Wüsten-Trekking: Mit Kamelen durch die Sahara in Tunesien
Bericht über eine aussergewöhnliche Tunesien-Reise – ein Wüsten – Trekking mit Kamelen durch einen Teil des orientalischen Erg, der grössten Sandwüste der Welt, der Sahara.
Mit einem blubbenden Dröhnen schiebt sich aus den Lippen des Dromedars ein sackartiger, widerlich aussehender Beutel. Zunächst könnte man meinen, es handle sich um eine Kaugummiblase oder vielleicht um die Zunge. Ist es aber nicht. Es ist ein Dulaa, ein Brüllsack, der von männlichen Tieren in der Paarungszeit als Imponiergehabe zur Schau gestellt wird.
Eine Momentaufnahme unseres Wüsten-Trekkings mit Kamelen. Organisiert von dem kleinen Reiseveranstalter „der fliegende Teppich“ sind wir mit 16 Dromedaren und fünf Kameltreibern unterwegs. Das Reiten im Kamelsattel bereitet meinem Rücken genauso wenig Probleme wie die Nachtruhe im Schlafsack auf der dicken Isomatte. Auch das Gehen im Saharasand geht besser, als ich es mir vorgestellt habe.
Ali ist der Chef unserer Kamelführer. Mohamed kocht, abwechslungsreich und wirklich gut. Meschid backt dreimal am Tag Brot, Sandbrot – es besteht aus Weizenmehl, Salz und Wasser und schmeckt köstlich. Vor dem Gefühl des Knirschens zwischen den Zähnen habe ich mich gefürchtet. Doch nicht ein einziges Mal hatte ich ein Sandkorn im Mund. Solange die Glut entsteht, wird der Teig kräftig geknetet. Über einen kleinen Sandhügel legt Meschid eine grosse Decke. Daüber wird der Teig zu einem grossen Fladen geformt. Den Fladen hebt er dann vorsichtig in die Holzasche und deckt ihn mit heissem Sand zu. Der Duft dieser wunderbar schmeckenden Brote hat uns dreimal am Tag zum Essen gelockt. Beschir und sein Bruder sorgen für das Feuer und den Tee. Nie hören wir ein lautes oder gar ein böses Wort. Diese Harmonie hat sich auf uns übertragen bei dieser Wüsten-Trekkingtour mit Kamelen durch die Sahara.
Die fünf Kameltreiber finden meistens einen Pfad, auf dem man nicht einsinkt, nicht abrutscht, der einen festen Untergrund hat – vom Wind festgepresst. Wir haben die fünf Männer in der Nähe des Chott el Djerid getroffen, mitten in der Steppe, südöstlich von Douz, dem letzen Städtchen vor der Sahara. Es war uns schleierhaft, wie der Geländewagenfahrer, der uns in Djerba abgeholt hatte, diesen Treffpunkt am Rande des orientalischen Erg finden konnte. Uns Neulingen war ohnehin viel schleierhaft. Die Fragen an Ali, „Wie findet ihr euch in der Wüste zurecht? Wie findet ihr den gesuchten Ort?“, beantwortet er mit einer Gegenfrage: „Wie findet ihr euch in einer Grossstadt zurecht?“
Warum ist die Sahara so unvergesslich, so beeindruckend schön? Natürlich, die Sonnenauf- und die Sonnenuntergänge, der Sternenhimmel, davon haben wir alle schon gehört. Aber dass der Himmel wirklich so faszinierend ist in seiner Unendlichkeit, im Glanz, den diese unzählingen Sterne ausstrahlen. Wir haben ihn aus dem halboffenen Berberzelt auf dem Rücken liegend sprachlos bestaunt. Und auch die Farben des Saharasandes, die Formen der Dünen, die der Wind ununterbrochen verändert – man hat das gesehen auf Bildern, in Filmen. Aber dass das alles tatsächlich so ist. Man geht, schaut und staunt.
