit ihren blauen Häusern. Das aus rotem Sandstein gebaute Fort konnte aufgrund seiner Größe und Lage auf einem 120 Meter hohen Sandsteinfelsen nie von Feinden eingenommen werden. Nach der Besichtigung der Festung machten wir noch einen Abstecher zum Mausoleum der Maharadschas der Stadt, das in gebührendem Abstand zum Fort und dem heutigen Sitz des Herrschers auf einem grünen Hügel liegt. Unser einfaches aber sauberes Gasthaus lag in der Altstadt und so konnten wir am Nachmittag einen ausgiebigen Spaziergang auf dem

Besuch beim Barbier

Besuch beim Barbier

Basar der Stadt unternehmen. Um den Uhrturm der Stadt herum liegen die unzähligen Verkaufsbuden der Händler. Besonders erfrischend waren die frisch gepressten Säfte, die man an den Ständen erhalten konnte. Hier versuchten wir ebenfalls die kulinarischen Angebote diverser Fressbuden. Viele Touristen scheuen sich hier zu essen, da sie Probleme mit der Hygiene haben. Allerdings sind die Fressbuden am Straßenrand die einzigen Orte in Indien, wo man den Köchen auf die Finger schauen kann. Man sieht wie z.B. Pakora, in Teig ausgebackenes Gemüse, im tiefen Öl zubereitet wird und das es frisch ist. In einem Hotel-Restaurant ist dies in der Regel nicht möglich. Allerdings muss man sich daran gewöhnen, dass das Essen zumeist auf Zeitungspapier gereicht wird.

Sadhu- ein heiliger Mann

Sadhu- ein heiliger Mann

Gegessen wird immer mit der rechten Hand, da die linke als unrein gilt. Schlecht haben wir eigentlich nie gegessen! Alles schmeckte, auch wenn man sich an die Gewürze gewöhnen musste, die jedes Gericht ergänzen. Zumeist gibt es kleine Portionen, die nicht viel Geld kosten. Snacks gibt es ab 10 Cent bis maximal 50 Cent, kleine Gerichte von denen man satt wird kosten nie mehr als 100 Rupien, also 1 Euro 25. Aber auch in Restaurants kostet ein Abendessen in der Regel nie mehr als 5 Euro. Teurer hingegen ist Bier: eine große Flasche indisches „Kingfisher“ kostet im Restaurant ab 3 Euro. Da wir uns an den Ständen durchgefressen hatten, ersparten wir uns das Abendessen und beendeten Tag mit einem Lassi in einer stadtbekannten Lassi-Bar. Lassi gibt es in Indien eigentlich überall. Es handelt sich um frischen Joghurt mit Obst. Sehr lecker!

Pushkar

Pushkar

Den nächsten Tag verbrachten wir in der Stadt Pushkar, der heiligen Stadt Brahmas. Einmal im Jahr findet am Stadtrand ein großer Kamelmarkt statt. Der Rest der Stadt ist ein riesiger offener Tempel, der sich um einen See rangt. Aus der Stadt kann man über zahlreiche Treppen an den See gelangen und sich rituell reinigen und sich von zahlreichen Priestern segnen lassen. Offiziell gibt es in der Stadt keinen Alkohol, kein Fleisch und keine Drogen (z.B. Zigaretten). Aber wir wären ja nicht in Indien, wenn man all dies nicht doch kaufen könnte. Den geschäftigen kleinen Ort erlebten wir allerdings im Monsunregen.
Die grüne Berglandschaft verließen wir am frühen Morgen, durchquerten die reizende Stadt Ajmer und gelangten gegen Mittag in die Hauptstadt Rajasthans –

Palast der Winde in Jaipur

Palast der Winde in Jaipur

Jaipur. In der 3,5 Millionen Stadt wohnten wir in einem schönen Haveli außerhalb der Innenstadt. Jaipur, die pinke Stadt, weist zahlreiche rosa farbige historische Gebäude auf, die allerdings im feuchten Monsunklima eher dunkelorange wirken. Am Nachmittag besuchten wir einen sehr lustigen Bollywood-Film, der teilweise in Warschau gedreht wurde. In dem riesigen Kino, das mehr als 1000 Menschen Platz bietet, saßen wir allerdings direkt unter der Klimaanlage und obwohl ich sehr gerne den Film zu Ende gesehen hätte, flüchtete ich nach 1,5 Stunden in das nicht weniger gekühlte Foyer. Ich spürte, dass mein Kreislauf schlapp machte und mein Magen-Darm-Trakt begann verrückt zu spielen. Sofort nach Ende des Filmes fuhren wir ins Hotel zurück und ich fiel krank ins Bett. Die folgende Nacht gehört sicherlich zu den Schlimmsten, die ich je erleben musste: Fieber, Durchfall, Hitzewallungen,

