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Unsere Dschungelnächte im Boko Boko in Kenia

Als wir von unserer zehntägigen Safari, die uns bis ins Hochland Kenyas getrieben hatte, zurück an die Küste kamen, hatten die Vorboten der kommenden Großen Regenzeit schon für die ersten nächtlichen Regefälle gesorgt. Während die Landschaft an unserer letzten Station im Tsavo noch eher trocken und braun war, begrüßte uns im Garten des Boko Boko eine tropisch feuchte kräftig grüne Vegetation. Überall blühten exotische Pflanzen, in den verschiedensten Farben, unzählige Schmetterlinge flogen umher und eine geräuschvolle Scharr Webervögel, war gerade dabei ihre Nester über einem Teich und den Köpfen einiger Krokodile zu errichten. Am hell blauen Himmel zeigten sich einige Wolken, die aber vom Wind schnell in das Landesinnere transportiert wurden.

Während ich mit einigen Helfern unseren großen Geländewagen auslud, besorgte Petra (meine Frau) den Schlüssel für unseren, versteckt im urwaldartigen Garten liegenden Bungalow. Mit gut 20000qm Gelände war die private Anlage zwar immer noch übersichtlich, aber durch die abwechslungsreiche dichte Bepflanzung und die sich durch das Pflanzenmeer schlängelnden Wege hatte man das Gefühl im Urwald zu sein. Die drei gleichgroßen (ca. 50qm) aus Korallenstein gebauten und mit roter Erde getünchten Bandas (suaheli für Hütte), hatten alle eine großzügige möblierte Terrasse, mit Blich in den Garten und waren so angelegt, dass man seinen Nachbar eigentlich gar nicht sehen konnte! Die Innenausstattung bestand aus zweckmäßigen Holzmöbeln, wie einem großen Doppelbett mit einem Baldachin und Moskitonetz, einem Frisiertisch, ein paar Nachttischen und Ablageflächen und einer offenen Kleiderstange für hängende Kleidung (was wegen der Belüftung der Kleidung bei dem Tropenklima sehr praktisch war)! Das Badezimmer bestand aus Dusche und WC. Der Fußboden des Bandas war ganz aus natürlichen Steinplatten gelegt (Galana Steine), die mit einem Wachs überzogen waren! Auch wenn die Bandas ein Dach aus grünen Blechen hatten, durch die ansonsten natürlichen Materialien und vor allem durch die Erdrote Wandfarbe, passten sie sich perfekt in die Landschaft ein.

Die warme Luft und die hohe Luftfeuchtigkeit, zwangen uns zu langsamen Bewegungen und einmal mehr begriffen wir, warum hier an der Küste Ostafrikas, alles immer ein wenig pole pole (langsam) vor sich geht. Irgendwann war die letzte Kiste im Bungalow angekommen und ehe wir uns daran machten uns für die kommenden Tage einzurichten, kühlten wir uns erst einmal im kleinen Pool des Boko Boko ab.

Umgeben von Galanasteinen und inmitten einiger Palmen und anderer tropischer Bäume, lag der Pool zentral im Garten. Von unserem Bungalow waren es nur wenige Meter bis zum erfrischenden Nass. Am Pool befand sich eine überdachte Sitzgelegenheit mit Tischen und Stühlen, an der es jeden morgen auch das Frühstück mitten im Grünen gab. Ein weiterer Schattenplatz, war der mit einemMakutidach (Sisaldachschindeln) versehene Liegplatz direkt neben dem, künstlerisch mit einem überdimensionalen Krug verschönerte Wassertank.

Nachdem erfrischenden Bad sortierten wir unser Hab und Gut und genossen einen kühlen Drink auf unserer Terrasse. Natürlich brauchten wir nicht damit zu rechnen, Großwild von der Terrasse aus zu beobachten, aber wer sich auch an den kleinen Lebewesen Afrikas erfreuen kann, der wird im Boko Boko jeden Tag etwas Neues entdecken.

