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Westminster und der London Tower mit einem Yeoman Warder

Freitag

Westminster in London

Westminster in London

Endlich ist es wahr geworden! Seit vielen Jahren habe ich eine Einladung von Freunden sie in London zu besuchen. Und nun ist es endlich soweit.
Anlass dies in die Tat umzusetzen ist eine Geburtstagsfeier. Die Mutter meiner Freundin wird 75 und für morgen ist eine grosse Party geplant. Daher stehe ich nun am Flughafen von Luton und halte Ausschau nach dem Bahnhof um bis Kentish Town zu fahren.
Der Bahnhof grenzt nicht direkt an den Flughafen, doch es gibt einen Bustransfer.
Mein erster Eindruck von England ist sehr positiv. Es gibt noch richtige Fahrkartenschalter und ich brauche mich nicht mit einem Automat abquälen. Sehr angenehm. Ein wenig schwieriger ist es auf dem Bahnhof- auf welchem Gleis fährt der Zug nach Kentish Town? Und überhaupt- in welcher Richtung liegt das denn? Doch dank einer freundlichen Angestellten der englischen Bahn sitze ich kurz darauf im richtigen Zug und kann an mein Ziel fahren.
In Kentish Town rufe ich meine Freundin Rush an und fünf Minuten später sitze ich bei ihr im Auto. „Es wird eine große Feier“ erzählt mir Rosh unterwegs. „Es kommen ca. 80 Personen!“
Meine Ankunft ist eine Überraschung für das „Geburtstagskind“, wir haben Indira nicht verraten, dass ich zu ihrer Geburtstagsparty komme. Und die Überraschung gelingt zu 100%! Damit hat sie nicht gerechnet, mein Besuch als Geburtstagsüberraschung!
Den Abend verbringen wir im Kreis der Familie und gehen nochmal Roshs Planung für den morgigen Tag durch. Wird schon alles klappen!

Samstag

Vorbereitungen

Vorbereitungen

Heute ist Indiras großer Tag! Jonny beginnt die Lichterketten und Lampions im Garten aufzuhängen. Die Bierflaschen kommen in große Plastikwannen, auf die später Eis gepackt wird und im Garten wird der Tisch für das Buffet aufgebaut. Während ich mit Rosh noch die letzten frischen Lebensmittel wie Brot und Obst einkaufe kommt der DJ und baut seine Musikanlage auf. Stühle und Bänke belegen wir mit Sitzkissen und werfen immer wieder einen skeptischen Blick zum Himmel. Es wird doch hoffentlich nicht regnen?

eine indische Feier im Sari

eine indische Feier im Sari

Doch das Wetter hält und als die ersten Gäste eintreffen kann im Garten gefeiert werden. Es gibt indischen Tee, Original Chai Masala, gekocht von Indira und er schmeckt so gut wie in Indien.
Nachdem Indira ihre Geburtstagstorte angeschnitten hat darf getanzt werden, während draußen bereits Dosa zubereitet werden. Es ist eine indische Geburtstagsfeier und Rosh hat alle weiblichen Familienmitglieder, einschließlich mich, in Saris gekleidet.

die Geburtstagstorte

die Geburtstagstorte

Meine anfängliche Besorgnis, das 6 Meter lange Tuch würde als ein großer Stoffballen zu Boden sinken, vergeht im Laufe des Abends. Es ist ein sehr bequemes Kleidungsstück und gibt wärmer als ich dachte. Selbst den Rock´n Roll mit Oscar übersteht mein Outfit!
Es ist eine rundum gelungene Party – Rosh hat alles perfekt organisiert.

 

Sonntag

Nun bleiben mir noch 2 Tage um die Stadt London zu besichtigen. Das ist wenig für all die Dinge , die es in dieser Metropole zu sehen gibt. Wo fange ich an?
„Am besten ist, du kommst bald einmal wieder“ ist Rosh ihr Kommentar. „ In zwei Tagen kannst du lange nicht alles sehen was London bietet“. Das ist ein guter Ratschlag, sicherlich die beste Lösung. Doch natürlich möchte ich die beiden Tage trotzdem nutzen.
Jonny macht den Vorschlag, ich sollte doch vormittags auf den Markt in Camden gehen. „Und heute mittag machen wir dann eine Rundfahrt mit dem Auto“ führt er weiter aus. Ja, das hört sich gut an, Camden kann ich zu Fuß erreichen und ich habe schon viel von diesem Markt gelesen. Es gibt dort handgearbeitete Waren und Schmuck und so machen ich mich auf den Weg.