Blick von der Festung Amber

Blick von der Festung Amber

Schwitzanfälle. Zwar hatten wir einige Tabletten gegen Durchfall in einer örtlichen Apotheke gekauft, am nächsten Morgen entschloss sich Prakash jedoch dazu einen Arzt kommen zu lassen. Kurze Zeit später rief mich Dr. Panicker (!) in unserem Hotelzimmer an und führte zunächst ein kurzes Interview mit mir, nach zwei Stunden tauchte er auch persönlich im Hotel auf, untersuchte mich und ließ mir einige Tabletten gegen Durchfall, Kopfschmerzen und Dehydrierung da. Zusätzlich empfahl er mein Blut zu untersuchen. Eine halbe Stunde später kam ein Mitarbeiter seines Krankenhauses, nahm mit Blut ab und eine verlangte eine Stuhlprobe… den Rest des Tages blieb ich im Hotel und erholte mich langsam. Während meiner Genesung, besuchten Piotr und Prakash die Sehenswürdigkeiten der Stadt und der Umgebung. Ich verpasste den fantastischen Palast der Winde und vor allem die Festung von Amber.

Amber

Amber

Die Hotelangestellten kümmerten sich währenddessen rührend um mich: ich bekam Bananen und Papaya und man erkundigte sich regelmäßig über mein Befinden. Gegen Abend fühlte ich mich schon etwas kräftiger… und die hartnäckigen Durchfälle hatten nachgelassen. Im Hotelrestaurant konnte ich schon eine leichte Suppe zu mir nehmen und um wenigstens einen kleinen Eindruck von der Stadt zu bekommen, fuhr Prakash mit uns nochmals durch den Straßen und wir besichtigten einen schönen Kleidermarkt. Als wir wieder im Hotel ankamen und noch ein Lemon Soda tranken, brachte ein Hotel Boy die sechsseitigen (!) Ergebnisse meiner Blutanalyse. Alles in

Jaipur

Jaipur

Ordnung, alle Blutwerte im normalen Bereich, keine Malaria! Jetzt habe ich ein schönes und originelles Souvenir. Dr. Panicker kam zu dem Schluss: Typische Touristen Krankheit! Zu wenig Wasser (Dehydrierung), zu viele Gewürze im Essen (Scheißerei), feuchte Monsunluft mit zu vielen Bakterien, die europäische Körper nicht kennen… Dank der Medikamente, war ich am nächsten Morgen wieder auf dem Damm. Schade nur, dass ich von der größten Stadt Rajasthans kaum etwas mitbekommen hatte…
Am nächsten Morgen verließen wir Rajasthan und überquerten die Grenze zum größten indischen Bundesstaat Uttar Pradesh, mit mehr 120 Millionen Einwohnern.

Galta, der Affentempel

Galta, der Affentempel

Zuvor besuchten wir in den Bergen um die Stadt Jaipur noch geschwind den berühmten Affentempel. Genau, wie der vor einigen Tagen von uns besichtigte ekelhafte Rattentempel, gehören auch Affen zu heiligen hinduistischen Gottheiten und werden in Tempeln verehrt. Für die Pilger gehört es zu den Pflichten sich rituell zu reinigen. Hierfür stehen den Besuchern Tauchbecken zur Verfügung. In den Tempelanlagen hüpfen ganze Affenfamilien herum und warten auf Essensgaben der Gläubigen. Danach ging es schnurstracks Richtung Agra. Etwa 45 Kilometer vor der wohl berühmtesten Stadt Indien, liegt Fatehpur Sikri, die verlassene Kaiserstadt aus der Mogulen Zeit.