Wir erfahren, dass die beste Reisezeit für ein Wüstentrekking in der Sahara von Mitte Oktober bis Mitte April ist. Von Ende Dezember bis Mitte Februar kann es in der Nacht sehr kalt werden, tagsüber liegen die Temperaturen auch um diese Zeit bei 20 Grad Celsius. Unser Trekking, zu Fuss im Daharbergland und mit Kamelen durch einen Teil der tunesischen Sahara dauerte insgesamt sieben Tage, wovon wir vier in der Sahara verbrachten. Jeder Teilnehmer konnte selbst entscheiden, ob er die durchschnittliche Strecke von rund 20 km am Tag laufen oder auf dem Dromedar reiten wollte.
Bei der Oase Ksar Ghilane verabschieden wir uns von den Kameltreibern und ihren Tieren und fahren mit Geländewagen ins Daharbergland. Es erinnert mich an das Colorado-Plateau im Südwesten der USA. Die Kalksteinmassive sind wegen des geringen
Niederschlags kahl, sie sind starker Erosion ausgesetzt. So entstehen eindrucksvolle ockerfarbene Tafelberge, quarzdurchsetzt, was ihnen zu einem wunderbaren Glanz in der Sonne verhilft.
Besonders fällt uns das bei Douiret auf, wo wir im Ksar Douiret in dem kleinen, liebevoll hergerichteten Wohnhöhlenhotel von Raouf schlafen. Raoufs Mutter und seine Schwestern kochen im kleinen Restaurant vom Ksar Douiret, die anderen Brüder machen Musik – und wie bei den Kameltreibern am Lagerfeuer während unserer Dromedarkarawane haben wir nach dem Essen gesungen und getanzt.
Unser Wüsten-Trekking durch die südtunesische Sahara begann mit einem Couscous, und die endete mit einem. Auch Mohamed hat uns zweimal in der Wüste beim Méharée dieses tunesische Gericht serviert mit Lammfleisch und Gemüse. Der Beginn war in Meidelstetten auf der schwäbischen Alb. Zwölf Leute sassen um unseren Esstisch und liessen sich Ziegen-Couscous schmecken. Die Ziege, die daran glauben musste, stammte aus Zwiefalten, das Rezept aus Tunesien. Evi hat es mitgebracht. Sie lebt schon seit 15 Jahren dort mit Mourad und inzwischen mit Yakoub und Selma, den Patenkindern meiner Frau. Beim Essen konkretisiert sich die Idee ein Trekking mit Kamelen zu machen.
Fünf Monate später sitzen wir wieder zusammen beim Ziegen-Couscous, diesmal im Ksar Douiret bei Raouf, am Ende unseres Wüsten-Trekkings. Wir zogen mit Kamelen durch die Sahara und zu Fuss durch das Daharbergland von Douiret bis nach Chenini bei Tataouine. Meine bisher schönste Reise ist damit zu Ende. Aber ich werde wiederkommen.
Autor: Werner Haar
Hallo.
Ein guter Reisebericht und um so interessanter, da wir im November auch in Tunesien eine 7-tägige Sahara Trekking Tour unternehmen werden. das macht die Spannung noch größer.
Grüße Thomas
Hallo,
unsere Vorfreude wird immer größer, besonders wenn man Reiseberichte liest, die voller Begeisterung geschrieben worden sind. Auch wir werden im November bei einer 8-tägig gebuchten Trekking-Tour durch die Sahara in den Genuß der unendlichen Weite der Wüste und des tollen Sternenhimmels kommen.
Hallo,
Djerba ist wie mein 2 Zuhause jetzt im November 3 Wochen wieder.
Eine Tour durch die Sahara darf auch nicht fehlen!
Tolle Seite super von Werner Haar geschrieben, aber mit Sicherheit auch selber erlebt.
Schöne Grüße
Wurptsy
Hallo,
mitte Febr.bin ich nochmal in Djerba 2 Wochen freu mich schon tierisch!! Im Nov. Hatten wir ordentlich Sandsturm in der Wüste!!
Bis dann schöne Grüße
Wurptsy von der Insel