Camden

Camden

Kaum bin ich um die Ecke an der Underground Station in Camden, da sehe ich schon die ersten Marktstände. Rechts und links befinden sich Geschäfte, deren Hausfassaden mit überdimensionalen Turnschuhen oder Jeans dekoriert sind. Eine etwas andere Form der Reklame. Einige Meter weiter biege ich links ab und bummle durch die aufgebauten Verkaufs-Stände. Handtaschen, Kleidung, Schmuck und Gürtel, alles was man auf einem Markt erwartet. Ich sehe zwei Pullis die mir gefallen und bin ganz stolz als ich es schaffe den Preis herunter zu handeln. Zwanzig Euro pro Pullover, damit bin ich zufrieden. Nach dem Kauf schlendere ich weiter bis zur Brücke über den Regent´s Kanal.

der Regents Kanal in London

der Regents Kanal in London

Hier erreiche ich den sogenannten Stables Market, er ist der grösste der Märkte. Denn eigentlich ist der Camden Markt eine Sammlung von sechs verschiedenen Märkten, die gemeinsam den bekanntesten Markt Londons bilden. Dieser Markt wird wöchentlich von ca. 500.000 Menschen besucht. Und in manchen Gassen habe ich das Gefühl, dass die meisten dieser Besucher heute hier sind. Nachdem ich mich eine Weile in dem Gedränge aufgehalten habe, entschließe ich mich für einen Spaziergang entlang des Kanales. Dieser Kanal hat eine Länge von 14 km und verbindet den Grand-Union Kanal im Westen mit der Themse im Osten.
Der Kanal wurde noch bis 1960 für den Transport von Waren genutzt, heute ist er ein Naherholungsgebiet und an seinen Ufern ankern Hausboote.
Ich gehe den Treidelpfad entlang bis ich an eine Hauptstraße komme und bin damit am Eingang zum Zoo von London gelandet. Meine Füsse schmerzen und hoffnungsvoll schaue ich mich nach einer Bus- oder U-Bahnstation um. Doch mit dem Bus muss ich erst in die andere Richtung, dann umsteigen- vermutlich bin ich in der Zeit auch gelaufen.
Müde und ein wenig erschöpft komme ich in Kentish Town an, wo Jonny und Rosh bereits auf mich warten. „Komm“ erklärt mir Rosh „wir machen eine Stadtrundfahrt mit dir. So kannst du die wichtigsten Punkte in London sehen“.

St. Pancras in London

St. Pancras in London

Die Rundfahrt führt uns vorbei an St.Pancras, einer der Bahnhöfe Londons. Hier ist seit 2007 die Abfahrt und Ankunft der Eurostar-Linie, die Brüssel und Paris mit London verbindet. Mir kommt das Gebäude sehr bekannt vor, war der Bahnhof so oft in den Nachrichten? „Nein“, lacht Jonny „du hast vermutlich Harry Potter Filme gesehen. Die Aufnahmen wurden zum Großteil in St. Pancras gemacht.“ Stimmt! Jetzt wo er es sagt, sehe ich die Bilder des jungen Magiers wieder vor mir.
Das nächste berühmte Gebäude, das ich zu sehen bekomme, ist der Big Ben. Er ist noch grösser als ich ihn mir vorgestellt habe. Langsam fahren wir das gesamte Westminster –Viertel ab und Jonny macht mich auf alle Sehenswürdigkeiten aufmerksam. Anhalten werden wir nicht, es ist unmöglich in der Innenstadt Londons zu parken.