Fathepur Sikri

Fathepur Sikri

Die Anlage besteht aus prächtigen sakralen und weltlichen Gebäuden aus dem 16. Jahrhundert und beherbergt das von zahlreichen Pilgern besuchte Grab des Sufi-Heiligen Salim. Er prophezeite dem kinderlosen Kaiser Akbar drei Kinder. Als er tatsächlich Nachkommen zeugte, baute er zu Ehren des Sufi Meisters ein große Moschee. Der zweite Teil des Komplexes umfasst die gewaltige Palastanlage. Als Fatehpur Sikri jedoch fertiggestellt war, musste die „Stadt des Sieges“ aufgrund von Wassermangel und dem Einfall von benachbarten Stämmen verlassen werden.
Weiter Richtung Norden, erreichten wir schon bald die Ausläufer der 1,7 Millionen Stadt Agra. Jeder Tourist besucht diese Stadt, die zum sogenannten Goldenen Dreieck Delhi – Jaipur – Agra gehört. Obwohl die Stadt zahlreiche sehenswerte Gebäude- und Parkanlagen besitzt, wurde die Stadt weltbekannt durch das wohl perfekteste Gebäude der Weltarchitektur: Taj Mahal. Nachdem wir wieder mal durch die unendlichen chaotischen Staus und Stadtteile der Vorstädte gefahren waren, erreichten wir unser Hotel

Spaziergang durch schmale Gassen

Spaziergang durch schmale Gassen

Taj Resort in der Nähe des Haupteingangs zum Taj Mahal. Die Lobby des Hotels war geschwängert mit Weihrauchduft und unendlich viele Hausdiener kümmerten sich um uns und unser Gepäck. Nach dem üblichen Papierkram an der Rezeption wurden wir auf unser Zimmer gebracht. Wieder ein sehr schöner, diesmal moderner Raum mit sauberem Bad wartete auf uns. Von der Dachterrasse mit Swimming-Pool erhaschten wir den ersten Blick auf das berühmteste Mausoleum der Welt. Auch das Hotelrestaurant überraschte wieder einmal mit Leckereien der indischen Küche zu vernünftigen Preisen.

Marktfrau

Marktfrau

Allerdings lechzten wir so langsam nach Pommes, Hamburgern oder einem richtigen Steak…
Kurz vor Sonnenuntergang trafen wir uns noch einmal mit Prakash und fuhren in die Parkanlage am Yamuna Fluss, die dem Taj Mahal genau gegenüber liegt. Obwohl wir etwa 200 Meter von der Anlage entfernt waren, konnten wir tolle Fotos machen und den prächtigen Anblick genießen. Nach der Rückkehr in unser Hotel nahmen wir bei indischer Sitar-Musik auf der Dachterrasse ein kleines Abendessen ein und fielen dann „in die Federn“. Allerdings war die Klimaanlage des Zimmers nicht zu regulieren und als wir gegen halb 1 nachts bibbernd in unseren Betten lagen, rief ich an der Rezeption an und man schickte einen „Boy“ zur Reparatur. Die Klimaanlage konnte man danach zwar immer noch nicht regulieren aber es war zumindest nicht mehr so kalt.

das Taj Mahal

das Taj Mahal

Um halb 6 Uhr morgens war die Nacht für uns zu Ende. Prakash hatte uns empfohlen bereits am frühen Morgen das Taj Mahal zu besichtigen. Erstens ist es dann noch nicht zu heiß, zweitens gibt es noch nicht so viele Touristen und drittens ist das Licht morgens am schönsten. Tatsächlich öffnete das Mausoleum bereits um 5.40 Uhr seine Pforten, also kurz nach Sonnenaufgang. 5 Minuten Fußmarsch von unserem Hotel entfernt lag die zentrale Ticket-Verkaufsstelle. Der Eintritt ist zwar für indische Verhältnisse recht teuer (750 Rupien, knapp 10€). Allerdings sollte sich der Betrag lohnen und zudem gab es noch eine Flasche Wasser und Überziehschuhe für das Mausoleum. Sobald man ein Ticket gekauft hat, umzingeln einen zig Touristenführer, die einem ihre Dienste antragen. Nachdem wir uns mal wieder höflich bei allen bedankt hatten, entschieden wir uns letztendlich doch für einen netten und intelligenten Herrn, der uns zumindest andere Reiseleiter, Händler und Rikscha-Fahrer vom Hals hielt. Von der Ticket-Verkaufsstelle bis zum Eingang sind es ungefähr 500 Meter und man überwindet die Entfernung mit kostenlosen Elektrobussen. Bevor man das Gelände betritt, wird man gründlich auf Bomben, Zigaretten und Kaugummis untersucht. Auch Handys dürfen nicht mitgenommen werden! Was uns nun erwartete, lässt sich kaum mit Worten beschreiben! Das wohl perfekteste und schönste Gebäude der Weltgeschichte. Das Mausoleum aus schneeweißem Marmor im geometrischen, arabischen Stil erstrahlte vor uns im Morgenlicht, flankiert von Gästehaus und Moschee. Der damalige Maharadscha muss schon sehr verliebt gewesen sein, als er nach dem frühen Tod seiner geliebten Frau, dieses unglaubliche Gebäude in Gedenken an sie erbauen ließ. Es fehlten uns die Worte und wir baten auch unseren Begleiter weniger zu erzählen, um etwas mehr von diesem Bauwerk einsaugen zu können. Noch immer versagen die Worte…