Rund um uns herum gab es Leben. An dem großen Stamm des riesigen Baobab Baumes links neben unserem Banda jagten an diesem Nachmittag zwei Weißkopfzwerggeckos Insekten hinterher, in dem kleinen Teich direkt vor unserer Terrasse, sonnte sich eine junge Sumpfschildkröte und auf einem Stein am Ufer konnte ich zwischen den Blättern einen Skink (Echsenart) erkennen. Immer wieder kamen bunte Schmetterlinge, Libellen und Drachenfliegen vorbei, stoppten kurz an einer der Wasserpflanzen und flogen dann weiter. An anderen Tagen ließen sich Affen sehen (Grüne- und Diadem Meeerkatzen). Meist kamen sie leise in die Anlage, stahlen ein paar Bananen oder Papayas von den Bäumen und

verschwanden dann wieder polternd über die Blechdächer!

Hin und Wieder verbrachten sie aber auch die Morgenstunden im Garten und man konnte beobachten wie die Mütter sich um ihren Nachwuchs kümmerten und wie die kleinen Kobolde miteinander herumtollten. Im Boko Boko legt man großen Wert darauf die natürliche Scheu der Affen zu erhalten, nur so ist ein friedliches Miteinander möglich., deshalb ist es streng verboten die Affen zu füttern. Würden die Affen erst einmal lernen, das der Mensch immer Futter für sie bedeutet, würden sie wie in vielen Hotelanlagen der Südküste schnell zur, nicht ganz ungefährlichen, Plag werden. Mit dieser natürlichen Distanz aber, ist es sogar spannend zu versuchen gute Fotos der Tiere hinzubekommen, die sich nur allzu gerne hinter einem Baumstamm verstecken, wenn der Fotoapparat auf sie angelegt wird!

In den frühen Morgenstunden ist die beste Zeit um die Vogelwelt im und um das Boko Boko zu erkunden. Neben Trauerdrongos, und Bulbuls bewohnen Necktarvögel, Webervögel und Eisvögel den Garten. Häufig ruhten kleinere Greifvögel wie z.B. Zwergsperber oder Sperberbussard auf den kräftigen Ästen der Flammbäume. Besonders beeindruckend waren die riesigen Silberwangennashornvögel, die unregelmäßig den Garten besuchten und an einem der Tage konnte ich sogar einen Silberreiher in einer der Palmen fotografieren.

Während eine ganze Reihe Reptilien lautlos und fast unbemerkt im Pflanzengewirr des Gartens lebt, machen die Amphibien in Form von Fröschen, nachts lautstark auf sich aufmerksam. Im laufe unserer letzten Besuche im Boko Boko konnte ich eine ganze Reihe verschiedener Baum- und Wasserfrösche, sowie Kröten identifizieren. Abgesehen von den nachtaktiven Haus- und Baumgeckos, gibt es noch verschiedene Skinkarten, von denen d

ie große Schildechse die imposanteste ist. Noch beeindruckender ist allerdings die Begegnung mit einem Nilwaran, die man hin und wieder am neu angelegten Biotop beim sonnen beobachten kann. Eines morgens auf dem Weg zum Frühstück entdeckten wir völlig fasziniert ein junges Lappenchamäleon in einem der Sträucher.

Neben den vielen kleinen wilden Tieren auf dem Grundstück, von denen man nie weiß wo sie sich gerade aufhalten und ob sie überhaupt da sind, gibt es auch noch 4 Aldabra Riesenschildkröten, die in einem separaten Teil des Gartens leben. Diese gigantischen, urzeitlich anmutenden Reptilien, sind handzahm und nehmen gerne frische Früchte oder Kakteenblätter aus der Hand zum Fressen. Weniger zahm sind die in einem Gehege lebenden Nilkrokodile. Die noch nicht ausgewachsenen Panzerechsen, wirken mit ihren 2,5 bis 3 Metern Länge schon recht bedrohlich und sind deshalb auch von einer hohen Mauer umgeben. Jeden Samstag werden die Krokodile gefüttert und wer mag, kann der Fütterung beiwohnen. Der Speiseplan der Tiere umfasst

Fisch und Ziegen- und Rindfleisch und der Anblick, wenn zwei Krokodile gemeinsam ein Ziegenbein zerreisen, ist vielleicht nicht für jeden Geeignet. Deswegen werden die Tiere in der Regel auch nicht vor den Augen der Gäste gefüttert, wer aber Interesse an einer Fütterung hat, fragt einfach jemanden von der Staff.