Harrods in London

Harrods in London

Außerdem habe ich ja noch den morgigen Tag, an dem ich die wichtigsten Punkte besichtigen werde. Trafalgar Square und der Eingang zur Downing Street, Hyde Park mit der speaking corner, die berühmten roten Doppeldecker-Busse, Kensigton und Harrods in der Oxford Street. Es ist eine sehr komplexe Rundfahrt bei der all die bekannten Gebäude Londons zu sehen sind. Rosh hat recht- ein Wochenende reicht bei langem nicht aus. Ich kann nur einen kleinen Teil ansehen und ich beschließe morgen als erstes Westminster zu besichtigen. Wenn danach die Zeit noch reicht, möchte ich gerne die Tower Bridge sehen. Sie kenne ich aus den Hitchcock Filmen, in Nebel gehüllt und mit der spürbaren Gefahr im Hintergrund!
Am Abend gehen wir essen und Rosh hat ein asiatisches Restaurant in Camden ausgesucht. Jonny fährt durch schmale Gassen und hat nach kurzem suchen einen Parkplatz gefunden. „Haben wir denn eine Parkkarte für hier?“ fragt Rosh. Wieso eine Parkkarte? Bekommt man die hier nicht an einem Automat? Doch so einfach ist das in London nicht! Man braucht eine Parkgenehmigung und die bekommt man nur, wenn man hier eingeladen ist. „Kein Problem“ meint Jonny „ich habe noch irgendwo eine von einem Freund der hier wohnt.“ Nach einer kurzen Suche im Handschuhfach hat er eine Parkkarte gefunden. Auf ihr muss das Datum und die Uhrzeit angegeben werden und nun darf Jonny sein Auto hier 2 Stunden stehen lassen. Und wenn man hier keinen Freund oder Bekannten hat? „Dann kann man hier nicht parken“ erklärt Rosh „die Parkplätze sind nur für Anwohner und deren Besucher.“ Das heißt, wenn ich Freunde zum Essen einlade, dann müssen die 2 Stunden später wieder gehen? Das sind aber harte Sitten. Da lohnt es sich ja gar nicht ein Auto zu kaufen! Was machen die Londoner denn, wenn sie abends ins Kino möchten? „Mit der Metro fahren!“ bekomme ich erklärt. Da bin ich aus Spanien ja richtig verwöhnt.
Rosh hat ein sehr schönes Restaurant ausgesucht, wir essen eine Kleinigkeit und kommen auch mit den zwei Stunden aus. Jonny und Rosh haben da ein gutes Timing entwickelt. Nach einem letzten „Absacker“ zu Hause sinke ich ins Bett und bin auch sofort eingeschlafen.

 

Montag

Ich werde schon früh wach, es ist mein letzter Tag und ich möchte heute so viel wie möglich von Londons Sehenswürdigkeiten entdecken. Also rasch aus den Federn, duschen , anziehen, frühstücken und los geht es. Rosh hat  für mich einen Metro- und einen Stadtplan gefunden, damit dürfte ich eigentlich nicht verloren gehen.
An der Underground Station Kentish Town  kaufe ich am Schalter ein Tagesticket. Der junge Mann berät mich gut und ich spare sogar noch einige Pfund bei seinem Vorschlag. Dann wage ich mich unter die Erde in Richtung der Plattform, an der die Bahn nach Westminster abfährt. Doch was ist das? Bin ich hier wirklich in London? Ich denke dort stehen die Menschen höflich in einer Linie und warten bis sie einsteigen können! Oder ist das ein Gerücht?
Hier wird geschoben und gedrängelt – bffffft- geht die Tür zu, obwohl die Aktentasche noch draußen hängt. Bffffft- die Tür öffnet sich, Aktentasche wird eingeholt und die Tür schließt sich. Fassungslos sehe ich den überfüllten Zug an mir vorbeirauschen. Eine Minute später kommt die nächste Bahn und ich bin absolut chancenlos, die Bahn saust ohne mich los. Ob ich hier richtig bin? „Ist das der Bahnsteig für die Metro nach Westminster?“ frage ich den Herrn neben mir in Anzug und Krawatte. Überrascht schaut er von seiner Zeitung auf. „Nicht alle“ erklärt er in höflich distanziertem Ton „aber die nächste. Du musst versuchen hinein zu kommen.“ Na gut- ich habe es in China an einem Feiertag geschafft, in Japan während der Rush-hour und in Indien ebenfalls. Da werde ich mich doch nicht von ein paar britischen Bankern abwimmeln lassen. Ärmel hochkrempel, da kommt der nächste Zug- und hinein! Geschafft, ich bin drin! Der höflich distanzierte Herr mit der Zeitung hatte ebenfalls Erfolg. Er steht neben mir und liest weiter die neuesten Nachrichten. Überhaupt, England scheint sehr traditionsbewusst zu sein. Smart Phones und i phones sind in der Minderheit. Zeitung oder ein ganz normales Taschenbuch sind hier der Renner. Keine SMS und whatsapp- sondern Schlagzeilen und Romane werden in der Untergrund Bahn gelesen.