Musiker

Musiker

Nachdem wir von der Besichtigung des Taj Mahal gegen 9 Uhr zurückkehrten, erkundigte sich die gesamte Hotelmannschaft in der Lobby, wie wir denn geschlafen hätten. Meistens handelt es sich dabei um eine rhetorische Frage und man erwartet nichts Negatives. Als wir jedoch nochmals auf die Zimmer-Kühltruhe hinwiesen, kam Bewegung in die Angelegenheit und noch bevor wir unser Frühstück beendet hatten, hatte man alles zu unserer Zufriedenheit repariert…
Der Rest des Tages konnte architektonisch wohl kaum getoppt werden. Trotzdem sind die Sehenswürdigkeiten in Agra auf jeden Fall zwei Tage wert. Die Mausoleen und Moscheen sowie die Festungsanlage der Stadt sind atemberaubend schön. Nach einem Entspannungsbad im Pool auf dem Hoteldach, speisten wir mit Prakash in einem schönen Restaurant und ließen den Abend ausklingen.

Süsswaren

Süsswaren

Am nächsten Morgen fuhren wir nach dem Frühstück zurück in Richtung Neu Delhi. Die Landschaft entlang der Autobahn bietet nicht viel Schönes, außer dem Ort Mathura. Hier wurde der Begründer der indischen Hare Krishna Sekte geboren und hier befindet sich auch ein moderner Tempel, der durch Anhänger der Sekte in Europa und Amerika finanziert wurde. Der Ort ist mit Restaurants, Bäckereien und Hotels auf die Sektenanhänger eingestellt und wirkt eher wenig indisch. Wir hatten das Glück kurz vor 12 Uhr im Haupttempel einzutreffen und den Hare Krishna Gesängen der nicht-indischen Anhänger zu lauschen. Uns fiel auch auf, dass es zahlreiche Möglichkeiten gab, sein Geld in die Sekte zu stecken. Auch die modernen Apartmenthäuser in der Umgebung des Tempels zeugten von dem Reichtum der Sekte und ihrer Anhänger. Der Rest der Reise in die indische Hauptstadt, war genauso langweilig wie der erste Teil. Am Nachmittag erreichten wir nach 13 Tagen wieder Neu Delhi. Diesmal wohnten wir in einem schönen Apartment im Süden Neu Delhis. Nach der Ankunft trafen wir Nailin und seine Ehefrau, die Eigentümer des Apartmenthauses. Zwei sehr moderne und junge Inder, die im aufstrebenden und schönen Stadtteil Karol Bagh ein Hotel mit Bäckerei leiten. Der Ausblick von unserer Terrasse auf eine grüne Parkanlage mit keinen Tempeln, war großartig. An unserem letzten Abend in Indien verabredeten wir uns mit Prakash zu einem gemeinsamen Dinner. Da unser Abflug für 4 Uhr morgens anberaumt war, verabschiedeten wir uns schon bald von Prakash und gingen zu Bett. Und nun, zum ungünstigsten Zeitpunkt der ganzen Reise, passierte es: Piotr verbrachte bis zum Eintreffen des bestellten Taxis die Nacht auf der Toilette. Katastrophe! Es war so schlimm, dass wir schon planten den Abreisetermin zu verschieben. Als wir gegen 1.45 Uhr auf unser Taxi warteten, tauchte auf einmal Nailin auf und wollte sich von uns verabschieden. Ich fragte ihn direkt nach einigen Medikamenten und da er anscheinend auf solche Fälle vorbereitet ist, brachte er genau die Arzneien, die ich eine Woche zuvor Dr. Panicker erhalten hatte… Vielen Dank dafür!
Als wir am Flughafen ankamen, war das Schlimmste überstanden. Nur… hatte unser Flieger nach Dubai 1,5 Stunden Verspätung. Genau die 1,5 Stunden, die wir brauchten, um den Anschlussflug nach Warschau zu erreichen. Noch bevor wir abflogen, erhielten wir die Nachricht, dass die Maschine nicht warten wird und dass wir umgebucht werden. Von dem Flug nach Dubai bekamen wir nicht viel mit. Kurz nach dem Start fielen wir in einen tiefen Schlaf und wachten erst auf, als der Pilot die Landung ankündigte. Direkt nach der Landung erhielten wir im Emirats-Terminal die neuen Bordkarten für den nächsten Flug nach Warschau und einen Hotelgutschein. Nach den Grenzformalitäten wurden wir mit einem Bus in das nahegelegene Flughafenhotel gebracht. Dort erhielten wir ein geräumiges Zimmer, unsere Koffer und Gutscheine für Frühstück, Mittagessen und Abendessen – all inklusive! Alles vom Feinsten!
Am nächsten Morgen wurden wir wieder zum Flughafenterminal gebracht. Wir checkten unser Gepäck ein, bestiegen das Flugzeug und sechs Stunden später landeten wir pünktlich in Warschau. Zwar war unser Anschlussflug nach Kattowitz aufgrund des stürmischen Wetters etwas turbulent, nach nur 30 Minuten landeten wir aber wieder wohlbehalten in der Heimat.
Tja, ob uns Indien sobald wiedersieht? Das wissen wir noch nicht… Eins steht aber jetzt schon fest: nächstes Jahr geht´s woanders hin, Costa Rica oder Argentinien stehen ganz oben auf der Liste…

