Wandern in den grünen Usambarabergen
Usambaraberge für Naturliebhaber und Menschenfreunde
Abseits von Safari und Kimilmandscharo hat Tansania viel zu bieten: Jambo, jambo kreischen die Kinder. Auf unserer Wanderung durch die Usambaraberge begegnen wir Kindern auf Schritt und Tritt. Denn im Mai – am Ende der Regenzeit – sind viele Pfade so rutschig, dass wir die vermeintlich festen Straßen bevorzugen. Für unseren Guide Ally ist das kein Problem. Obwohl er selbst in finsterer Nacht schlafwandelnd über die Berge stiefeln könnte, passt sich unserem Leistungsvermögen an. Nur keine Eile. Wir haben Zeit. Genau wie viele Männer, die überall an den Straßen sitzen, reden und uns beobachten.
Unser gemütliches Tempo lässt uns Muße, die weite Berglandschaft zu betrachten. Wie überraschend grün hier alles ist. Reste von dunklen Regenwäldern wechseln sich ab mit sattgrünen Kaffeeplantagen und hellgrünen Pinienbäumen und Bananenstauden. Ein Hauch Irland auf afrikanisch. Das schönste Grün von allen hat das Chamäleon. Dank des vielen Regens leuchtet es mit den frischen Blättern um die Wette und ist doch gut getarnt.
Viele Vögel und herzliche Menschen
Ally spürt jedes Tier für uns auf. Schließlich hat er Ökotourismus studiert. Sein Spezialgebiet sind die vielen Vogelarten in den Usambarabergen. Darunter einige Arten, die ausschließlich hier vorkommen wie den Usambaraweber oder den Usambarasonnenvogel. Nur das Usambaraveilchen kann er uns nicht zeigen. Die beliebte Zimmerpflanze suchen wir vergeblich in der Wildnis.
Unsere erste Etappe führt uns von Lushoto, einer kleinen Stadt mit Spuren der deutschen Kolonialgeschichte, zur einsam gelegenen Muellers Lodge. Der Eigentümer hat ebenfalls deutsche Wurzeln. Sein umwerfend freundliches Team empfängt so warm wie der Kaffee beim Empfang. Das Gepäck wartet schon. Die Zeiten fürs Diner können wir – Vorsaison sei Dank – frei wählen. Heute sind wir die einzigen Gäste in den heimeligen Steinhäusern. Abends schauen wir gemeinsam mit dem Personal europäischen Fußball. Champions League-Finale. Selbstverständlich bei einem kühlen Kilimandscharobier. http://mullersmountainlodge.co.tz/
Querbeet durch Dorf, Feld und Feld
Dagegen fällt unser nächstes Quartier ein bisschen ab. Die Zimmer gleichen Zellen. Denn im Rangwi-Convent regieren die Nonnen. Wie Bienen schwärmen sie durchs klösterliche Gelände. Von der Küche und Kirche zum Kuhstall und zurück. Früher haben die Nonnen hier die Kinder unterrichtet. Heute lernt hier nur noch der Schwesternnachwuchs.
Zum ersten Mal auf unserer Reise in Tansania fällt der Abschied leicht. Froh ziehen wir nach dem Frühstück los. Nach dem Maisfeld rechts, links an den Hühnern vorbei – Richtung Wald. Auf und ab über den leuchtend roten Boden. Kein Schild weist den Weg. Die Pfade muss man einfach kennen. Oder eben einen einheimischen Führer dabeihaben. Unser nächstes Ziel ist Mambo, ein 5000-Seelen Dorf im Norden der Usambaraberge und gleichzeitig die Heimat Allys. Etwa 16 Kilometer lang ist unsere Tagesetappe. Was uns viel erscheint, war Allys einstiger Schulweg. Um fünf Uhr morgens von zuhause los. Um 16 Uhr zurück. Zwei bis drei Stunden lang. Und kam er zu spät zur Schule, konnte er statt mit Verständnis nur mit Stockhieben rechnen.
Mit guten Gewissen Afrika genießen
Zum Glück vertreiben der satte Sonnenschein und leuchtend blaue Himmel schnell solch düsteren Erinnerungen. Nach einem steinig steilen Aufstieg erreichen wir MamboViewPoint Eco-Lodge. http://www.mamboviewpoint.org/
Die Lodge mit den vielen kleinen Hütten liegt ganz oben auf dem Berg. Von hier starten Wanderungen, Mountainbiketouren und Vogelexkursionen. Atemberaubend schön sind die Ausblicke auf die Berge. Bei guter Sicht lässt sich sogar der Schnee auf dem Kilimandscharo sehen. Abends können wir auf einer hochgelegenen Holzplattform den Sonnenuntergang genießen. Unsere Gastgeber, Herman und Marion, zwei herzliche Holländer wissen, wie sie ihre Gäste glücklich machen können. Gleichzeitig ist die Mambo Lodge View Point ein vorbildliches Entwicklungshilfeprojekt. Das ganze Dorf profitiert von den Aktivtäten der Öko-Lodge. Außer Arbeitsplätze im Tourismus gibt es hier viele Schulungen für Frauen und Farmer: Ökolandbau, Glückliche Kühe-Glücklicher Farmer und Nähen und Gesundheitsvorsorge stehen auf dem Programm. Ein Schweizer Senner hat den Einheimischen Joghurtmachen gelehrt. Die örtliche Wasserversorgung und viele Programme für Schwangere und Kinder haben hier ihr Wurzeln. http://www.mambosteunpunt.org/Projects/MamboProjects.htms
So erfahren wir glückliche Touristen ganz nebenbei ganz viel über das Alltagsleben in Tansania. Als wir abfahren lesen wir auf dem Schild Karibu tena. Willkommen wieder. Schön wär´s.
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