Big Ben, heute der Elisabeth Tower

Big Ben, heute der Elisabeth Tower

Nach einmal umsteigen habe ich Westminster-Station erreicht und suche den Ausgang in Richtung Themse. Oben angekommen stehe ich direkt gegenüber dem Sea Life Aquarium und dem London Eye. Sicher sehenswert, doch für heute habe ich andere Ziele. Der Big Ben- ohne ihn habe ich London nicht gesehen! Wir sind zwar gestern mit dem Auto daran vorbei gefahren, doch das ist nicht das gleiche. Das Wahrzeichen Londons – und ich stehe direkt davor! Big Ben ist die Abkürzung für „der Grosse Benjamin“ , doch seit September 2012 ist der Name nicht mehr richtig. Anlässlich des diamantenen Thronjubiläums Elisabeth II wurde der Glockenturm mit Billigung des britischen Parlaments auf den Namen Elizabeth Tower umgetauft. Doch für mich, und wahrscheinlich auch für viele Briten, ist es nach wie vor der „Big Ben“ und sein Glockenschlag gilt als die Stimme Britanniens.
Der Palast of Westminster, auch House of Parliament, ist für Touristen geschlossen. Doch auch von außen beeindruckt der 1365 erbaute Palast. Ursprünglich wurde er als Residenz der Könige von England errichtet, doch seit 1529 hat dort kein Monarch mehr gelebt. Ich mache rasch ein Foto von zwei „Bobbys“ vor dem Big Ben und überquere die Strasse zur Westminster Abbey.
Westminster Abbey gehört zur Kirche von England, ist jedoch keiner Diözese zugehörig, sondern ist eine eigenständige Kirche der britischen Monarchie. Ihr oberster Geistlicher, der Dekan von Westminster, wird direkt vom Britischen Monarchen berufen. Hier, in dieser Kirche werden die Könige von England gekrönt und einst auch beigesetzt. Zu letzterem ist es in Westminster Abbey inzwischen zu voll. 1790 wurde hier der Bruder von Georg II als letzter der königlichen Familie bestattet.

Westminster Abbey

Westminster Abbey

Ein imposantes Gebäude, mächtig und unerschütterlich wirken die Mauern auf mich. Doch nun möchte ich gern auch das Innere sehen. Es gibt zwei Warteschlangen rechts und links vor den Eingängen. An eine Kasse brauche ich vorher nicht, zu zahlen ist in der Kirche selbst. Es ist noch früh und ich habe Urlaub, also reihe ich mich in die Warteschleife ein. Erstaunlich zügig geht es vorwärts und schon 15 Minuten später stehe ich vor dem großen Tor.

Eintrittspreise im Westminster Abbey

Eintrittspreise im Westminster Abbey

Hier sehe ich nun auch das Schild mit den Eintrittspreisen…………….wie bitte? 18 Pfund Eintritt? Nur für mich? Doch ich habe richtig gelesen! Ein Erwachsener kostet umgerechnet über 20 Euro Eintritt. Sehr christlich sind die Preise aber nicht! Eingeschlossen in den Preis ist ein Audioguide sowie ein Kirchen-Plan und mit den beiden Utensilien mache ich mich auf den Rundgang.
Am Ende des Längsschiffes befindet sich das Grab des Unbekannten Soldaten, ein Denkmal, welches an die Toten des ersten und zweiten Weltkrieges gedenken soll. Rote Mohnblumen zieren das Mahnmal.
Langsam schreite ich im Strom der anderen Besucher durch die Kirche, das Längsschiff und die Querschiffe. Hin und wieder höre ich einen Reiseleiter, der seiner Gruppe erzählt welcher König wo bestattet ist. Aber ehrlich gesagt, so genau muss ich es gar nicht wissen. Wer kann sich schon merken, der wie-vielte Heinrich das war? Gut, ein Geschichtsprofessor oder auch ein Student. Aber ich bin nur ein normaler Tourist und genieße den Anblick dieses einmaligen Bauwerkes. Der Altar und die Orgel, alles ist ein wenig grösser und beeindruckender als ich es in anderen Kirchen gesehen habe.
Die Besichtigung endet im Kreuzgang und anschließend, wie fast überall, im Souvenirshop.
Als ich wieder auf die Strasse trete hat sich die leichte Bewölkung aufgelockert und es scheint die Sonne. Kein Wunder, wenn Engel reisen 😉