und auch mal im Tuktuk unterwegs!

und auch mal im Tuktuk unterwegs!

Sie sind in Indien, wenn Sie die folgenden 50 Sätze hören:
1. Bitte hupen!
2. Überholen Sie doch mal links bei Linksverkehr!
3. Bitte pinkeln Sie unbedingt im Stehen, Sie brauchen sich auch nicht abzuwenden!
4. Bitte überholen Sie bei Dunkelheit nur mit Fernlicht oder betätigen Sie wahlweise die Lichthupe oder die normale Hupe!
5. Versuchen Sie doch mal alles zusammen!
6. Auch bei Tageslicht…
7. Och, klar passen Sie mit Ihrem Gepäck noch in das Tucktuck, die anderen 8 Leute sitzen ja auch schon drin!
8. Eventuell ist oben auf dem Dach des Busses noch etwas frei – warten Sie mal, ich schau mal geschwind nach…
9. Warum haben Sie denn nicht gehupt, als Sie von dem Rikscha-Fahrer in den Graben gedrängt wurden???
10. Sir, darf ich Ihnen die Serviette auf dem Schoß ausbreiten?
11. Fahren Sie doch mal andersherum in den Kreisverkehr, das geht zwar nicht schneller, verunsichert aber alle anderen…
12. Bitte wenden Sie ausdrücklich auf der Autobahn!
13. Wundern Sie sich nicht, wenn Sie eine rote Ladung zerkauter Betelblätter auf Ihr Auto bekommen, die der LKW-Fahrer gerade aus dem Fenster spuckt…
14. Wundern Sie sich nicht, wenn Sie im Restaurant eine in Zeitungspapier gewickelte Flasche „Kingfisher“-Bier und einen Kaffeepot serviert bekommen. Alkohollizenzen sind halt sehr teuer in Indien…
15. Wundern Sie sich nicht, wenn die Klimaanlage Ihres Hotels nur 19 Grad kennt.
16. Wundern Sie sich nicht, wenn dreimal am Tag der Strom ausfällt.
17. Reagieren Sie nicht, wenn Sie vor einer Sehenswürdigkeit hören: So, ich bin der Fremdenführer, den Sie zwar nicht wollen, der Ihnen aber trotzdem die Geschichte der indischen Maharadschas erklären wird…
18. Reagieren Sie nicht, wenn Sie hundertmal am Tag hören: Sir, geben Sie für meine Dienstleistung den Preis, den Sie für richtig erachten!
19. Reagieren Sie nicht, wenn Sie zweihundertmal am Tag hören: Was nur 100 Rupien! War das Ihnen nicht mehr wert?
20. Reagieren Sie nicht, wenn Sie hören: Sir, where are You from? Poland! Oh, nice country!!! (Polen können Sie beliebig durch alle anderen 190 Staaten austauschen, außer Pakistan, Bangladesch, Nepal und China)
21. Reagieren Sie nicht, wenn Sie vor einer Sehenswürdigkeit hören: Wenn Sie mit mir gehen, dann zeige ich Ihnen nicht die Geschäfte meiner Familie!
22. Ja, da hat sich zwar Regenwasser auf der Fahrbahn angesammelt, aber wir fahren trotzdem mal durch, um zu sehen, wie tief es ist…
23. Natürlich ist die Wasserflasche originalverpackt! Wo denken Sie hin?!
24. Warten Sie mal, ich zeige Ihnen noch 500 andere Sari Muster…
25. Sir, Sie müssen nichts kaufen, nur gucken!
26. Ein Sari kostet 1000 Rupien, wenn Sie 10 kaufen, dann mache ich einen Sonderpreis von, sagen wir mal 12.000 Rupien!
27. Von meinem frischgepressten Saft bekommen Sie keinen Durchfall!
28. Die anderen Reiseleiter wollen Sie nach der Besichtigung nur in irgendwelche Geschäfte bringen, ich mache das nicht!