Kurz nach Einbruch der Dunkelheit begaben wir uns wie fast jeden Abend zum „Porini Restaurant“ um unser ala Card Dinner einzunehmen. Das halboffene Restaurant „Porini“ (porini bedeutet in Suaheli buschig) befindet sich auf dem Grundstück und gehört zum Boko Boko. Noch ist das kleine Spezialitäten Restaurant für Touristen ein echter Geheimtipp, nur wenige Mzungus (Weiße) verirren sich hierher, obwohl das Restaurant unmittelbar an der Straße von Mombasa nach Malindi liegt. Die Speisekarte ist vielseitig und bietet von leckeren Fisch und Fleischgerichten, über vegetarische Speisen bis hin zu Spezialitäten von den Seychellen eigentlich für jeden etwas passendes.

Nach dem Dinner, für das man sich immer reichlich Zeit mitnehmen sollte, ging es zurück auf unsere Terrasse. Kaum hatten wir unseren Bungalow erreicht, rasselte ein Tropenschauer herunter und verwandelte mit einem Gemisch aus Froschkonzert, Grillengezirpe und prasselnden Regentropfen die Umgebung in einen echten kleinen Dschungel. Der ordentliche Regenguss war genauso schnell zu Ende, wie er gekommen war. Fasziniert beobachteten wir die Regentropfen wie sie langsam an den Bananenblättern herunterrollten, und wie die Hausgeckos an den armdicken Bambusstangen versuchten von den Tropfen zu trinken. Ein Flughund tauchte lautlos in der Luft auf um im Flug aus dem Teich mitten im Garten zu trinken. Mit einer großen Taschenlampe bewaffnet pirschten wir, wie fast jeden Abend, durch den tropischen Garten. Entdeckten eine große Achatschnecke, die gerade dabei war einen der verschlungenen kleine Wege im Boko Boko zu überqueren und suchten das Ufer des Biotops nach Fröschen ab. In der Ferne hörten wir die Rufe eines Bushbabys, ( niedliche kleine Halbaffen, die sich hin und wieder in der Anlage in den Bäumen beobachten lassen) und als wir zurück zu unserem Bungalow kamen, sahen wir die beiden Sumpfschildkröten in dem Teich vor der Terrasse, wie sie unter Wasser nach Fischen jagten.

Nur 20 Kilometer vom quirligen Mombasa entfernt erlebten wir, wieder einmal, unsere ganz persönliche Dschungelnacht bei „Mama Yolanda“, der herzlichen Besitzerin des Boko Boko.

Weitere Erlebnisse und Berichte über unsere Safaris in Ostafrika findet man unter www.safari-wangu.de

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Über den Autor

Die über dreißigjährige Haltung und Zucht von Riesenschlangen brachte mir in meiner zweiten Heimat Kenya, den Spitznamen „bwananyoka“ (Mann mit Schlangen) ein. Inzwischen ist die Haltung der Biotopbeobachtung gewichen und seit mehr als 20 Jahren fahren wir (meine Frau Petra und unsere Tochter Jenny und ich ) selbst organisierte Großwildsafaris in Ostafrika. Um uns diesen Traum zu verwirklichen kauften wir uns erst einen Land Rover 109 und später einen Toyota Landcruiser in Kenya. Als Basis dient uns das Boko Boko an der Nordküste Kenyas, wo wir mit Yolanda und Joachim gute Freunde gewonnen haben. Sooft wir in Ostafrika sind, immer beginnt und endet unsere Reise in diesem kleinen Paradies, dem ich auch meinen ersten Bericht gewidmet habe! Weitere ausführlich Berichte und hunderte von Fotos unserer Safaris findet man unter www.safari-wangu.de

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