London, im königlichen Bereich

London, im königlichen Bereich

Ich bummle langsam weiter zu meinem nächsten Ziel, der Buckingham Palast.
Die Strassen sind hier, im Wohnbereich der königlichen Familie, rot asphaltiert.
Doch so weit ich das beurteilen kann, ist dieser Teil des Parks nicht gesperrt. Menschen gehen darin spazieren und Autos fahren hier genauso wie außerhalb des königlichen Bereichs.
Der Palast selbst wird genutzt als Wohnung für Königin Elisabeth II und ist zusätzlich Arbeitsplatz für ca. 450 Personen. Es ist gleichzeitig auch der Arbeitsbereich der Königin, es finden hier Empfänge, Audienzen und Bankette statt.
Für die Öffentlichkeit ist der Palast lediglich im August und im September geöffnet, dann hält sich die Queen traditionell in Schottland auf und der Westflügel darf von Touristen besichtigt werden. Die finanziellen Einnahmen dienten bei Beginn dieses Traditionsbruches zur Beseitigung der Brandschäden an Windsor Castle.
Der Palast und die Kostbarkeiten in seinem Inneren ist kein privates Eigentum des Königshauses , sondern gehört ,laut meinem Reiseführer, dem britischen Staat.

Reitergarde am Horse Guard Parade

Reitergarde am Horse Guard Parade

Ich komme genau zur richtigen Zeit. Die berittene Garde steht mit ihren Rappen rechts und links vor dem Horse Guard Parade. Ein toller Anblick. Die jungen Soldaten in Uniform hoch auf den schwarzen Pferden machen einen imposanten Eindruck. Sie halten sich innerhalb einer Umzäunung auf, die von Touristen umringt ist. Ohne eine Mine zu verziehen, den Blick geradeaus, lassen sie sich ablichten. Klick- klick- klick! Auch die Pferde zucken mit keiner Nüster und bewegen keinen Huf. Alles steht still- bis auf die Touristen! Diese rücken immer näher, steigen über die niedere Kette der Abzäunung, erst der eine, dann der nächste. Eine chinesische Familie möchte gerne Gruppenfotos mit Soldaten und macht noch einen Schritt rückwärts in Richtung Pferd. Ein großes „Smile“ für die Kamera!

Horse Guard Parade

Horse Guard Parade

Und dann auf einmal- ohne Vorwarnung und aus heiterem Himmel: einer der Rappen macht mit seinem Reiter einen großen Satz nach vorne in Richtung chinesisches Gruppenbild. Der Soldat ruft in gebieterischem Kasernenhofton einen kurzen Befehl auf englisch. „Huhhuhuhuh!!!!“ ist alles, was ich vor Schreck verstehe. Da soll noch mal jemand was über den deutschen Befehlston sagen! Der war noch nicht in London! Und alle Touristen innerhalb der Absperrung machen einen riesigen Sprung um sich in Sicherheit zu bringen. Gelassen und entspannt schreitet das Pferd mit seinem Reiter zurück und reiht sich wieder an seinem Platz ein. Die Menge steht stramm und knipst aus sicherer Entfernung. Kann es sein, dass sich auf die Gesichter der Soldaten ein verschmitztes Lächeln gelegt hat? Oder irre ich mich da?

Trafalgar Square

Trafalgar Square

Ich spaziere weiter, vorbei am Buckinghampalast und erreiche kurz darauf den Trafalgar Square. Dieser Platz in der Mitte von London gilt seit dem Mittelalter als zentraler Treffpunkt.
Das Denkmal in der Mitte stellt Admiral Nelson dar,der die Franzosen und Spanier in der Schlacht von Trafalgar besiegt hatte.
Hier ist am nördlichen Ende die National Gallery, doch das Kunstmuseum hebe ich mir für einen weiteren Besuch in London auf.