29. Unser kulturelles Erbe ist unser Stolz!
30. Bitte nehmen Sie, das ist Trinkwasser!
31. Möchten Sie das frische Fettgebackene auf die Hand oder soll ich es Ihnen in Zeitungspapier einschlagen?
32. Auf der Toilette benutzen Sie bitte nur die linke Hand, mit der rechten wollen Sie doch noch essen!
33. Was Klopapier? Nein, so etwas haben wir nicht…wie unhygienisch.
34. Wenn Sie eine Fotokamera haben, brauchen Sie noch ein Extraticket…
35. Ja, um die Kuh müssen Sie schon herumfahren, die geht nicht weg!
36. Sir, diese Moschee ist ein heiliger Ort, Sie müssen die Schuhe ausziehen! Möchten Sie ein Schachspiel kaufen?
37. Schmeißen Sie das ruhig auf den Boden, morgen ist es vielleicht nicht mehr da!
38. Wenn Sie dem Schuhaufpasser vor dem Tempel 10 Rupien geben, dann gibt er sie Ihnen auch garantiert wieder zurück.
39. Geben Sie den Affen kein Essen!
40. Meine Sachen sind viel billiger…
41. Gefällt es Ihnen, Sir, wie ich Ihnen Ihr Zimmer aufgeräumt habe? Schön, nicht wahr?!
42. Werfen Sie das Klopapier um Gottes Willen nicht ins WC, sondern in den Papierkorb daneben. Wir machen das dann schon weg.
43. Den Rikscha-Fahrer hätten Sie aber sehen müssen!
44. Den Tucktuck-Fahrer auch…
45. Der Mann da vorne ist ein Heiliger Mann, er kann Sie für eine geringe Gebühr segnen…
46. Dies ist eine Heilige Stadt. Hier gibt es keinen Alkohol, kein Fleisch und keine Drogen… möchten Sie Pommes oder Reis zum Hähnchen???
47. Ich arbeite hier nur aushilfsweise, normalerweise gehe ich zur Schule.
48. Hallo, ich bin kein Fremdenführer. Sie brauchen mir kein Geld zu geben. Ich erzähle Ihnen die Geschichte Indiens einfach nur so…
49. Darf ich ein Foto von Ihnen machen, Sie sehen so komisch aus…

Natürlich sind das 50 Sätze!

Bericht und Fotos von Martin Cichon

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Über den Autor

Elke Hoppe

Vor ca. 20 Jahren bin ich von Deutschland nach Spanien ausgewandert, um auf der Sonnenseite Europas leben zu können. Doch auch von hier aus habe ich das Bedürfnis mehr von der Welt kennen zu lernen. Da es mir zeitlich und beruflich möglich ist, mache ich seit 2005 einmal im Jahr eine „große Reise“. Begleitet werde ich dabei von Edith, meiner Mutter, die vor 18 Jahre ebenfalls aus dem deutschen Regen in die spanische Sonne geflüchtet ist. Bisher hat uns unsere Reiselust nach Asien, Kenia und Peru geführt. Für das Jahr 2009 hatten wir uns für Indien entschieden und dort neben Rajasthan inzwischen auch andere Regionen besucht. Auf den Rundreisen in Indien waren wir in Begleitung von unserem Fahrer Prakash Acharya. Er ist ein zuverlässiger und informativer Reisebegleiter, den ich sehr empfehlen kann. Prakash hat sich vor einigen Jahren selbständig gemacht und falls jemand mit ihm eine Rundreise machen möchte bin gerne bereit den Kontakt herzustellen.

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