Downing Street

Downing Street

Ich halte mich rechts, in Richtung Big Ben, passiere die Rückseite des Horse Guards Parade und erreiche das Tor zur Downing Street. Hier sammeln sich Kamera-bewaffnete Menschen vor dem verschlossenen Tor und hoffen, einen bekannten Politiker zu entdecken. Gerade als ich auf gleicher Höhe bin kommt Unruhe auf. Eine Tür öffnet sich, die Sicherheitsbeamten geben den Wartenden Zeichen zur Seite zu gehen. Langsam öffnet sich das Tor, die Beamten verdecken die Sicht und die Spannung steigt. Da, endlich rollt ein Auto aus dem schmiede-eisernen Tor! Es ist ein weißer R5 mit der Aufschrift „Laundry Service“. Da werden des Ministers Hemden zum waschen gefahren! Wie spannend!
Inzwischen sehe ich vor mir wieder das Westminster, den Big Ben und die Themse. Es ist erst halb eins und mir bleibt genug Zeit für eine Themse-fahrt zum Tower von London.
Am Westminster Peer kaufe ich mir eine Fahrkarte und habe das Glück schon einige Minuten später mit ablegen zu können. Es ist ein kleines Boot, ich habe einen Platz ganz vorne in erster Reihe und die Sonne scheint mir ins Gesicht. Da ist nichts mehr zu verbessern, meine Füsse können sich ein wenig erholen und ich genieße die Fahrt auf Londons berühmtem Fluss.
Am Ufer sind Gebäude aus allen Epochen zu sehen und in der Ferne tauchen die Glasbauten der City auf. Es liegt hier traditionelles neben Modernem. Dort ein Haus mit Erkern und Türmchen, bei dem ich fast erwarte, das Ritter Lancelot mir aus einem der Fenster zuwinkt. Direkt daneben ein gläsernes Bürogebäude und im Hintergrund ein Wolkenkratzer.

der Tower von London

der Tower von London

Nach einer knappen halben Stunde sehe ich die Londoner Tower Bridge und damit haben wir unser Ziel erreicht, den Tower von London.
Diese Ringburg ist seit 600 Jahren eines der Touristenziele von London und hat jährlich über 2 Mio. Besucher. Die Festung diente den englischen Königen als Residenz, Waffenkammer, Zoo, Garnison und Gefängnis sowie Hinrichtungsstätte.
Heute beherbergt der Tower Ausstellungen, die britischen Kronjuwelen, Verwaltung-und Büroräume und die Wohnungen für die Yeoman Warders und ihre Familien.

Yeoman Warder

Yeoman Warder

Die Yeoman Warders sind die einstige Leibwache der englischen Könige im Tower. Heute haben sich daraus zwei Gruppen gebildet. Die Yeoman of the Guard, die heute noch die Leibwache der Königin bilden und die Yeoman Warders, welche eine Ordnungstruppe im Tower von London darstellt. Heute sind sie mehr für zeremonielle Aufgaben zuständig und üben ihren Dienst als Führer durch den Tower aus und sind damit eine eigene Touristenattraktion. Im Volksmund werden die Yeoman Warders auch die Beefeater genannt. Für die Herkunft dieses Namens gibt es verschiedene Deutungen. Die eine Version ist eine Ableitung von Buffetiers, die Bediensteten an der königlichen Tafel. Die andere Theorie sagt, das die Yeoman Warders teilweise Rindfleisch als Entlohnung für ihre Dienste erhielten.
Ich selbst kannte bisher Beefeater nur als Ginmarke. Aber da scheint der Ursprung wohl nicht zu liegen.

einstiger Hinrichtungsplatz im Tower von London

einstiger Hinrichtungsplatz im Tower von London

Ich kaufe mir ein Ticket und nach dem ersten Schreck über den stolzen Preis von 24,00 Pfund gehe ich durch das Tor und warte auf die nächste Yeoman Warder geführte Tour.
Zehn Minuten später ist es dann soweit, unsere Gruppe von ca. 15 Personen macht sich gemeinsam mit dem Yeoman Warder auf den Rundgang. Neben der Information über die Geschichte des Towers ist es auch die unterhaltsamste Führung die ich je erlebt habe. Humorvoll schildert „unser“ Yeoman das einstige Leben im Tower, die britische Geschichte und die Schicksales derer, die einst hier im Tower in Gefangenschaft waren. Für die letzteren war es natürlich nicht so humorvoll wie für uns, vor allem für die Frauen von Heinrich III wie z.B. Anne Bolin, die hier auf ihre Hinrichtung wartete. Doch der Yeoman Warder hat die 100%ig Aufmerksamkeit aller seiner Zuhörer, wenn er die Geschehnisse der damaligen Zeit bildlich schildert.

die Kronjuwelen von England

die Kronjuwelen von England

„Wer ist hier alles Brite?“ möchte unser Führer wissen. „Seht ihr, das ist unsere Geschichte!“ erklärt er mit einer ausschweifenden Handbewegung über das Gelände. „Und sind auch Amerikaner hier?“ ist seine nächste Frage. Einige nicken und der Yeoman Warder meint mit trockenem Ton : „Das könnte auch eure Geschichte sein, wenn ihr damals die Steuern bezahlt hättet!“
Der Rundgang endet in der königlichen Kapelle von St. Peter und ab hier können wir uns selbst in den für die Öffentlichkeit zugänglichen Gebäuden umsehen. Ich schaue auf meine Uhr, es ist inzwischen 14ººh , meine Zeit ist leider begrenzt. Daher gehe ich lediglich in das Gebäude, in dem die Kronjuwelen ausgestellt sind. Im Eingangsbereich werden Filme gezeigt von der Krönung Elizabeth II und anschließend diese Krone aus der Nähe zu betrachten ist schon etwas besonderes. Doch nicht nur die Krone von Königin Elisabeth ist zu sehen, die Ausstellungsräume beherbergen einen unbezahlbaren Schatz an Juwelen. Fast eine Stunde halte ich mich in diesen Räumlichkeiten auf, die Zeit vergeht wie im Fluge. Der Besuch des Towers hat sich gelohnt, es war ein absolutes Highlight meines Besuches in London. Es steht direkt an 2. Stelle……………. nach der Geburtstagsparty! Klar!!

die Tower Bridge in London

die Tower Bridge in London

Noch rasch ein Foto von der Tower Bridge und dann gehe ich auf dem kürzesten Weg zur nächsten Metrostation, die Tower Hill Station. Von hier erreiche ich mit zweimaligem Umsteigen Kentish Town.
Zuhause werde ich schon erwartet. Indira hat ein indisches Dal gekocht und für mich warm gehalten, damit ich nicht hungrig zurück nach Spanien fliegen muss. Gott sei Dank, ich habe inzwischen auch Hunger bis unter beide Arme! Danach heißt es Abschied nehmen, mein Wochenende ist leider schon vorbei. Rosh und Indira bringen mich noch bis zum Bahnhof und kurz darauf sitze ich in dem Zug nach Luton.
Diesmal wird es bestimmt nicht wieder so lange dauern, bis ich meine Freunde in London besuche. Doch das nächste Wiedersehen ist sicher erst einmal in Spanien und darauf freue ich mich heute schon.

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Über den Autor

Elke Hoppe

Vor ca. 20 Jahren bin ich von Deutschland nach Spanien ausgewandert, um auf der Sonnenseite Europas leben zu können. Doch auch von hier aus habe ich das Bedürfnis mehr von der Welt kennen zu lernen. Da es mir zeitlich und beruflich möglich ist, mache ich seit 2005 einmal im Jahr eine „große Reise“. Begleitet werde ich dabei von Edith, meiner Mutter, die vor 18 Jahre ebenfalls aus dem deutschen Regen in die spanische Sonne geflüchtet ist. Bisher hat uns unsere Reiselust nach Asien, Kenia und Peru geführt. Für das Jahr 2009 hatten wir uns für Indien entschieden und dort neben Rajasthan inzwischen auch andere Regionen besucht. Auf den Rundreisen in Indien waren wir in Begleitung von unserem Fahrer Prakash Acharya. Er ist ein zuverlässiger und informativer Reisebegleiter, den ich sehr empfehlen kann. Prakash hat sich vor einigen Jahren selbständig gemacht und falls jemand mit ihm eine Rundreise machen möchte bin gerne bereit den Kontakt herzustellen.

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